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Am Anfang ist die Ewigkeit

Am Anfang ist die Ewigkeit

Titel: Am Anfang ist die Ewigkeit
Autoren: Trinity Faegen
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besucht. Aber da niemand etwas davon erfahren hatte, konnte ihr auch niemand deswegen die Hölle heißmachen. Doch der heutige Abend war etwas völlig anderes. Alle würden erfahren, wo sie gewesen war. Freiwillig zu einer Versammlung der Ravens zu gehen, war sozialer Selbstmord, ganz egal, ob sie sich entschloss, Mitglied zu werden oder nicht. Allein die Tatsache, dass sie die Einladung angenommen hatte, war ein eindeutiges Signal. Nach dem heutigen Abend war sie entweder ein Raven oder ein Niemand. Bis morgen hätte sie etliche Freunde verloren, die anderen würden hinter ihrem Rücken über sie tuscheln und Smith Hadwicks Party am Freitagabend konnte sie sich auch abschminken – genau wie jede noch so kleine Chance, die sie vielleicht bei Tyler Hudson gehabt hatte.
    Die Ravens taten immer wahnsinnig geheimnisvoll und machten sogar um die Einladung zu ihren Versammlungen einen riesigen Wirbel. Doch nachdem Smith Hardwick das Ganze als kompletten Blödsinn abgetan hatte, hatten bis auf die Sonderlinge und Außenseiter alle das Interesse verloren. Nur die wirklich hoffnungslosen Fälle wollten noch bei den Ravens Mitglied werden, sonst niemand.
    Â»Damit du gleich Bescheid weißt«, sagte Sasha zu Missy, nachdem sie eingestiegen war, »wenn du mich angelogen hast, werde ich stinksauer.«
    Missy steuerte die Bay Bridge an. »Ich hab nicht gelogen, ich schwöre. Du wirst es nicht bereuen.«
    Â»Dann kannst du ja aufhören rumzueiern und mir endlich verraten, was Eric von mir erwartet. Was muss ich tun, damit er mir sagt, was ich wissen will?«
    Â»Nicht Eric. Eryx. Und es ist ganz einfach … ehrlich, überhaupt nichts Besonderes. Du sagst einfach, dass du bereit bist, ihm zu folgen und andere Leute zu finden, die sich ebenfalls anschließen wollen. Schon kriegst du, was du willst. Und wenn du mir nicht glaubst, dann schau mich an. Ich war früher mal richtig dick, weißt du noch?«
    Sasha blieb stumm, aber natürlich wusste sie es noch. Missy war ein Fettklops gewesen, seit sie in der vierten Klasse an die St. Michael’s gekommen war. Aber als das letzte Schuljahr begonnen hatte, hatte sie sich völlig verändert. Mit einem Schlag war sie jedermanns Liebling gewesen. Das hässliche Entlein hatte sich in einen wunderschönen Schwan verwandelt und wurde zu jeder Party eingeladen. Ein paar unbestreitbar heiße Jungs wollten sogar Dates mit ihr haben, selbst Smith Hardwick. Aber dann wurde bekannt, dass sie bei den Ravens eingetreten war, und schon fand sie sich in dem Sumpf wieder, aus dem sie gekrochen war.
    Â»Nur wegen Eryx habe ich so abgenommen. Er hat mein Leben verändert.« Sie warf Sasha einen raschen Blick zu, dann bog sie in eine Seitenstraße ein, die zur Embarcadero führte. »Er kriegt garantiert raus, wer deinen Dad ermordet hat. Du musst nichts weiter tun, als einzutreten.«
    Â»Wie denn?«
    Â»Du legst ein Gelübde ab und dann …«
    Â»Ich meine, wie kriegt er das raus?«
    Missy sah über die Schulter, während sie rückwärts einparkte. »So ganz genau weiß ich das auch nicht, aber wenn er es kann, dann ist es doch egal, wie er es macht, oder? Du musst nur an ihn glauben.«
    Seit ihrer Kindheit hatte Mum Sasha einmal pro Woche mit in die russisch-orthodoxe Kirche genommen. Ihr Glaube galt ausschließlich Gott, nicht irgendeinem komischen Typen namens Eryx, aber das sagte sie natürlich nicht. Missy hätte das garantiert nicht gefallen und vielleicht hätte sie Sasha sogar wieder nach Hause gefahren und die Einladung zurückgenommen. Die Ravens hatten mit Gott nichts am Hut. Einige behaupteten sogar, sie würden Satan anbeten. Aber nach allem, was Missy so erzählte, stimmte das auch nicht so ganz. Worum es bei dem Ganzen tatsächlich ging, würde sie schon noch herausfinden. Wenn Eryx, wer immer er auch sein mochte, über irgendwelche geheimnisvollen Kräfte verfügte, mit deren Hilfe sie dahinterkommen konnte, wer ihrem Dad das angetan hatte, war sie mehr als bereit, irgendein dämliches Gelübde abzulegen. Es waren ja nur Worte. Gott wäre unter den gegebenen Umständen bestimmt nachsichtig.
    Im Grunde hörte sich das alles nach einem großen Haufen Hühnerkacke an. Aber sie musste es versuchen, sie musste wissen, wer Dad erschossen hatte. Sie stellte sich vor, wie er in seinem Hotelzimmer in Moskau saß, wie er den Kopf hob, als
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