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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda
Autoren: Magdalen Nabb
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Exklusiv-Interview zu bewegen:
    »Sind Sie zufrieden, Signor Ministro?«
    »Womit?«
    »Mit dem Ausgang der Brunamonti-Entführung.«
    »Natürlich bin ich froh, daß wir das Opfer befreien konnten. Die Contessa Brunamonti ist wieder glücklich mit ihrer Familie vereint.«
    »Und die Kontroverse darüber, wie diese Rettung zustande kam?«
    »Was für eine Kontroverse?«
    »Nun, wie aus gewissen Kreisen verlautet, hätten die Entführer die Contessa nicht ohne Erfüllung ihrer Lösegeldforderung freigelassen. Andererseits berichteten die Florentiner Zeitungen vor nur wenigen Tagen, ein Sprecher der Familie habe beteuert, sie könnten die fragliche Summe nicht aufbringen.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, Gerüchte zu kommentieren, die von der Presse in Umlauf gebracht werden.«
    »Aber der nämliche Sprecher des Hauses Brunamonti bekannte ferner in einem bereits veröffentlichten Interview, daß die Familie mit den Behörden zusammenarbeite und im Gegenzug dafür auch mit staatlicher Unterstutzung rechne.«
    »Ich weiß nicht, was Sie darunter verstehen. Wir haben die Geisel befreit und drei Mitglieder der Entführerbande verhaftet. Und jetzt konzentrieren wir uns darauf, ihre beiden noch flüchtigen Komplizen aufzuspüren. «
    »Verzeihen Sie, wenn ich da noch einmal nachhake, aber wie hat sich die Rettungsaktion abgespielt? Kam die Festnahme bei einer fingierten Geldübergabe zustande? Und, Signor Ministro: Sind die Männer, die von den Carabinieri gefaßt wurden, geständig?«
    »Ich bitte Sie! Sie wissen doch genau, daß ich Ihnen darüber in diesem Stadium keine Auskunft geben darf.«
    »Erpresserischer Menschenraub ist offenbar immer noch ein lukratives Geschäft, sonst hatten wir in jüngster Zeit nicht wieder so viele Entführungsfälle zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund kann man die Besorgnis der Bürger verstehen, die monieren, daß überführte Geiselnehmer zu gering bestraft bzw. vorzeitig aus der Haft entlassen werden. Sehen Sie da nicht auch Handlungsbedarf, Signor Ministro?«
    »Also, ich darf zunächst einmal festhalten: Dieser Fall ist aufgeklärt, die Geisel ist frei, wir haben mehrere Festnahmen zu verzeichnen und hegen die berechtigte Hoffnung, aufgrund der Recherchen unserer Ermittler auch die noch flüchtigen Täter dingfest machen zu können. Soviel zum konkreten Fall. Was nun etwaige Gesetzesänderungen betrifft, so wird man darüber zu gegebener Zeit und an geeigneter Stelle beraten. Diskussionen über eine Revision der Begünstigungen im Strafvollzug sind zwar bereits im Gange, aber soweit es speziell Geiselnahme und Erpressung betrifft, müssen wir natürlich die vom Verfassungsgericht vorgegebenen Richtlinien respektieren, und das um so mehr, als diese Vergehen ausnahmslos von vernetzten Banden verübt werden und demzufolge dem organisierten Verbrechen zuzuordnen sind.«
    »Dann sollten für diese Banden also die gleichen Gesetze gelten wie für die Cosa Nostra?«
    »Das kann man so sagen, ja. Räuberischer Menschenraub und Erpressung fallen ebenso in den Bereich des organisierten Verbrechens wie die Straftaten der Mafia. Gegen dieses professionelle Bandenwesen ist unser Strafvollzug noch ziemlich machtlos.«
    »Und wie wird es jetzt weitergehen?«
    »Also, jetzt feiern wir erst einmal die glückliche Befreiung der Contessa Brunamonti, das ist doch klar!«
    »Klar ist, daß er vor Wut gekocht hat.« Der Capitano schob dem Maresciallo die Zeitung über den Tisch. Er wußte, daß der Minister die gleichen Fragen schon dutzendfach beantwortet und dabei zweimal die Beherrschung verloren und das Falsche gesagt hatte. Die Ironie dabei war: Wäre der Vorwurf, der Staat habe das Lösegeld gezahlt, berechtigt gewesen, dann hätte er sich entsprechend präpariert und die Nerven behalten. So aber stand er der sensationsgierigen Presse ziemlich hilflos gegenüber. In seinen Dossiers war nur von vertraulichen Informationen die Rede, die zur Aushebung des Verstecks geführt hätten. Wem wäre da eine hübsche kleine Skandalgeschichte nicht lieber gewesen? Und wer sollte Histörchen glauben wie die vom strategisch günstigen Tiefschlaf der Geiselwächter, die nicht mal geblinzelt hatten, als man ihnen Handschellen anlegte? Man hatte sich darauf geeinigt, diesen Teil der Geschichte wegzulassen, da er ohne Salis’ heimliche Mitwirkung an der Operation gar zu sehr nach Ammenmärchen klang. Aber nicht einmal das übrige kaufte man ihnen ab. Weder die Presse noch die Opposition und auch die Öffentlichkeit
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