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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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Fingerabdrücke von den eilfertigen Sanitätern. Und die Beweislage am Tatort beschränkt sich auf eine einzige Zeugin. Ruth Galloway.
    «Sind die Angehörigen schon verständigt?»
    « DS Johnson ist gerade im Krankenhaus.»
    Ein Glück. Judy Johnson ist gut in so was. Wer dagegen je eine schlechte Nachricht von Clough erhalten hat, der erholt sich so schnell nicht wieder.
    Nelson sieht auf die Uhr. Halb vier inzwischen. «Und haben Sie die Geier noch davon abhalten können, sich gleich darauf zu stürzen?»
    Henty räuspert sich missbilligend. «Ich habe Superintendent Whitcliffe angerufen und die Lokalpresse informiert.»
    «Whitcliffe kommt wahrscheinlich nicht her, oder?»
    «Nein. Er meinte, das überlässt er Ihnen.»
    Na typisch, denkt Nelson grimmig.
    «Rocky hat die anderen Gäste weggeschickt», fährt Henty fort. «Ihr Freund war auch da. Dieser Zauberlehrling.»
    Nelson brummt nur; er kann die Beschreibung problemlos zuordnen. «Cathbad? Das war ja klar. Eine Sargöffnung ist genau seine Sorte Nachmittagsunterhaltung.»
    «Er meinte, er will mit Ihnen reden», berichtet Henty ungerührt weiter. «Irgendwas von wegen Schädeln und Toten, die keine Ruhe finden.»
    Nelson brummt erneut. «Tja, das muss wohl warten. Zeigen Sie mir den Saal, wo der Tote gefunden wurde? Clough, Sie bleiben hier bei Doktor Galloway.» Damit stolziert er davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
     
    Über dem Saal für Lokalgeschichte liegt eine eigentümliche Ruhe. Der Raum ist lang und schmal, die Decke für die mangelnde Breite etwas zu hoch, so als wäre der Saal früher größer gewesen. Der Boden ist, wie im ganzen Museum, schwarzweiß gefliest, die Wände sind mit einem Muster in fröhlichen Grundfarben bemalt. Das Fenster steht offen, Wind bläht die staubigen Vorhänge. Mitten im Raum steht klobig der Sarg mit seinen aufgequollenen Seitenwänden und in einer Ecke ein einzelner Glasschaukasten, in dem sich allem Anschein nach eine ausgestopfte Ringelnatter befindet. Sonst liegt nur ein Museumsführer auf dem Boden und, etwa einen halben Meter vom Sarg entfernt, ein einzelner Schuh, ein brauner Halbschuh aus Wildleder. Nelson mustert ihn ungerührt. Typischer Künstlerschuh. Echte Männer – echte Nordengländer – tragen grundsätzlich Schnürschuhe.
    «Gehört der ihm? Topham?»
    Henty zuckt die Achseln. «Denk ich mal.»
    «Haben Sie vorher mit ihm gesprochen? Sie haben das Ungetüm da doch hergebracht, Sie und Rocky.»
    «Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Ist erst ein paar Stunden her.»
    «Wie hat er da auf Sie gewirkt?»
    «Keine Ahnung. Bisschen nervös. Aufgedreht. Hat sich wohl schon sehr auf das große Ereignis gefreut.»
    Henty hat einen trockenen Humor, der Nelson gefällt. Der Mann könnte glatt Nordengländer sein.
    «Kein Herzflattern? Keine Anzeichen, dass er demnächst tot umfällt?»
    «Nein. Er war relativ jung. Schlank. Machte einen gesunden Eindruck. Wie gesagt, ein bisschen überdreht. Er hat Rocky angebrüllt, weil der an irgendwas drangestoßen ist.»
    «Rocky brüllt jeder an. Das hat nichts zu bedeuten.» Nelson sieht sich im Saal um. «Sie haben hier ja nichts angefasst.» Es ist keine Frage, eher eine Feststellung.
    «Nein, Sir. Die Spurensicherung ist schon unterwegs.»
    Genau. So läuft moderne Polizeiarbeit. Nichts anfassen, bis die Spurensicherung anrückt mit ihren Weltraumanzügen und ihren Pinseln und ihren Kunststoffkistchen. Früher, als Nelson noch ein junger Polizist in Blackpool war, stürzten sie sich gleich auf den Tatort, bewegten die Leiche und verteilten überall ihre Fingerabdrücke. Jetzt dreht sich Nelson langsam um die eigene Achse und nimmt den Tatort von weitem in Augenschein. Falls es überhaupt ein Tatort ist.
    Auf dem Boden befinden sich ein paar Schlieren, die Blut sein könnten, und die Fliesen wurden offensichtlich erst kürzlich gefegt, sind an manchen Stellen aber immer noch dreckig. Gut. Die Jungs von der Spurensicherung stehen auf Dreck, den perfekten Träger für Fingerabdrücke, DNA -Spuren und all das andere Zeugs, das sie so lieben. Die Vorhänge flattern jetzt heftiger. Der Wind frischt auf.
    Nelson dreht sich zu Henty um. «War das Fenster schon offen, als ihr hier ankamt?»
    «Ja.»
    Merkwürdig, so ein offenes Fenster im Oktober. Nelson geht hinüber und schaut nach draußen. Sie sind im Erdgeschoss, es wäre also kein Problem, hereinzuklettern. Draußen ist der Parkplatz mit ein paar Mülltonnen und einem Altkleidercontainer. Kein praktisches
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