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Al Wheeler und die Füchsin

Al Wheeler und die Füchsin

Titel: Al Wheeler und die Füchsin
Autoren: Carter Brown
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die möglicherweise zuzeiten etwas
Erbarmungsloses haben konnte. Sie trug ein duftiges Kleid von warmer
orangeroter Farbe, das diskret die festen Hügel ihrer vollen Brüste, die
schmale Taille und die kräftige Rundung der Hüften offenbarte. Sie war in
ausgesprochen damenhafter Weise attraktiv. Man brauchte sie nur in etwas
weniger diskrete Kleider stecken — am besten in gar keine — , und man hatte eine von Sex geladene Frau vor sich.
    »Das hier ist Lieutenant
Wheeler vom Büro des Sheriffs, Karen«, verkündete Pace in seinem rapiden
Flüsterton. »Den falkenäugigen Sergeant Polnik haben
Sie vermutlich bereits kennengelernt ?«
    »Ja«, sagte das Mädchen, und
ihre Augen schätzten gleichmütig mein Gesicht ab. »Sie wollen natürlich etwas
über Virginia hören, Lieutenant .«
    »Natürlich.«
    »Ich wollte sie heute morgen gegen halb elf Uhr besuchen«, sagte sie mit
tonloser Stimme. »Als sie, nachdem ich eine Weile geklopft hatte, nicht
antwortete, öffnete ich die Tür und —«, ihre Stimme schwankte einen Augenblick
unsicher, »und da fand ich sie .«
    »Dann kamen Sie zurück und
erzählten es Mr. Pace ?« bohrte ich weiter.
    Sie nickte. »Er sagte, ich
solle im Büro des Sheriffs anrufen und den Mord melden .«
    »Und Sie sollten keinen Namen
angeben, nur die Adresse ?«
    Das dunkelhaarige Mädchen
schüttelte langsam den Kopf. »Nein — das ergab sich eben so .
Ich war aufgeregt und erschreckt, ich glaube, ich habe einfach nicht mehr
zusammenhängend gedacht .«
    Ich hörte das Geräusch eines
die Zufahrt herauffahrenden Autos, und gleich darauf verkündete donnerndes
Klopfen an der Haustür die Ankunft Dr. Murphys. Polnik ging hinaus, um sich um ihn zu kümmern, während ich noch immer damit
beschäftigt war, die Brünette anzustarren.
    »Wann ist Miß Meredith gestern abend ins Bett gegangen ?«
    »Das weiß ich nicht; ich ging
zu Bett, bevor sie nach Hause kam«, antwortete sie, und der selbstsichere Ton
war in ihre Stimme zurückgekehrt.
    »Wann war das etwa ?«
    »Um zehn — Viertel nach zehn.
Als ich nachgesehen hatte, ob Mr. Pace alles hatte, was er für die Nacht
braucht, kam ich hier herein, las noch ein bißchen und ging dann ins Bett .«
    »Sie haben sie später nicht
heimkommen hören ?«
    »Ich habe leider einen tiefen
Schlaf, Lieutenant .« Sie warf einen kurzen Blick auf
den alten Mann, bevor sie hinzufügte: »Außerdem habe ich mich in den zwei
Jahren, die ich bei Mr. Pace bin, daran gewöhnt, daß Virginia zu allen
möglichen Nachtstunden heimkommt .«
    »Herumstreunen!« Die Lippen des
alten Mannes entblößten das eingeschrumpfte Zahnfleisch. »Immer hat sie
herumgestreunt .«
    Ich wartete einen Augenblick,
während Polnik Dr. Murphy durch das Wohnzimmer in den
zu dem Schlafzimmer führenden Flur geleitete. Dann blickte ich wieder auf das
Mädchen.
    »Glauben auch Sie das von
Virginia Meredith, Miß Donworth , daß sie die ganze
Zeit herumgestreunt ist ?«
    Das Mädchen blickte
angelegentlich auf ihre Füße hinab, während sich ihr großer Mund in spröder Mißbilligung vorwölbte. »Nun —«, sie räusperte sich
verlegen, »ich würde mich nicht gerade so ausdrücken, Lieutenant; aber ich
stimme Mr. Pace völlig zu. Virginia hatte nicht den geringsten Sinn für Moral !«
    »Sie glauben vielleicht auch,
deshalb hat sie jemand umgebracht ?«
    »Möglich.« Sie zuckte kaum
merklich die Schultern. »Leider habe ich keine Ahnung .«
    Ich schloß für eine Sekunde die
Augen. Es hatte den Anschein, als hätte ich einen langen harten Tag vor mir,
wenn jeder so hilfsbereit war wie diese Dame. Dann öffnete ich die Augen wieder
und starrte unheilvoll auf den nackten, mit Sommersprossen übersäten Schädel
hinab, der aussah, als sei er bereits mumifiziert.
    »Wie steht es mit Ihnen, Mr.
Pace ?« sagte ich. »Glauben Sie auch, daß Ihre
Stieftochter wegen ihrer Herumstreunerei ermordet
wurde ?«
    »Weshalb sonst?« Seine
verblichenen blauen Augen blickten mit unverhohlener Verachtung zu mir empor.
»Man braucht sich nur so zu benehmen wie Virginia, und irgendwann, früher oder
später, findet sich irgendein Kerl, der sich das nicht gefallen läßt — irgendein
eifersüchtiger, mieser alter Bursche, der es nicht erträgt, eben nur einer von
den Jungens zu sein. Nicht wahr?«
    »Haben Sie irgendeinen
bestimmten alten Burschen im Sinn ?« fragte ich kurz.
    »Sie hat sich in letzter Zeit
viel mit diesem Walters getroffen«, vertraute er mir mit beinahe fröhlichem
Flüstern an. »Er ist
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