Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord
Autoren: Theodor Muegge
Vom Netzwerk:
gestatten, um den Teekessel zu beordern, der sogleich bereit sein werde.
Als er hinaus war, legte sich Stureson in die weichen Polster zurück, nahm eine Zigarre aus dem Kistchen, die er beim Schein des Lichtes auf dem Tische mit Kennerblicken betrachtete und wenigstens gut genug fand, um sie anzuzünden, dann stützte er seinen Kopf in die Hand und schaute befriedigt umher. Das Zimmer war niedrig, wie es in diesen nordischen Breiten sein muß, aber es sah ganz wohnlich aus. Alles war Holz – Wände, Decke und Boden; allein dies Haus war von außen und innen neu, und weder in Bergen noch in Christiania hätte man ein Holzhaus zierlicher und hübscher herstellen können. Die Balkenlagen waren von außen mit übereinanderfallenden Latten benagelt und mit grauweißer Ölfarbe angestrichen, das Zimmer aber besaß eine Bretterbekleidung, und auf diese waren streifige blaue Tapeten geklebt, die mit ihren gelb und weißen Arabesken ungemein freundlich und sauber aussahen.
Jedenfalls bin ich hier gut aufgehoben, sagte sich der Landrichter, und dieser Kaufmann am Senjenöesund muß einer von den reichen sein, von denen man mir allerlei Mirakel erzählt hat. Er dachte darüber nach, daß er gehört hatte, wie nicht selten die Wohlhabenheit der Besitzer solcher Kramstellen in dem Dunkel der Fjorde bis zu wirklichem Reichtum steigen sollte und daß auf öden Klippen von diesen Fischhändlern Schätze aufgehäuft wurden, welche gebildeten Leuten erlaubt hätten, in den größten Städten Europas mit allem Komfort zu leben.
Mitten in seinen Betrachtungen kam jedoch Christie Hvaland zurück, und zwar im Scheine einer großen Astrallampe, die er in der Hand trug. Hinter ihm erschien dann eine junge Dirne mit langen blonden Doppelflechten, die ihr bis auf den Rücken niederfielen, und diese trug einen blanken Teekessel von Tombak auf einem Brett von demselben Metall. Das Wasser kochte durch eine Spirituslampe; eleganteres Teezeug hatte Stureson selbst im Süden in den besten Häusern nicht gesehen.
»Nun, Sorenskriver«, sagte der Kaufmann vertraulich, »macht es Euch bequem und seid nochmals willkommen im Hause! Mischt Euch ein Glas, wie es Euch beliebt, Toddy von Madeira, Wein oder Grog, wie es sich paßt. Schade, daß es nicht früher am Tage ist, um den Pfarrer aus Talvige und den Vogt von Oernen einzuladen, uns Gesellschaft zu leisten. Aber wir wollen frohe Zeit erleben und darauf anstoßen als norwegische Männer von gutem Blut!«
Das war der Eingang zur näheren Bekanntschaft zwischen den beiden Männern, welche bald Wohlgefallen aneinander zu finden schienen und mit jedem neuen Glase sich lebhafter unterhielten. Dem Landrichter war es angenehm, sogleich einen Mann zu finden, der ihm mancherlei Aufschlüsse über den bedeutenden Gerichtssprengel geben konnte, der zu seiner Botmäßigkeit gehörte, und Christie Hvaland war die rechte Quelle, um genaue Nachrichten über Personen und Zustände einzuziehen. Sein Großvater sowohl wie sein Vater hatten Handelsstellen in Nordlandsamt gehabt und waren angesehene wohlhabende Leute gewesen. Er selbst war hier am Platze geboren und kannte alle Verhältnisse aufs beste. Die kalte zähe Schlauheit und Härte des echten Kaufmanns aus den Fjorden spiegelte sich in seinen Mitteilungen wider, und da er bald sah, mit wem er es zu tun hatte, mit einem ebenso klug rechnenden, zugänglichen, seine Vorteile begreifenden Freund, hatte er keine Sorge, ihm manches Wort zuzureden, aus dem sich Nutzen ziehen ließ.
»Es mag wohl sein«, sagte er, »daß sich im Süden leichter leben läßt, aber lustiger und angenehmer kann niemand leben als der Sorenskriver am Malanger Fjord, wenn er vom guten alten Schlage ist.«
»Das denk ich zu beweisen«, rief Stureson lachend, »niemand kann williger sein, mit guten Freunden auszuhalten, solange es ihnen gefällt!«
»Will's glauben«, fuhr der Kaufmann beifällig fort, »und findet hier viele feine Leute, die Euer Nest warm halten und mit Eiderdaunen ausstopfen werden. Verdammt seien die Neuerungen! Bin kein Freund davon und von den Dummköpfen, die im Storthing sitzen und jährlich Gesetze und Verordnungen aushecken, von denen sie nichts verstehen. Seht zu, Herr Stureson, wie Ihr damit fertig werdet, aber je weniger Ihr davon haltet, um so besser. Habt einen mächtig großen Distrikt, von Hindöen herauf bis an den Baisfjord, und all die Inseln dazu, bis hinaus nach Andöen. Schützt uns bei unseren Rechten, haltet fest mit uns zusammen und jagt die Schlucker
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher