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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Moriarty
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es gut. Mein Gips kommt nächste Woche runter.
    Dad erlaubt nicht, dass ich dich besuchen komme. Tut mir leid.
    Alles Liebe von Jack.
    PS: Ich erinnere mich an unsere Städte aus Knetmasse. Die waren wirklich super.
    PPS: Hier ist eine neue Glücksmurmel für dich, weil ich die andere doch verloren habe.
    Ich schaute in den Umschlag. Ich nahm die Murmel heraus, hielt sie gegen das Licht und betrachtete das ausgeklügelte Muster ineinanderfließender Farbkleckser. Mir verschwamm alles vor den Augen.
    Ich weinte lange. Kein herzzerreißendes Schluchzen, nichts als stille, reinigende Tränen, wie ein leichter, anhaltender Regen an einem Sonntagnachmittag.
    Als meine Tränen endlich versiegten, putzte ich mir die Nase und machte das Licht aus. Ich schlief so tief und fest wie seit Jahren nicht mehr. Ich glaube, ich habe überhaupt nichts geträumt. Als ob ich mich wie ein Tier in den Winterschlaf begeben hätte. Als ich aufwachte, war mir, als tauchte ich aus einer tiefen, dunklen Höhle an die frische Frühlingsluft empor.
    Ich rieb mir die Augen mit den Handballen und roch halb garen Speck und schlechten Kaffee. Sally, die herrlich griesgrämige Schwesternhelferin, die mir meistens das Frühstück brachte, stand am Fußende meines Bettes. Sie knallte das Tablett gewohnt ruppig auf den Tisch und zog die Brauen hoch.
    »Gut geschlafen?«, fragte sie.
    »Ganz wunderbar«, antwortete ich.

27
    Erst wenn Sie Ihr Kind zum ersten Mal in den Armen halten, werden Sie imstande sein, die Tiefe Ihrer Liebe und das Ausmaß Ihrer Sorge um das Wohlergehen Ihres Babys zu erfassen.
    A US Baby Love VON R OBIN B ARKER, EINEM H ANDBUCH ÜBER S ÄUGLINGSPFLEGE
    »Ja, das ist meine Nase, und ja, das ist sehr komisch. Könntest du dich jetzt bitte konzentrieren?«
    Das Baby ließ Ellens Nase los und legte seine Hand stattdessen auf ihren Mund. Ellen tat so, als wollte sie das Händchen essen. »Hamm, hamm!«
    Die kleine Grace strahlte, drehte den Kopf und begann, gierig an Ellens Brust zu nuckeln, einen Finger ausgestreckt, wie um zu sagen: Merk dir, wo wir gerade waren. Es geht gleich weiter!
    Ellen schloss eine Sekunde die Augen, als sie die prickelnde Wärme verspürte, die das Ausschießen der Milch begleitete. Noch sechs Monate zuvor war ihr diese Empfindung völlig fremd gewesen, jetzt war sie ihr so vertraut wie Niesen. Und dennoch fühlte es sich jedes Mal aufs Neue ein kleines bisschen phänomenal an.
    Grace trank ein paar Minuten und wedelte dabei mit ihrem Händchen, als dirigierte sie ein Orchester. Ihr Köpfchen kippte ein wenig nach hinten, die Lider flatterten, als berührte die imaginäre Musik ihre Seele.
    »Wo ist mein kleines Mädchen?«
    Als sie die Stimme ihres Dads hörte, hielt Grace mit dem Trinken inne und drehte den Kopf so schnell in seine Richtung, dass aus Ellens Brust winzig kleine Milchtröpfchen wegspritzten.
    »Hallo, mein kleines Gracie-Mädchen, hallo, hallo, hallo !« Patrick ging neben Ellen in die Hocke. Das Baby gluckste und krähte und wand sich in hellem Entzücken. Patrick streckte seine Arme nach ihm aus, den Blick fragend auf Ellen gerichtet.
    »Schon gut. Sie hat sowieso keinen richtigen Hunger gehabt.«
    Patrick nahm ihr die Kleine ab und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
    »Hmmm, ich rieche Blut, es riecht nach einem schnuckeligen Baby!«
    Ellen schaute ihm zu, während sie ihren BH zuhakte und ihre Bluse zuknöpfte.
    »Großer Gott, ich habe noch nie einen Vater gesehen, der so vernarrt in sein Kind war«, hatte Anne am Abend zuvor bemerkt, nachdem sie beobachtet hatte, wie Patrick mit Grace spielte. Es hatte sich eine Spur missbilligend, ja sogar verärgert angehört. Bedauerte sie, dass Ellen keinen Daddy gehabt hatte, der vernarrt in sie gewesen war? War sie neidisch, weil sie selbst eine ledige Mutter gewesen war? Oder hielt sie Patricks Benehmen für unmännlich oder unschicklich? Ellen wusste es nicht.
    »Oh, entschuldige.« Patrick gab Ellen einen Kuss. »Hallo, du.« Dann stand er mit der kleinen Grace auf dem Arm auf.
    »Nett, dass du mich auch noch wahrnimmst.«
    Ellen selbst hielt es keineswegs für unmännlich, wenn ein Vater sich so hingebungsvoll mit seinem Kind beschäftigte. Sie konnte sich nicht sattsehen daran. Als sie im Krankenhaus wieder in ihr Zimmer gerollt worden war und gesehen hatte, wie das Neugeborene auf seiner nackten Brust wie ein schlafender kleiner Koala lag (die Krankenschwestern hatten ihm zu engem Hautkontakt mit dem Kind geraten, solange Ellen im
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