Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
Gefühl, frei durch die Luft zu fallen und stieß einen undefinierbaren Laut aus.
    Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber das ganz bestimmt nicht. Sampson legte mir stützend die Hand auf die Schulter. Ich bemerkte seine Berührung kaum.
    Langsam trat Christine in die Sonnenstrahlen, die durch das einzige Fenster in die Hütte fielen. Ich hatte geglaubt, ich würde sie nie wiedersehen.
    Sie war viel dünner, und ihr Haar war zu Zöpfen geflochten und länger, als ich es je bei ihr gesehen hatte. Aber sie hatte dieselben klugen, wunderschönen braunen Augen. Anfangs brachte keiner von uns ein Wort über die Lippen. Es war der außergewöhnlichste Moment in meinem Leben.
    Mir war eiskalt, und alles lief wie in Zeitlupe ab. In dem kleinen Zimmer schien es übernatürlich still zu sein.
    Christine hielt eine hellgelbe Decke, und ich sah ein Babyköpfchen daraus hervorragen. Obwohl meine Beine zitterten und einzuknicken drohten, ging ich vorwärts. Ich hörte das Baby in dem Deckennest gurren.
    »O Christine«, brachte ich schließlich hervor. »Christine.«
    Tränen liefen ihr über die Wangen, und auch meine Augen wurden feucht. Wir gingen aufeinander zu. Ich schloss sie unbeholfen in die Arme. Der Säugling blickte friedlich in unsere Gesichter.
    »Das ist dein Baby. Wahrscheinlich hat es mir das Leben gerettet. Es kommt ganz nach dir«, sagte Christine. Dann küssten wir uns behutsam, und es war sanft und süß und voller Verheißung. Wir hielten uns umschlungen, als wollten wir einander nie mehr loslassen. Als wollten wir ineinander verschmelzen.
    Wir konnten es beide nicht fassen, dass dies alles tatsächlich geschah.
    »Ich nenne ihn Alex. Du warst immer hier«, erklärte Christine. »Du warst immer bei mir.«

EPILOG
LONDONS BRÜCKEN STÜRZEN EIN
    E r hieß Frederick Neuman. Er betrachtete sich lieber als Bürger der Europäischen Gemeinschaft als der eines einzigen Landes, doch wenn jemand ihn fragte, gab er sich als Deutscher aus. Sein Haar war ganz kurz geschnitten, wodurch er streng wirkte, aber auch beeindruckender.
    Man würde ihn als »ziemlich großen, dünnen und fast kahlen Mann« in Erinnerung behalten, oder als einen »interessanten Künstlertypen «. Und mehrere Menschen hatten ihn tatsächlich in dieser Woche in Chelsea, London gesehen. Ich will, dass man sich an mich erinnert. Das ist wichtig.
    Er machte auf der King’s Road und der Sloane Street einen Schaufensterbummel.
    Dann ging er in ein Kino auf der Kensington High Street.
    Und in die Buchhandlung Waterstone’s.
    Abends trank er ein oder zwei Pint im King’s Head. Im Pub blieb er für sich.
    Er hatte einen meisterhaften Plan. Ein neues Spiel begann.
    Eines Nachmittags sah er Lucy und die Kinder bei Safeway.
    Er beobachtete sie aus der Deckung mehrerer Reihen Konservendosen mit gebackenen Bohnen und folgte ihnen auf den Gängen, auf denen es von Kunden nur so wimmelte. Kein Schaden, kein Übel – kein Problem für irgendjemanden.
    Aber er konnte der Herausforderung nicht widerstehen. Die Würfel kullerten in seinem Kopf und blieben liegen, und er sah jene Zahl, die er sehen wollte.
    Er ging immer näher an seine Familie heran, wobei er das Gesicht leicht abgewandt hielt, für alle Fälle. Er beobachtete Lucy aus dem Augenwinkel – und die Zwillinge, die vielleicht gefährlicher waren.
    Lucy schaute sich schottischen Wildlachs an. Schließlich bemerkte sie den stillen Beobachter, erkannte ihn aber nicht, da war er sicher. Auch die Zwillinge wussten nicht, wer er war.
    Dämliche, alberne kleine Bälger. Spiegelbilder ihrer Mutter.
    Das Spiel hatte wieder begonnen – herrlich. Er hatte eine Zeit lang Pause gemacht. Er hatte das Geld für das Buch – die Vorauszahlung für seine vollständige Geschichte – in der Schweiz deponiert. Nach der Flucht mit dem Boot von Jamaika hatte er sich in der Karibik herumgetrieben. Er war nach San Juan gefahren und dort sehr versucht gewesen, das Spiel wieder zu beginnen. Dann ging es nach Europa – erst nach Rom, dann nach Mailand, Paris, Frankfurt, Dublin und schließlich heim nach London. Auf der ganzen Reise war er nur wenige Male auf Abwege geraten. Jetzt war er ein sehr vorsichtiger Junge.
    Als er so dicht an Lucy vorbeiging, hatte er ein Gefühl wie in den alten Zeiten. Herrgott, seine körperlichen Macken waren wiedergekehrt. Er tippte nervös mit der Fußspitze auf und schüttelte die Hände aus.
    Er hätte vermutet, dass es Lucy auffiele, aber sie war eine hohlköpfige blonde Kuh, eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher