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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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Trotzdem versucht er auch weiterhin mit ungebrochener Kraft, die Zähne ins eigene Fleisch zu schlagen.

SCHLUSSBERICHT AN SCOTLAND YARD
     
    An das Innenministerium
    Vorschläge im Fall Roderick Ashton, Esquire
     
    Angesichts der Aussage von Dr. Philip J. Mortimer, dessen Reputation als psychiatrische Kapazität anzuzweifeln uns nicht anstehen würde, und seiner Erklärung, daß er eine wissenschaftliche Veröffentlichung über die Entstofflichungspsychose Roderick Ashtons plant, die voraussichtlich von seinen Kollegen in aller Welt gelesen wird, schlage ich vor, seine Diagnose offiziell anzuerkennen, Roderick Ashton für unheilbar geisteskrank zu erklären und alle sonstigen Zeugenaussagen dieses Falles unter strengster Geheimhaltung zu archivieren.
    Um zu verhindern, daß die alten Gewölbe Ashton Castles je wieder betreten werden, schlage ich des weiteren vor, den Landsitz zu enteignen und das Gelände unter Naturschutz zu stellen, was der Krone eine Handhabe böte, allein über den Besitz zu verfügen. Eventuell könnten die unterirdischen Räumlichkeiten unter strikter Geheimniswahrung saniert, bei Bedarf mit geeigneten technischen Mitteln abgestützt und fortan zur Einlagerung militärischer Güter benutzt werden. Dadurch wäre jedem künftigen Mißbrauch zuverlässig vorgebeugt.
    Zur Gewährleistung des Schweigens aller restlichen Zeugen halte ich es dringend für angebracht, sie in Person vor den Innenminister zu zitieren, der an ihre Loyalität zur Krone appellieren und sie unter Androhung härtester Strafen zum absoluten Schweigen verpflichten sollte.
    Was die ausländischen Zeugen im Fall Ashton angeht, so habe ich, was den amerikanischen Staatsbürger Mr. O’Farrell anbelangt, den Eindruck, es ist darauf Verlaß, daß er sich an den geleisteten Schweigeeid hält. Mr. O’Farrell ist als mehrfacher Millionär und Gentleman nicht im mindesten an einer öffentlichen Verwicklung in peinliche Angelegenheiten interessiert.
    Im Falle des Zeugen Lovecraft, gleichfalls amerikanischer Staatsbürger, ist festzuhalten, daß unsere Polizeiagenten seine Briefe an seinen amerikanischen Kollegen Frank Belknap Long allesamt bei der Post abgefangen und beschlagnahmt haben. Das Außenministerium hat Mr. Lovecraft nachträglich von dieser Maßnahme in Kenntnis gesetzt und ihn auf vollkommenes Stillschweigen vereidigt. Da er amerikanischer Staatsbürger ist, habe ich zwar stärkste Bedenken, ob diese Sicherheitsvorkehrung ausreicht, obwohl Mr. Lovecraft fortwährend die Vermessenheit hat, sich selbst einen Gentleman zu nennen, doch ist anzunehmen, daß man eine eventuelle Veröffentlichung seiner Erlebnisse auf Ashton Manor angesichts seiner bisherigen schriftstellerischen Tätigkeit sehr wahrscheinlich für reine Phantasterei hält. Welcher vernünftige Mensch würde eine Geschichte ernstnehmen, die in einer Zeitschrift mit dem Titel Weird Tales erscheint?
     
    Thornhill
    Superintendent

1. Dezember 1923
     
    Verehrter Sir Mycroft,
    Ihre für das Kabinett bestimmte Denkschrift über den Fall Ashton habe ich mit größter Genugtuung gelesen. Man kann Ihre Strategie, öffentlichem Aufsehen vorzubeugen und Schaden für die britische Aristokratie und unser Weltreich abzuwenden, indem Sie einen versponnenen Wicht wie diesen amerikanischen Schundschmierer Howard P. Lovecraft, dem kein ernstzunehmender Zeitgenosse jemals ein Wort glauben wird, für die schriftliche Verniedlichung der widerlichen, ja skandalösen Vorgänge auf Ashton Manor eingespannt haben, ohne daß er es ahnt, tatsächlich nur als genial einstufen. Es stünde wahrlich besser um das Commonwealth, säßen mehr scharfsinnige und kluge Männer wie Sie in unseren Ministerien.
    Was mich betrifft, so sind die Arbeiten an meinem Buch zur Würdigung der Taten meiner Vorfahren nahezu abgeschlossen, und es steht zu erwarten, daß ich schon im kommenden Jahr aktiv in die Politik zurückkehren werde. Sicherlich können wir dann gemeinsam noch manches Ding drehen.
     
    Mit vorzüglicher Hochachtung
    stets der Ihre
    Winston Churchill
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