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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus
Autoren: Nina Nell
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Wort mitklingen zu lassen, die er empfand. Seine Augen füllten sich mit Freudentränen. Und obwohl er spürte, dass er nicht mehrdas mächtige Wesen war, das ihn erschaffen hatte, verneigte er sich in aller Demut tief vor ihm. Zum ersten Mal.

33
Mia
     
    Es donnerte ein kalter Wind durch die Straßen und peitschte den Regen mit einer Gewalt gegen die Fenster, dass man Angst bekam, sie würden zerbersten. Lautes Pfeifen heulte um die Häuser und doch war dieser gewaltige Sturm nicht in der Lage die dunklen Wolken vom Himmel zu verbannen und den Vollmond zu befreien. Schon einmal hatten die Bewohner der Stadt eine solche Dunkelheit erlebt und diese Kälte, die selbst den härtesten Mann von der Straße jagte. Doch es war weder die Finsternis noch die Kälte, welche all die Menschen, zusammengekauert in ihren Wohnungen und Häusern, in diesen seltsamen Angstzustand versetzte. Es war dieses Gefühl! Dieses erdrückende, kalte Gefühl. Vielleicht mochte man sich so fühlen, wenn man um sein Leben bangte oder vor einem Abgrund stand und drohte in den Tod zu stürzen. Doch diese Vorstellungen waren nichts im Vergleich zu dieser erstickenden Gewalt, welche die Menschen so ergriff, dass sie ohne ersichtlichen Grund vor Angst erstarrten.
    Es war fast Mitternacht, als ein kurzer Schrei das Pfeifen und Heulen des Windes durchdrang und sogleich wieder verstummte. Die Menschen in dem kleinen Krankenhaus warenin heller Aufruhr und versuchten der einzigen Frau zu helfen, die in dieser Nacht ihr Baby bekam.
    Wieder hallte ein Schrei durch die sauberen Gänge der Klinik und ein Arzt rannte über den Flur und verschwand hinter einer Tür.
    »Pressen!«
    Eine Hebamme hatte ihren Arm unter den Nacken der Schwangeren gelegt und hielt ihre Hand, während sie ihr sagte, was sie tun sollte.
    Aina war zu erschöpft, um vor Schmerz zu schreien. Sie krallte sich weinend in ihrem Betttuch fest. Schweißperlen rollten ihr über das blasse Gesicht und die nackte Angst stand ihr in den Augen. Selbst der Arzt zitterte am ganzen Leib und kämpfte gegen dieses unerklärliche Gefühl an. Grelle Blitze zuckten durch die schwarzen Wolken und wurden von einem ohrenbetäubendem Donnern begleitet.
    Warum war sie hergekommen? Warum war sie nur hergekommen? Sie hatte sich geschworen diese Stadt nie wieder zu betreten. Nie wieder. Sie barg so viele Erinnerungen, die verboten waren. Erinnerungen, die nie wieder in ihren Kopf zurückkehren durften. Was hatte sie getan?
    »Noch ein bisschen!«, rief der Arzt und hielt sich mit zitternden Händen bereit das Kind sicher auf die Welt zu holen.
    Sie wollte es wieder spüren. Dieses Gefühl von damals, als sie zu der Frau erwacht war, die sie jetzt ist. Diese Wärme, diese Freiheit, diese Vertrautheit. Doch die Reue war schmerzhafter, als die Qualen, die diese Geburt mit sich brachten. Und diese Nacht. Sie betete, dass sie sie in diesem Krankenhaus nicht fanden. Sie dachte an die Stadt, in der sie nun lebte. Die Großstadt. Eine Millionenmetropole. Und sie dachte an ihre Arbeit. An das Kinderzimmer, das sie ganz allein eingerichtet und gestrichen hatte. Sie dachte an alles. Nur nicht an ihn. Nichtan ihn! Sie flehte alles, was ihr heilig war, an ihr beizustehen. Sie zu beschützen, so lange sie hier war. Sie würde sofort verschwinden. Sobald sie wieder stehen konnte, würde sie ihr Kind nehmen und weglaufen. So schnell sie nur konnte. Aber für diese Nacht bettelte sie geradezu um Schutz. Auch, wenn sie wusste, dass immer jemand in ihrer Nähe war, der ein Auge auf sie hatte, flehte sie. Denn sie wusste, was da draußen wütete. Sie wusste es.
    Mitternacht. Die alte Kirchenglocke gegenüber gongte zeitgleich mit dem ersten Schrei des neugeborenen Kindes.
    Aina schreckte auf. Ihr hastiger Atem durchbrach die Stille der Nacht. Sie versuchte den Traum so schnell wie möglich abzuschütteln. Er war nur eine Erinnerung an eine längst vergangene Nacht. Sie berührte ihre nasse Stirn und rieb den Schweiß zwischen ihren Fingern. Er glitzerte im Mondlicht. Sie war fasziniert von diesem Anblick. Fasziniert darüber, fühlen zu können. Einen Körper zu haben, der all dies wahrnehmen konnte. Feuchtigkeit, Wärme, Licht, Dunkelheit. Sie konnte die Polarität wahrnehmen. Wärme und Kälte, Licht und Schatten, Verbundenheit und Trennung. Und sie hatte keine Angst mehr davor. Es war ein Geschenk einen Körper zu haben und fühlen zu können. Ein wunderbares Instrument durch das man so viel wahrnehmen konnte. Jemand hatte ihr
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