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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes
Autoren: Elizabeth Peters
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Unterkleider und Nachthemden entstanden nach meinen Maßen.
    Diese Woche verbrachte ich in einem Zustand halber Betäubung. Ich hatte das Gefühl, ein winziges, armseliges Kätzchen vor dem Ertrinken aus einem Teich gefischt zu haben, das sich innerhalb weniger Tage zu einem richtigen Tiger auswuchs. Soviel Verstand blieb mir gerade noch, daß ich einige praktische Schritte unternehmen konnte.
    Ich bin keine Männerfeindin, wenn ich auch dem anderen Geschlecht gegenüber immer mißtrauisch blieb. Dieses Mißtrauen schien Evelyns Geschichte zu bestätigen, doch die Sache mit ihrem Großvater bedurfte einiger Nachforschungen. Ich ging also zu unserem Konsul in Rom.
    Alberto hatte, sehr zu meiner Enttäuschung übrigens, die Wahrheit gesagt. Der Konsul kannte den Earl of Ellesmere persönlich, und er sorgte sich um die Gesundheit eines so wichtigen Mannes. Tot war er noch nicht, doch erwartete man sein Hinscheiden täglich.
    Ich erzählte dem Konsul, der schon einigen Klatsch darüber gehört hatte, auch von Evelyn. Ich hatte zwei Gründe, mit ihm über Evelyn zu sprechen: erstens den, um zu erfahren, ob ihre Verwandten nach ihr geforscht hatten, und zweitens sollte jemand über ihren Verbleib unterrichtet sein, falls man solche Nachforschungen anstellte. Der Diplomat hatte keine Anfragen vorliegen, erwartete auch offensichtlich keine, denn er kannte den alten Earl zu gut. Ich versorgte ihn also mit meiner Kontaktadresse in Kairo und überließ ihn im übrigen seinem Kopfschütteln und seinen gemurmelten Protesten, da er meine Handlungsweise mißbilligte.
    Am achtundzwanzigsten gingen wir in Brindisi an Bord des Schiffes nach Alexandria.

    2. Kapitel

    Ich will meinen verehrten Lesern die Beschreibung der Seereise und des Schmutzes von Alexandria ersparen. Jeder europäische Reisende, der seinen Namen schreiben kann, fühlt sich zur Abfassung seiner Memoiren verpflichtet, und das ist mehr als genug. Wir kamen jedenfalls ohne Zwischenfall in Kairo an und nahmen Aufenthalt in Shepheard’s Hotel.
    Jeder, der auf sich hält, wohnt bei Shepheard’s. Früher oder später trifft man dort mit Sicherheit Bekannte, und das orientalische Leben kann man bei einer Limonade von der Terrasse aus genießen. Steife Engländer reiten auf Eselchen vorüber, die so klein sind, daß die Männer ihre Füße im Straßenstaub schleifen lassen; ihnen folgen Janitscharen in prächtigen, goldgestickten Uniformen, und sie sind bis an die Zähne bewaffnet; denen folgen wiederum Eingeborenenfrauen in wallenden schwarzen und stolze Araber in wehenden blauen und weißen Gewändern, Derwische mit fantasievollem Kopfputz, Süßigkeitenverkäufer und Wasserhändler, also eine endlose, faszinierende Prozession.
    Die Kämpfe im Sudan hatten viele englische Reisende vergrämt, denn der verrückte Mahdi belagerte noch immer den ritterlichen Gordon in Khartum. Sir Garnet Wolseleys Entsatztruppe hatte Wadi Haifa erreicht und würde wohl bald den tapferen Gordon aus der Umklammerung der barbarischen Armee befreien. Man hielt es daher bei
    Shepheard’s nicht für gefährlich, nach dem Süden in Richtung Assuan zu reisen.
    Ich hegte zwar da gewisse Zweifel, doch ich wollte reisen, und das tat ich auch. Die einzige bequeme Methode, Ägypten kennenzulernen, ist die Reise auf dem Strom, denn alle bemerkenswerten Altertümer sind in dessen unmittelbarer Nähe zu finden. Ich hatte schon gehört, wie vergnüglich eine Fahrt mit einer Dahabije sei, also wollte ich sie ausprobieren. Man kann diese Boote mit allem erdenklichen Luxus ausstaffieren, soweit man ihn bezahlen kann, und bedient wird man wie ein König.
    Aber die Auswahl einer Dahabije sei ein sehr heikles und mühsames Geschäft, versicherte man mir, und man lachte schallend über meine Zuversicht, in ein paar Tagen segeln zu können. Die Ägypter, verriet man mir, seien eine faule Gesellschaft, die sich zu nichts drängen ließe.
    Ich behielt meine Meinung für mich, da mir Evelyn einen bedeutsamen Blick zuwarf. Dieses Mädchen wirkte ungemein erstaunlich auf mich; ich fürchtete, mit der Zeit könne ich sogar noch sehr sanft und mild werden. Wir waren uns darüber einig gewesen, daß sie nur als Evelyn Forbes, nicht aber unter ihrem vollständigen Namen auftreten sollte, da er zu vielen Engländern zu gut bekannt war. Wurde jemand neugierig, schützte ich regelmäßig Müdigkeit vor.
    Natürlich war Evelyn manchmal bedrückt, wenn sie an die Vergangenheit dachte, doch sie verstand es auch, die Schönheiten
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