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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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würden sie einander an die Kehle gehen. Wenn beide Völker ausreichend dezimiert waren, würde er die Überlebenden retten. Sie würden ihn als großen Friedensbringer verehren, und er würde seine Macht dazu benutzen, die Seelen der Toten wieder in die Berge zu verbannen. Doch alles hatte seinen Preis. Er würde sie davon erlösen, von Tod und Grauen gehetzt zu werden, und dafür würden sie ihm Treue schwören – oder in ihre Hölle zurückkehren.
    Doch die Macht des Buches war lediglich ein Versprechen, solange es geschlossen blieb. Nur jemand, den das Buch selbst erwählte, konnte es aufschlagen, und auch dann nur, wenn derjenige genug Wissen und Weisheit erlangt hatte, um die enthaltenen Informationen nutzen zu können. Mit Ausnahme von Talo-Toecan war der Pfeifer das einzige Wesen auf Erden, das Zugang zu dem Buch finden konnte, und der Pfeifer kam zu spät – wieder einmal.
    Verärgert fuhr Bailic mit der Hand über die kurzen Stoppeln auf seinem Kopf und drückte dann die Finger in den Nacken. In den vergangenen vier Wochen hatten sie nur geringe Fortschritte gemacht. Es sollte jetzt schneller gehen, da die Grundlagen bereits geschaffen waren. Vor allem, wenn Bailic weiterhin die strenge Philosophie vernachlässigte, welche die Meister ihren Schülern so gründlich eingehämmert hatten, zusammen mit den begehrenswerteren Kenntnissen.
    »Kommt er denn nie?«, fragte er sich laut und zwang seinen Zorn, sich zu legen. Er wünschte, er könnte einen scharfen Gedanken aussenden, um dem jungen Mann Beine zu machen, doch Bailic hatte ihm nicht beigebracht, wie man ohne Worte kommunizierte, und er würde sich auch nicht die Mühe machen. Der Ruhebann der Feste hinderte Bewahrer daran, sich auf diese Weise zu unterhalten, außer, einer oder beide befanden sich außerhalb der Festungsgründe, ein Marsch von einem guten Vormittag in jede Richtung. Der Bann war ein Segen gewesen, als die Feste voller Menschen gewesen war, denn dadurch hatte sich das ständige Gemurmel so vieler Gedanken auf ein Minimum reduziert. Nun war der Bann ihm lästig. Allerdings hatte er die Meister nie daran gehindert, sich stumm miteinander zu unterhalten.
    Ein Meister konnte jedoch nicht stumm mit einem Bewahrer sprechen, und dafür war Bailic dem Navigator und all seinen Wölfen dankbar. Der bloße Gedanke an die stummen Drohungen und Albträume, mit denen Talo-Toecan ihn ansonsten quälen würde, machte ihn schon nervös.
    Beim Gedanken an Talo-Toecan blickte Bailic zu den Fenstern auf, und er fragte sich, ob er das Buch fortan lieber bei sich tragen sollte, statt es in seinen Gemächern verborgen zu halten. Er wusste, dass der verschlagene Raku sein Wort nicht brechen würde, aber es war schwierig, eine lückenlose Vereinbarung mit ihm zu treffen. Doch Bailic war noch am Leben, was bewies, dass er erfolgreich gewesen war. In ihrer Abmachung gab es kein Schlupfloch. Dafür hatte Bailic gesorgt.
    Talo-Toecan würde Bailic nicht angreifen, solange er in der Feste blieb. Das war ein geringfügiges Zugeständnis von Bailics Seite, da ohnehin Winter war und sich nur ein Wahnsinniger nach draußen wagen würde, es sei denn, um Feuerholz zu holen. Bailic hatte den Raku außerdem zu der Zusage gezwungen, dass dieser sich weder das Buch zurückholen noch Kontakt zu dem Pfeifer aufnehmen und auch nicht versuchen würde, sich in dessen Unterweisung einzumischen. Dieses Versprechen hatte Bailic dem zornigen Meister unter der Drohung abgerungen, dass er ansonsten das Buch und das Mädchen, das es gerade in der Hand gehalten hatte, zu Asche verbrennen würde. Talo-Toecan hatte sich sämtlichen seiner Forderungen gebeugt, weil er nicht bereit gewesen war, es darauf ankommen zu lassen, ob Bailic seine Drohungen wahrmachen würde. Das war eine sehr befriedigende Begegnung mit dem sonst so überheblichen Meister gewesen.
    Im Gegenzug brauchte Bailic nichts weiter zu tun, als sich davon abzuhalten, dem Pfeifer den Hals umzudrehen, während er sich bemühte, so viel Wissen in diesen Dickschädel zu stopfen, dass der Mann das Buch öffnen konnte. Der Tiefländer wusste offenbar, dass er relativ sicher war, denn er fand immer wieder Kleinigkeiten, mit denen er Bailic reizen konnte. Die Gefährtin des Pfeifers stand unter demselben Schutz. Doch wenn das Buch erst aufgeschlagen war, würde die Vereinbarung ihre Gültigkeit verlieren, und Bailic konnte mit ihnen tun, was er wollte. Im Gegenzug würde Talo-Toecan auch mit Bailic tun können, was er wollte. Doch
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