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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion
Autoren: Corinne Hofmann
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größtenteils weiß gestrichen. Die schweren Holztüren sind entweder mit Metall beschlagen oder mit Schnitzereien verziert. Anfangs dominieren noch die Souvenirläden mit eindrucksvollen Masken und geschnitzten Holzfiguren das Straßenbild. Doch sobald ich mich abseits in ein Gässchen begebe, befinde ich mich in einer anderen Welt. An den alten, abgebröckelten Hausmauern hängt überall bunte Wäsche zum Trocknen. Frauen in ihren meist schwarzen Tschadors gehen gemächlich umher oder sitzen in kleinen Grüppchen auf dem nackten Boden und schwatzen. Die Gässchen sind teilweise so schmal, dass man sich von gegenüberliegenden Häusern per Handschlag begrüßen könnte. Vor den Haustüren stehen Kohleöfchen mit dampfenden Töpfen darauf. Jede noch so schmale Steinmauer wird genutzt, sei es, um etwas Gemüse zum Verkauf auszubreiten oder sich ein Mittagsschläfchen zu gönnen. In einem kleinen Hinterhof beobachte ich ein muslimisches Mädchen, das einige Truthähne beaufsichtigt, die im Unrat picken. Hier geht alles gemächlich zu und nichts ist von der Hektik in den Marktstraßen zu spüren, in die ich nun einbiege.
    Dichtes Menschengedränge erwartet mich. Ich werde vorwärtsgeschoben und kann kaum auf die verschiedenen Auslagen am Boden schauen, die hier zum Verkauf angeboten werden. Mal sind es Früchte und Gemüse, mal einfaches Plastikgeschirr. In den Markthallen riecht es nach einem Gemisch aus Fisch, Fleisch und Gewürzen. Aus verschiedenen Säcken leuchtet einem orangefarbenes, gelbes oder rotes Gewürzpulver entgegen. Jeder versucht, lautstark auf sich aufmerksam zu machen, damit die Ware verkauft wird. Fliegende Händler wollen mich zu Verkaufsständen schleppen, vermutlich um eine Provision zu kassieren. Es dauert nicht lange und ich sehne mich nach der Ruhe in den Hinterhöfen. An verschiedenen Reis- und Bohnensäcken vorbei dränge ich mich durch zur Straße, um den Rückweg zum Fort anzutreten, und befinde mich nach nur wenigen Minuten wieder in einem ruhigeren Gässchen. Staunend bleibe ich vor einem schmalen blauen Gebäude stehen, das komplett mit Eisengittern verbarrikadiert ist. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift »Jewellery« verrät, dass hinter den Gitterstäben und Steinmauern etwas Kostbares angeboten wird. Gleich daneben sitzen drei Männer in einem kühlen, offenen Raum am Boden und nähen Ledersandalen.
    Schulkinder strömen aus einer verzierten und mit Messing beschlagenen Holztür auf die Straße, die Jungen in bodenlangen weißen Gewändern und mit einer runden Kopfbedeckung, die Mädchen mit einem schleierartigen, weißen Kopftuch und einer langen Tunika. Nur die modernen Schulranzen am Rücken wollen irgendwie nicht ins Bild passen.
    Ich gehe an der großen weißen Moschee vorbei und gelange wieder auf den Platz vor dem Fort Jesus. Auf dem Wasser schaukeln kleine Fischerboote. Irgendwie fühle ich mich an ein längst vergangenes Zeitalter erinnert. Was man hier sieht, hat ganz und gar nichts mit dem immer moderner werdenden Nairobi gemein.

    G lücklicherweise scheint am folgenden Morgen die Sonne. Es ist ein Bilderbuchtag, ganz so, wie man Mombasas Küste aus dem Ferienkatalog kennt. Sofort nach dem Frühstück brechen wir auf und erreichen nach über zwei Stunden die Südküste. Hinter Ukunda suche ich den alten Ladenkomplex auf, in dem sich mein ehemaliger Souvenirshop befand. In dem hellen Gebäude, dem man das Alter ansieht, gibt es keine Geschäfte mehr. Alles ist zu Wohneinheiten umgebaut worden. Diesmal berührt mich der Anblick viel mehr als vor sechs Jahren. Hier versuchte ich einen Neuanfang in Mombasa. Der Shop blühte und alles wäre wunderbar gewesen, aber Lketinga war von Eifersucht zerfressen und wurde aus der Bahn geworfen.
    Zu meiner Freude konnte ich bei unserem letzten Besuch in Barsaloi feststellen, dass er sich in dieser Beziehung sehr verändert hat. Mit seiner dritten Frau und den gemeinsamen Kindern geht er besonnen und liebevoll um. Nichts deutet darauf hin, dass er auch sie mit Eifersucht quält. Im Gegenteil, sie wirkt selbstsicher und ganz und gar nicht unglücklich. Und auch er selbst macht einen zufriedenen und in sich ruhenden Eindruck, und sowohl in der Familie als auch im Dorf wird er geschätzt und anerkannt, eine Beobachtung, die mich mit großer Erleichterung erfüllt.
    Ich reiße mich von meinen zum Teil wehmütigen Erinnerungen los und wir setzen unsere Fahrt fort. Wir kommen an verschiedenen Supermärkten vorbei. Mit Freude stelle ich
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