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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Moriarty
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sind ziemlich robust«, sagte Maureen jedes Mal, wenn Ellen sich wegen irgendetwas sorgte, und Ellen würde am liebsten antworten: »Soll das ein Witz sein? Babys können im Schlaf sterben !«
    Einmal, als Anne zu Besuch war, kam Ellen aus dem Kinderzimmer, wo sie nach Grace gesehen hatte, und sagte: »Ich liebe sie so sehr, es ist …«
    »… kaum auszuhalten«, ergänzte ihre Mutter. »Ich weiß. Das wird auch nicht besser werden. Aber man lernt, damit zu leben.«
    Ellen sah ihrer Mutter in die Augen, die sie jetzt stets an die Augen ihrer Tochter erinnerten. Sie hatte immer gewusst, dass Annes grimmige, zornige Art, sie anzusehen, verbergen sollte, wie sehr sie sie liebte, so als ob Liebe eine Schwäche wäre. Das war einer der liebenswerteren Fehler ihrer Mutter. Könnte sie doch mehr so sein wie ich – offen für die Liebe!, dachte Ellen.Jetzt wurde ihr klar, dass ihre Mutter sich weniger gegen die Liebe sträubte, als dass sie sie aushielt. Jetzt wusste sie aus eigener Erfahrung, wie sehr man lieben konnte, so sehr, dass es wehtat. Sie konnte den Schmerz spüren, in der Mitte ihrer Brust.
    Zum Glück holten die banalen Pflichten der Mutterschaft sie jedes Mal auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn ihre Gefühle sie zu überwältigen und geradezu überirdisch zu werden drohten. Man konnte nicht sentimental werden, wenn man mit einer prallvollen Windel konfrontiert wurde oder sich mit der Frage herumschlug, warum Avocado und Hüttenkäse plötzlich verweigert wurden, oder in einem fort rätselte: Ist sie jetzt müde oder hungrig, oder zahnt sie? Was hat dieses monotone »wäääh, wäääh, wäääh« bloß zu bedeuten, und wie können wir es abstellen?
    »Ich werde mit ihr und Jack an den Strand gehen«, sagte Patrick. »Jack hockt mir viel zu oft vor dem Computer.«
    »In Ordnung.« Ellen nickte. »Gracies Hut liegt auf der Schubladenkommode, und die Sonnencreme ist …«
    »Wir haben alles unter Kontrolle«, fiel Patrick ihr ins Wort.
    »Gut. Es ist ein bisschen windig, daher …«
    »Ellen! Ein bisschen mehr Respekt vor dem Vater, okay?«
    »Okay. Bloß … Ja, okay, alles klar.«
    »Oh, das bringt sie schier um«, sagte Patrick zu dem Baby. »Sie hat noch so viel zu sagen. So viele Anweisungen zu geben.«
    Ellen verdrehte die Augen. »Ich zieh mich dann mal um.« Sie trug Jeans und ein nicht mehr ganz so sauberes T-Shirt. »Viel Spaß, ihr zwei.«
    Patrick hob Grace’ Händchen und winkte. »Tschüs, Mummy!«
    Ellen betrachtete die beiden Augenpaare, die auf sie gerichtet waren. »Ihre Augen haben die gleiche Form wie deine. Die Farbe ist von Mum, aber die Form von dir.«
    »Zum Glück hat sie die kahle Stelle nicht geerbt.« Er beugte seinen Kopf. »Siehst du?«
    Ellen ging hinaus auf den Flur, hielt dann inne und lief noch einmal zurück. »Falls du ihr blaues Strickjäckchen suchst, es ist in der Tasche neben der Haustür, das wollte ich nur noch gesagt haben!«, sprudelte sie hervor.
    Als sie die Treppe hinaufging, hörte sie Patrick brummeln: »Sie kann nichts dafür, Gracie. Sie kann einfach nicht anders.«
    Zwanzig Minuten später hatte sie sich umgezogen und stand in ihrem Arbeitszimmer am Fenster, die Hand auf dem Vorhang, den Patrick aufgehängt hatte. Sie konnte ihn über den Strand gehen sehen, das Baby auf seiner Hüfte, einen kleinen Sonnenschirm unter den Arm geklemmt, den Riemen der Strandtasche über derSchulter. Jack ging vor ihm her, rückwärts, wahrscheinlich versuchte er, Grace zum Lachen zu bringen. Ellen blinzelte, um besser sehen zu können. Patrick hatte dem Baby das blaue Strickjäckchen angezogen.
    Sie beobachtete, wie sie nahe am Wasser stehen blieben. Patrick reichte Jack das Baby und kniete sich dann hin, um ein Loch für den Strandschirm zu graben. Er verankerte ihn stets so sorgfältig im Sand, dass er wahrscheinlich nicht einmal bei einem Wirbelsturm davonfliegen würde.
    »Nun mach schon«, murmelte sie vor sich hin. »Sie ist in der prallen Sonne.«
    Patrick hörte auf zu graben und schaute zum Haus hinauf, als hätte er sie gehört. Er schwenkte beide Arme über dem Kopf wie vom Gipfel eines Berges. Ellen lachte und winkte zurück.
    Sogar die Art, wie er sich bewegte, hatte sich verändert: Er war viel lockerer geworden. Ein Jahr war seit dem letzten Kontakt mit Saskia vergangen, und mit jedem Monat war Patrick entspannter, glücklicher, zuversichtlicher geworden, weniger reizbar und nur noch selten zornig. Wenn er im Haus werkelte, sang er Countrysongs mit
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