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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein
Autoren: Mary Burton
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einzuschalten, fehlten die Beweise.»
    «Also haben wir einen siebenundzwanzig Jahre alten Totenschein und keine Leiche, die man nochmal untersuchen könnte.»
    «Ja. Genügend Beweise, um die Akte zu schließen, aber nicht genug, um den Fall zu lösen.»
    «Zumindest erklärt das, weshalb Kendall und Adrianna sich so ähnlich sehen.» Als er sie kennenlernte, hatte Gage Adrianna deswegen aufgezogen. Sie hatte gesagt, das habe sie schon häufig gehört.
    «Wann hast du Adrianna Barrington eigentlich kennengelernt?», fragte Vega.
    «Nach dem Autounfall habe ich mit ihr gesprochen. Ich hatte gehofft, ihr Mann hätte ihr etwas über Rhonda Minor erzählt.» Die Affäre behielt er für sich. Das war Schnee von gestern, und er wollte nicht als voreingenommen gelten.
    Doch damals, nach dem Unfall, war der Fall Minor ein Vorwand gewesen. In Wahrheit wollte er wissen, wie es Adrianna ging.
     
    Er war damals zum Mercy Hospital gefahren und hatte Adrianna auf der Säuglingsstation entdeckt, vor der Glasscheibe, hinter der die Neugeborenen lagen. Sie trug einen Morgenmantel. Das dichte blonde Haar fiel über ihre schmalen Schultern. Auf den hohen Wangenknochen erkannte man noch die Prellungen, die der Airbag hinterlassen hatte. Der Rest ihres Gesichts war blass und ungeschminkt.
    Gage räusperte sich. «Adrianna?»
    Adrianna regte sich nicht.
    «Adrianna?»
    Hellblaue Augen richteten sich auf ihn – ein gereizter und dann verwunderter Blick. «Gage? Was tust du denn hier?»
    Von den Krankenschwestern hatte er erfahren, dass Adrianna im dritten Monat schwanger gewesen war und nach dem Unfall eine Fehlgeburt hatte. Mitgefühl und Sehnsucht vermischten sich in seiner Brust. «Es geht um einen Fall. Die Stationsschwester hat mir gesagt, dass ich dich hier finden würde.»
    «Und weiter?»
    «Was machst du hier unten?»
    «Ich schaue mir die Babys an.» Ihr Blick kehrte zu den Säuglingen zurück. Adrianna war großgewachsen. Mit steifem Rücken stand sie da, aufrecht und eisern bemüht, ihren Schmerz zu verbergen.
    Gage verspürte das Bedürfnis, sie zu berühren, und steckte seine Hände vorsichtshalber in die Hosentaschen. «Ich weiß Bescheid», sagte er. «Das mit dem Baby tut mir leid.»
    Sie wandte sich um. Für einen Moment sah er die Trauer in ihren Augen.
    «Wie geht es dir?»
    «Ich werde es überleben.»
    Gage suchte nach tröstlichen Worten, fürchtete aber, er würde nur hölzern klingen. «Was haben die Ärzte über deinen –ähm – über Craig gesagt?» Das Wort «Ehemann» brachte er nicht über die Lippen.
    Adrianna betrachtete die Säuglinge. «Ich warte noch auf die letzten Testergebnisse.»
    «Das muss hart sein.»
    «Hart?» Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln, doch als sie ihn ansah, stand ihr die Sorge im Gesicht. «Ich habe meinen Sohn verloren. Mein Mann hängt an einer Beatmungsmaschine und weiß der Henker wie vielen Monitoren. Ich warte darauf, dass die Ärzte mir sagen, ob Craig in Zukunft vor sich hin vegetiert oder nicht. Ja, das ist tatsächlich hart.»
    Gage hätte sie gern in die Arme geschlossen, doch seine Hände blieben in den Taschen.
    Adrianna umklammerte ein zerknülltes Papiertaschentuch. Die Schwestern hatten Gage berichtet, dass Craigs Freunde und Bekannte nur auf einen Sprung vorbeigekommen seien und Adrianna sie tröste. Nur für sich selbst habe sie keinen Trost.
    «Hast du denn niemanden in deiner Familie oder unter deinen Freunden, der herkommen und dir Beistand leisten kann? Was ist mit deiner Mutter?»
    Adrianna seufzte. «Ich danke dir für deine Sorge, Gage, aber ich komme zurecht.»
    Doch dann gab etwas in ihr nach. Tränen traten ihr in die Augen und liefen über ihre Wangen. Gage beugte sich vor. «Adrianna, dir geht es nicht gut. Das sehe ich doch.»
    Adrianna hörte das Mitgefühl in seiner Stimme und wischte sich die Tränen ab. «Ich werde halt einen Fuß vor den anderen setzen.»
    Sie hatte es ohne Selbstmitleid gesagt. Gage runzelte die Stirn. «Wann hast du eigentlich zum letzten Mal gegessen?»
    Sie zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung.»
    «Ich hole dir was aus der Cafeteria. Wie wäre das?»
    Adrianna versteifte sich. Gage konnte förmlich sehen, wie sie sich wieder zurückzog. «Nicht nötig. Bitte, geh. Du hast hier nichts zu suchen.»
    Einer der Säuglinge fing an zu schreien. Adrianna wandte sich ab und schaute durch die Glasscheibe.
    Aber Gage war noch nicht bereit zu gehen. «Da ist noch etwas. Es geht um eine Frau, die verschwunden
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