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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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Blumenbeet, in dem man Fußspuren finden könnte, aber vielleicht hat ja jemand in den umliegenden Büros etwas gesehen. Er wird Rocky auf Befragungstour schicken müssen.
    Langsam umrundet Nelson den Museumsraum. Die Wände, stellt er fest, sind gar nicht gemustert, sondern mit einer Reihe von Gemälden verziert. Norfolk im Wandel der Zeit. Vor allem eine Darstellung springt ihm ins Auge: ein Kreis aus Holzpfählen am Strand und inmitten dieses Kreises eine ungelenk gezeichnete Gestalt im weißen Gewand, die Arme von sich gestreckt wie eine Vogelscheuche, während über ihr eine übertrieben gelbe Sonne strahlt. Nelson tritt näher heran. «Bronzezeit-Henge aus Holz am Strand des Salzmoors», liest er, « 1997 entdeckt von Professor Erik Anderssen von der Universität Oslo.» Und von Ruth Galloway, denkt er bei sich. Das Salzmoor steht ihm vor Augen, diese trostlose Ebene aus windzerzaustem Gras, die tückischen Treibsandfelder, die Flut, die über das Watt hereinbricht und Festland in Meer verwandelt – eine tödliche Falle für Unachtsame. Einen größeren Gegensatz zu der fröhlichen blau-gelben Strandszene vor ihm an der Wand kann man sich kaum denken. Nelson wendet sich dem nächsten Wandgemälde zu. «Römische Villa in Swaffham, vermutlich früher Teil einer Garnisonsstadt.» Inmitten gepflegter Gartenanlagen prangt ein Haus mit weißen Säulen, wie aus dem Katalog eines teuren Maklerbüros. Nelson betrachtet es stirnrunzelnd. Für die Römer hat er kaum mehr übrig als für diese Spinner aus der Bronzezeit. Zwischen der römischen Villa und dem Henge befindet sich noch ein Bildchen, auf dem sich mit viel gutem Willen ein auf der Seite liegendes Mädchen erkennen lässt. «Mädchen aus der Eisenzeit, 2007 entdeckt von Doktor Ruth Galloway von der University of North Norfolk».
    «Boss?»
    Nelson dreht sich um. Ein Glück, dass Tom Henty keine Gedanken lesen kann!
    «Wollten Sie noch mit Doktor Galloway reden? Sie meinte nämlich, sie müsste bald ihre kleine Tochter von der Tagesmutter abholen.»
    Nelson seufzt. «Ist gut. Wenn die Jungs von der Spurensicherung antanzen, sagen Sie ihnen, sie sollen das Fenster unter die Lupe nehmen. Gut möglich, dass sich da einer gewaltsam Zutritt verschafft hat.»
    «Dann glauben Sie also, es war Mord, Boss?»
    «Keine Ahnung. Sicher kann es auch eine natürliche Todesursache gewesen sein, aber das offene Fenster gefällt mir nicht. Das sieht doch sehr nach Einbruch aus. Ist Chris Stephenson inzwischen unterwegs ins Krankenhaus?»
    Chris Stephenson ist der zuständige Gerichtsmediziner. Er steht nicht allzu weit oben auf Nelsons Favoritenliste – die zugegebenermaßen ohnehin nicht sehr lang ist.
    «Ja. Anscheinend war er mit seinen Kindern auf irgendeiner Halloween-Party.»
    «Na, dann kann er ja gleich mit dem Besen hinfliegen.»
    Nelson hat nichts übrig für Halloween. Alte Leute, die von wild gewordenen Teenies mit Horrormasken erschreckt werden, Autos, die mit Eiern bombardiert, Fensterscheiben, die mit Steinen eingeworfen werden. Klar, früher, als die Mädchen noch klein waren, ist Michelle auch mit ihnen losgezogen und hat «Süßes oder Saures» verlangt, aber damals war das alles irgendwie noch viel zahmer. Und die Mädchen haben sich immer schon geweigert, so etwas Unvorteilhaftes wie ein Hexenkostüm anzuziehen. Er hat zwei Disney-Elfen in Erinnerung, die zu den Nachbarn hinübertrippelten, um sich eine Handvoll Haribo abzuholen. Zugegeben, Rebecca hatte auch eine Vampirphase, aber die kam erst später.
    «Gut», sagt er. «Gibt es hier irgendwo ein Büro oder so was, wo ich mich mit Doktor Galloway unterhalten kann?»
    «Das Direktionsbüro ist gleich den Gang runter.»
    «Bestens. Dann schicken Sie sie mir mal vorbei, ja?»
    Er hat keine Mühe, das Büro zu finden. Es liegt am Ende eines Ganges, der auch als Kunstgalerie fungiert und eine Ansammlung düsterer Ölgemälde präsentiert. Hier stehen auch Tische mit Weinkisten und Plastikgläsern, der bisher einzige Hinweis darauf, dass im Museum heute Gäste erwartet wurden. Nelson nimmt sich im Vorbeigehen ein paar Chips aus einer Schüssel. Eigentlich ist er ja auf Diät, aber Morde machen immer so hungrig. Auf halbem Weg den Gang entlang entdeckt er eine Tür mit der Aufschrift «Notausgang». Nelson dreht den Türknauf. Abgeschlossen. Klarer Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Oder wollte da jemand mögliche Fluchtwege abschneiden?
    Im Direktionsbüro findet Nelson ein Durcheinander aus Kisten und
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