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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben
Autoren: B. C. Schiller
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anderes Boot auf dem Traunsee gesehen zu haben, ist sich aber nicht sicher. Das Segelboot wurde wahrscheinlich von einem Ruderboot auf den See hinausgezogen. Das würde allerdings erklären, warum er erst so spät den Außenbordmotor gehört hat.“
    „Ja, das könnte hinkommen“, antwortete Braun nach kurzem Überlegen. „Ist zwar umständlich, aber durchaus zu bewerkstelligen. Wurde ein Boot als gestohlen gemeldet?“
    „Ja, das Segelboot wurde aus dem Yachthafen in Gmunden gestohlen. Aber der Täter könnte natürlich auch ein Ruderboot entwendet haben, aber ich bezweifle das.“
    „Warum?“ Braun strich sich seine schwarzen Haare mit beiden Händen zurück und gab sich gleich selbst die Antwort. „Das Risiko wäre zu groß, dass ihn jemand sieht. Bei dem Segelboot ist er bewusst ein Risiko eingegangen, das gehörte zu seinem Plan. Aber Ruderboot und Außenbordmotor ...“
    „Der elektrische Außenbordmotor wurde ebenfalls aus dem Yachthafen gestohlen. Ein Schuppen wurde aufgebrochen, wo man ihn verwahrt hat“, unterbrach ihn Elena Kafka.
    „Schade, wäre eine hübsche Spur gewesen.“
    „Sie finden eine neue Spur, Chefinspektor Braun. Davon bin ich überzeugt.“ Elena Kafka lächelte ohne jede Herzlichkeit und klopfte mit ihrer Hand nervös auf das schwarze Büchlein auf ihrem Schreibtisch.
    Elena Kafka war die neue Polizeipräsidentin von Linz mit internationaler Erfahrung. Bei der Vorstellung hatte sie ihren Lebenslauf unter den Polizeibeamten verteilt, aus dem hervorging, dass sie 49 Jahre alt, kinderlos und Witwe war. Sofort nach ihrem Studium war sie in die USA ausgewandert, hatte dort geheiratet und lange als Polizeiberaterin in Washington gearbeitet. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag, über den sie allerdings nie sprach, war sie vor neun Monaten in ihre Geburtsstadt Linz zurückgekehrt und hatte sich um den frei gewordenen Posten des Polizeipräsidenten beworben, den sie auf Grund ihrer Qualifikation auch prompt bekommen hatte. Mit ihrem fitnessgestählten Körper und den streng zurückgekämmten pechschwarz gefärbten Haaren erinnerte sie an eine attraktive Domina und polizeiintern hatte sie den Spitznamen „Madame de Sade“ erhalten. Aber sie war nicht nur gutaussehend, sondern auch sehr klug, das hatte sie seit ihrem Amtsantritt schon öfters unter Beweis gestellt.
    „Wieso kümmern wir uns um diesen Fall? Das fällt doch eindeutig nicht in unseren Zuständigkeitsbereich.“ Fragend sah Braun zu Elena Kafka, doch deren Miene blieb undurchdringlich.
    „Das Opfer heißt Tim Kreuzer“, sagte sie dann kurz angebunden, als wäre damit Brauns Frage ausreichend beantwortet.
    „Oh, so schnell hat man die Identität des Toten festgestellt.“ Braun war echt überrascht. „Die Kollegen in Gmunden arbeiten aber sehr effizient.“
    „Ich erhielt einen Anruf.“ Elena Kafka räusperte sich und klappte das schwarze Büchlein zu. „Von Georg Kreuzer, dem Vater.“
    „Moment mal!“ Braun runzelte die Stirn. „Ist der Vater des Mordopfers etwa Georg Kreuzer, der bekannte Industrielle? Inhaber der Kreuzer-Werke? Der hat Sie in der Nacht angerufen? Woher hat er Ihre Nummer?“
    „Chefinspektor, bitte! Sie nerven!“ Elena Kafka schnaubte wütend und spielte nervös mit ihrer leeren Nikotinkaugummischachtel. „Ich kenne Georg Kreuzer von früher, aber das tut nichts zur Sache! Tatsache ist, dass ich ihm versprochen habe, meinen besten Mann mit der Aufklärung dieses Mordfalles zu betrauen. Und Sie sind nun einmal mein bester Mann!“
    „Danke für die Blumen“, erwiderte Braun sarkastisch und versuchte sich auf die Fakten des Mordfalles zu konzentrieren, die Elena Kafka monoton herunterlas, und das nicht stattgefundene Telefonat mit Kim in den Hintergrund zu drängen. Er musste unbedingt bei Tagesanbruch in der Klinik anrufen, um sich Klarheit zu verschaffen. Als er den rechten Arm hob, um seinen Nacken zu massieren, zuckte er schmerzhaft zusammen. Braun streckte seine Hände nach vorn, um seine Muskeln zu entspannen.
    „Was ist mit Ihren Händen passiert, Chefinspektor?“ Elena Kafka deutete auf Brauns Handflächen, auf denen die roten Striemen noch deutlich zu sehen waren.
    „Ach, nichts weiter, bin bloß ausgerutscht. Ich habe für den Barcelona-Marathon trainiert.“ Schnell steckte er die Hände in die Hosentaschen.
    „Woher weiß der Vater, dass es sich um seinen Sohn handelt?“, kam er wieder auf den Fall zu sprechen und lehnte sich an die Wand.
    „Kreuzer bekam einen Anruf
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