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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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gegenüber; im Hafen und den angrenzenden Buchten hatten sich die Schiffe zur Versorgung und Beförderung des Heers gesammelt.
    Dymas überbrachte Grüße an Parmenion: von Antipatros und Aristoteles. Er tat dies am ersten Abend, als Alexander und seine wichtigsten Berater im Lager außerhalb von Sestos mit dem alten Strategen zusammentrafen. Zu Beginn des nicht eben üppigen Mahls – Brotfladen, Trockenobst, Trockenfisch, Wein und Wasser – im schmucklosen Zelt des Königs sang Dymas, von Demaratos bedrängt, zwei oder drei Tanzlieder mit spöttischen Versen. Er beobachtete den Korinther, der Parmenion etwas zuflüsterte; wahrscheinlich etwas über Dymas’ Vorleben, denn der alte Stratege musterte ihn anschließend aufmerksamer, als die bloße Musik es verlangt hätte, und lud ihn ein, »drüben in Asien« die Gastfreundschaft seines Zelts zu genießen.
    Alexander wirkte zerstreut, in Gedanken längst auf dem jenseitigen Ufer. Er aß kaum, trank nur Wasser, hörte zu, schlüpfte dann – wie ein Schauspieler die Masken wechselt – nacheinander in mehrere Rollen: der junge König, der besorgte Männerführer, der gute Freund (Hephaistion saß neben ihm), der Bedächtige, der Verwegene, der Vorausblickende, der Zaudernde. Parmenion und Demaratos tauschten Kenntnisse und Ergebnisse der Fernaufklärung aus. Arsites, der Satrap des Hellespontischen Phrygien, Arsamenes aus Kilikien und Spithridates, Herr der lydischen und ionischen Satrapie, hatten sich mit dem rhodischen Söldnerführer Memnon und den übrigen wichtigen Beratern in Zeleia versammelt, jenseits des Flusses Granikos. Der größte Teil der hellespontischen Küste, von Perkote über Arisbe und das Sestos gegenüberliegende Abydos bis hinab zur Ebene von Ilion war gesichert, hellenisch, freundlich und von kleinen makedonischen Besatzungen gehalten; Parmenions verschanztes Winterlager befand sich an einer Bucht außerhalb von Abydos. Das Heer der Satrapen beherrschte das Hinterland und die Küste im Nordosten, ab der Stadt Lampsakos. Die fast ausschließlich phönikische Flotte des Großkönigs war weit entfernt: Nichts und niemand würde den Übergang nach Asien hemmen oder gar verhindern können. Alexander, der eben noch mit schmachtendem Blick an Hephaistions Lippen gehangen hatte, wurde zum kühlen Strategen; halblaut, aber scharf sagte er etwas zu Demaratos und Parmenion. Der alte Makedone hob die Brauen, der Korinther zuckte zusammen, dann lachten beide und nickten, wobei sie sich keine Mühe gaben, ihr Erstaunen zu verbergen.
    Dymas verließ die Versammlung bald; draußen war es noch nicht völlig dunkel. Er hätte zu gern gewußt, was Alexander gesagt hatte, aber im Lärm der übrigen Zechgäste war es nicht zu hören gewesen. Er suchte Tekhnef und fand sie bei den Pferden. Sie hockte auf ihrem ledernen Gepäckbeutel und spielte leise auf der Doppelflöte; es klang nach neuen, noch nicht ausreichend biegsamen Stimmblättchen.
    Die große, schlanke Frau mit schwarzer Haut, kurzem Kraushaar und tiefen Stammeskerben auf den Wangen erregte einiges Aufsehen in den Hafenschänken von Sestos. Nach der langen Zeit mit Alexanders Heer – seit Pella hatten sie nur die Kämpfer und den Troß gesehen – wollten Dymas und Tekhnef die Vorzüge der Stadt nutzen. Der Hafen wimmelte von Seeleuten und Händlern, die Geschäfte mit den Truppen beiderseits des Hellespont machten, aber für gute Musiker gab es Platz. In einem zweistöckigen Gasthaus am Kai fanden sie ein Zimmer, das fast nur aus dem breiten lederbespannten Bettgestell bestand, dazu Wein und Essen für ihre Musik, die Gäste anlockte, und viele der Zuhörer warfen Münzen in die Schale auf dem Tisch, hinter dem Tekhnef den Doppelaulos zu Dymas’ Kithara blies: schnelle, fröhliche, abwechslungsreiche Tanzweisen mit verwickelten Rhythmusänderungen. Ein Fischer setzte sich zu ihnen; er schlug eine fellbespannte Trommel und folgte ihnen durch die rhythmischen Labyrinthe, ohne sich oder sein schwarzzahniges Grinsen zu verlieren.
    Am übernächsten Tag brach Alexander mit makedonischen Kerntruppen, etwa sechstausend Mann, nach Südwesten auf; das verwickelte, aufwendige, aber auch langwierige und langweilige Unternehmen des Übersetzens gab er in die Hände Parmenions und der beiden Stäbe. Dymas und Tekhnef schlossen sich dem König an, der nach Elaios zog, um von der gleichen Stelle wie die homerischen Helden nach Asien zu gelangen.
    Es wurden Altäre errichtet, Trankopfer dargebracht, der Seher
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