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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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Räder fallen und stapften davon. Alle im Wohnwagen lauschten angstvoll den schweren Schritten. Erst als nichts mehr zu hören war, kein Knarren, kein Knirschen, kein hölzernes Lachen, rappelten sie sich hoch und sahen sich um.
    Julebukk seufzte und hob ein zerbrochenes Räuchermännchen hoch. »Viel Arbeit, liebe Freunde. In die Werkstatt trau ich mich gar nicht.«
    »Ihr wolltet ja nicht auf mich hören!«, schimpfte Matilda, die die Scherben ihrer Lieblingsschüssel aufsammelte. »Nein, ihr wusstet es besser!«
    »’tschuldigung!«, murmelte Ben. Alles, was Julebukks Bruchlandung überstanden hatte, war jetzt auch kaputt, Julebukks Kaffeekanne, die meisten Kerzenleuchter, die winzigen Koboldtassen und Matildas Engelsgeschirr.
    »Es tut uns furchtbar leid!«, sagte Charlotte leise. Sie saß immer noch auf dem Fußboden. Von ihrem Koboldmantel tropfte der schmelzende Schnee.
    »Ach was, ich bin schuld«, sagte Julebukk. »Ich hätte es besser wissen sollen!« Er hob einen zerbrochenen Blumentopf auf. »Aber wisst ihr was? Es hat auch Spaß gemacht, diese Kerle zu ärgern. Oder nicht?«
    »Spaß? Das nennst du Spaß?« Wütend hielt Matilda ihm die Scherben ihrer Teekanne vor die Nase.
    »Aber Matilda.« Julebukk strich ihr mit dem Finger übers Haar. »Das ist Engelsgeschirr, das wächst doch wieder zusammen. Nein, nein, ihre dummen Gesichter, als sie vor der Koboldfackel standen …« Er kicherte. »Das war wirklich zum Schieflachen!«
    »Und der Schnee?«, fragte Charlotte und zeigte auf die Schneemaschine, die leise schnurrend auf dem Tisch stand. »Wir waren bestimmt nicht lange genug draußen, was?«
    »Och!« Julebukk horchte an der Maschine. »Ich glaube, es könnte reichen. Der Schnee wird vielleicht nicht zehn Meter hoch fallen, aber schneien wird es. O ja, noch diese Nacht!«
    »Noch diese Nacht?«, fragte Ben ungläubig. Nach all der Aufregung konnte er an so viel Glück kaum glauben.
    Julebukk nickte.
    »Juhuu!«, rief Charlotte, sprang auf und machte einen kleinen Freudentanz um Sternschnuppe herum.
    Aber Ben dachte nur: Es wird schneien und da muss ich mit meinen Eltern in die Sonne.

Schnee
    Julebukk hatte recht. Am nächsten Morgen um vier begann es zu schneien. Erst waren es nur ein paar Flocken, die zur Erde trudelten. Dann wurden es mehr und mehr, bis sie so dicht fielen, dass selbst die Luft aus Schnee gemacht schien. Weiß wurden die Dächer, weiß die schwarzen Zweige, weiß der graue Asphalt. Der Schnee fiel und die Welt wurde stiller. Als Ben um sieben Uhr aufstand, lag der Schnee mehr als einen halben Meter hoch. Schlitten fahren, dachte Ben, Schneeballschlacht. Eis laufen, Schneemann bauen! Pfeifend sprang er die Treppe runter zum Frühstück.
    Seine Eltern hatten weniger gute Laune. »So ein Mist!« Bens Vater zog sich gerade seine Winterstiefel an. »Ben, komm bitte mit raus. Du musst das Auto freikratzen, während ich Schnee schiebe. Los, los, ich hab’s eilig!«
    »Ja, ja«, brummte Ben, zog sich an und stolperte nach draußen. Es schneite immer noch. Verzückt blieb Ben stehen und ließ sich die weichen Flocken aufs Gesicht rieseln.
    »Was wird das denn?«, rief sein Vater und schob den Schnee von der Einfahrt. »Willst du da festfrieren? Mein Gott, bin ich froh, dass ich hier bald wegkomme!«
    Bens gute Laune verschwand so spurlos wie die Straße unterm Schnee. Mit grimmigem Gesicht kratzte er die Windschutzscheibe frei.
    »Jetzt guck sich einer das an!« Bens Vater stand am Gartentor, den Schneeschieber wie einen Speer in der Hand, und starrte auf die verschneite Straße. »Die schaffen es nicht mal, die Straße zu räumen! Großartig! Fehlt nur noch, dass sie den Notstand ausrufen. Wie soll man da zur Arbeit kommen?«
    Ben kicherte.
    »Wirklich sehr komisch!« Sein Vater schmiss den Schneeschieber hin. »Woher kommt eigentlich dieses kitschige Glitzerzeugs in den Zweigen? Deine Mutter kommt vielleicht auf Ideen!« Er stapfte zu dem Busch, in den Julebukk seine Nordpolglühwürmchen gestreut hatte.
    »Lass sie!«, rief Ben und ließ den Kratzer fallen, aber sein Vater griff schon nach dem untersten Zweig und schüttelte daran. Julebukks Glühwürmchen schwebten davon. »Nein!«, rief Ben und hielt seinen Vater am Ärmel fest. »Nein, lass das, das sind meine!«
    »Ach so? Na, wunderbar! Dann machst du es auch weg. Kannst du dir nicht denken, dass so was den teuren Strauch kaputtmacht, hm?« Bens Vater riss sich los. »Was ist denn das für ein Zeug?« Er reckte sich nach den
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