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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache
Autoren: Sven Koch
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ihren Vater mit besorgter Miene am Bett sitzen sehen, der ihr übers Haar strich so wie früher, wenn sie als kleines Mädchen mit Fieber und glasigen Augen krank auf dem Sofa unter Mamas Decke lag. »Wird alles wieder gut, Sternchen – ich bin stolz auf dich«, hatte er ihr zugeflüstert und dabei nach Pfeifentabak und Rasierwasser gerochen. Und diese Worte waren besser als jedes Medikament gewesen.
    »Die Weste«, sagte Alex, »war ein Geschenk meines Vaters. Er hat schon immer Wert auf Qualität gelegt – ich habe mich zwar oft darüber aufgeregt, wie viel Geld er für manche Sachen ausgibt. Aber sein Sinn für Exquisites scheint mir in der Tat das Leben gerettet zu haben.« Mit einem Mal musste sie an Marlon denken. Nach den Ereignissen auf der Sommerkirmes hatte sie weder von ihm noch über ihn etwas gehört.
    »Was ist mit Kraft?«, fragte sie unvermittelt und sah kurz zur Tür, als Mario mit einer riesigen Vase hereinkam und sie am Waschbecken mit Wasser zu füllen begann.
    Schneider zuckte mit den Achseln. »Nachdem wir seine Täterschaft zweifelsfrei ausschließen konnten, hat der Staatsanwalt den Haftbefehl mit der Verfügung vorläufig wieder aufgehoben, dass Kraft sich für weitere Ermittlungen bereithalten soll. Zuletzt hörte ich, dass er seinen Job bei der Zeitung gekündigt hat und sich einer stationären Therapie unterziehen will. Als vorläufige Adresse hat er ein Ferienhaus an der Nordsee angegeben, auf Sylt. Der muss sich sicher erst mal den Kopf frei blasen lassen, kann ich mir gut vorstellen. Zumal steht natürlich ein weiteres Verfahren gegen ihn wegen des Todes von Marcus’ Frau an – und das wird nicht gut für Kraft ausgehen.«
    Alex nickte. In Gedanken sah sie Marlon in der endlosen Weite der Küste mit hochgekrempelten Hosen am Strand entlangspazieren, den Kragen seines Polohemds hochgeschlagen und die Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, eine Zigarette zwischen die Lippen geklemmt. Alle hatten ihn zu Unrecht verdächtigt – zuallererst Marlon selbst. Wie mochte es sich anfühlen, wenn man sich seiner selbst nicht sicher sein konnte? Wenn man in sich ein Monstrum erkannte, das die Bestie in jemandem anderen erschaffen hatte? Marlon stellte sich nun den Drachen seines Lebens. Es war ein Anfang, aber der Weg würde noch lang sein.
    »Die Sache mit Engberts wird auch noch lustig werden«, hörte Alex Mario sagen, der mit der Blumenvase herüberkam und sie auf einem Besuchertisch plazierte. Schneider stellte den prächtigen Strauß in das Gefäß.
    »Zum einen ist ein Millionenschaden am Luisenstift entstanden«, berichtete Mario weiter, »und wie wir herausgefunden haben, ist Engberts neben Meridian Health Care Miteigentümer der Klinik gewesen. Es wird sich gewiss ein langwieriger Rechtsstreit mit der Gebäudeversicherung anschließen, unter Umständen zahlt da keine Versicherung auch nur einen Cent – zumindest bestimmt nicht die volle Summe. Die werden sich darauf berufen, dass die Betreibergesellschaft im Hinblick auf das C- 12 und die Menschenversuche ähnlich einer kriminellen Vereinigung operiert hat.«
    »Es stimmte also alles? Alles, was Kraft herausgefunden hat?«, hakte Alex nach.
    »Wissen wir noch nicht genau, scheint aber so«, fügte Schneider an. »Das ist auch ein paar Nummern zu groß für uns – da sind jetzt das LKA , BKA und Interpol mit im Geschäft. Engberts und seine Frau sitzen in U-Haft, und was an Dokumenten in seiner Villa beschlagnahmt worden ist, spricht nicht unbedingt für ihn – zumal er selbst schweigt und sich zu nichts äußert. Der Fall mit den C- 12 -Versuchen und die Sache mit den internationalen Verbindungen dieser Purpuradragon-Gesellschaft ist ans FBI weitergeleitet worden. Laut BKA haben die Amis inzwischen dafür gesorgt, dass in Paraguay diese Kolonie Glücksberg überprüft worden ist. Na ja«, Schneider kratzte sich im Nacken, »die Jungs da drüben in der Pampa sind nicht zimperlich und mit einer ganzen Armee angerückt – haben aber wohl nichts weiter gefunden.«
    »Nichts? Was heißt das – nichts?«
    Mario lehnte sich lässig an den Besuchertisch und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. »Da müssen wir uns nichts vormachen, Alex, da werden die ganz großen Räder gedreht. Dieses C- 12 ist für militärische Zwecke im Auftrag der US -Army entwickelt worden, und wer kümmert sich wohl darum, dass alles schön im Boden versickert, wenn irgendwelche Hinterwäldler aus Deutschland meinen, irgendwem im
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