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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Autoren: Gerhard Jelinek
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Milton Ebbins, erinnert sich in einem Interview an den Auftritt: „Es standen etwa zwei Dutzend Menschen da. Als sie den Raum betrat, teilte sich die Menge in zwei Teile. Marilyn schritt mitten durch den Saal.“ Die Schauspielerin Arlene Dahl: „Jeder hörte auf zu reden, alle standen still. Es war magisch, wirklich. Ich habe so etwas noch nie erlebt.“ Der Präsident dreht sich um und begrüßt die Schauspielerin: „Endlich sind Sie da. Es gibt in diesem Raum ein paar Menschen, die würden sterben, um Sie kennenzulernen.“ John F. Kennedy nahm Marilyn Monroe am Arm und geleitete sie zum Tisch. Monroes Begleiter erhielt einen Wink vom Präsidenten und musste sich eine andere Abendunterhaltung suchen.
    Welche Schauspielerin würde dem US-Präsidenten ihre persönliche Telefonnummer verweigern? Marilyn schrieb die Nummer auf. Schon am nächsten Tag meldet sich „Jack“ und lädt sie für den 24. März nach Palm Springs in Kalifornien ein. Der Nebensatz macht alles klar. „Jackie“, seine Frau, würde ihn bei dieser Reise nicht begleiten.
    Marilyn Monroe trifft Kennedy im Haus des Sängers Bing Crosby. Die beiden verbringen einen Tag am Pool, Marilyn trinkt reichlich Champagner. Es wird ein angeregter Abend. Beide bleiben über Nacht.
    Die Affäre mit „Jack“ und später „Bob“ Kennedy wird zum Schicksal der bildschönen Frau, die von ihren Kinofans und von der Nachwelt auf die Rolle eines Sexsymbols reduziert wird. Marilyn projiziert in den Präsidenten, den sie verehrt, alle ihre Sehnsüchte nach einer starken Vaterfigur, nach dem einen Mann, der sie lieben kann, und übersieht, dass sie für die beiden mächtigen Brüder des Kennedy-Clans nur eine weitere nette Abwechslung, eine Trophäe ist. Nach ihrem Tod veröffentlicht John W. Miner, Leiter der Gerichtsmedizin beim Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, seine Abschriften der Tonbänder, die Monroes Psychoanalytiker Ralph Greenson wenige Wochen vor ihrem (Selbst-)Mord aufgenommen hatte. Miner will die Bänder der Marilyn-Sitzungen gehört und fast wörtlich abgeschrieben haben. Die Erzählungen der Schauspielerin legen einen zerbrechlichen, oft verzweifelten Menschen offen, zeigen die Monroe nackter als auf allen ihren frühen Pornofotos. Über „Jack“ Kennedy ergeht sich die Psychoanalyse-Patientin in schrankenloser Bewunderung. Seymour Hersh zitiert die Tonbänder: „Marilyn Monroe ist Soldatin. Ihr Befehlshaber ist der größte und mächtigste Mann der Welt. Die erste Pflicht einer Soldatin lautet, ihrem Befehlshaber zu gehorchen. Wenn er sagt, tu dies, dann tust du es. Wenn er sagt, tu jenes, dann tust du es. Dieser Mann wird unser Land verändern … Ich bin froh, dass er Bobby hat. Es ist wie in der Navy – der Präsident ist der Kapitän, und Bobby ist sein Erster Offizier. Bobby würde alles für seinen Bruder tun, genau wie ich. Ich werde ihm nie Schwierigkeiten machen. Solange ich denken kann, wird John Fitzgerald Kennedy bei mir sein.“
    Im Jahr 2007 wird ein Tagebuch von Marilyn Monroe veröffentlicht. Es befand sich im Besitz von Lee Strasberg, dem Schauspiellehrer der Monroe (und von James Dean). Es sind die privatesten Aufzeichnungen, auf Hotelpapier, Notizzetteln – meist in einer kaum leserlichen Handschrift – hingekritzelt. Die Wortfetzen erschienen als Buch mit dem passenden Originaltitel „Fragments“. Das Tagebuch enthält ein düsteres Gedicht: „Alone!!!!!! I am always alone – I am always / alone / no matter what“. Die inmitten eines ungeheuren Medienrummels von zahllosen Männern umschwärmte Blondine wurde immer einsamer, geriet in Isolation, in die totale Windstille im Auge eines tödlichen Hurrikans. Sie war für die Massen ein Idol. Antonio Tabucchi will die Bezeichnung im altgriechischen Sinn des Wortes verstanden wissen. Ein Idol ist ein Abbild des realen Körpers. „Marilyn scheint immer außerhalb ihrer selbst zu sein, sie scheint sich selbst voraus oder hinten nach zu sein, als hätte sie eine Aura, die zwar mit ihr identisch, jedoch unangreifbar ist, die aus ihr herausströmt, sich jedoch außerhalb von ihr befindet.“
    Die im Sternzeichen Zwilling geborene Norma Jeane Mortenson kämpfte die dreieinhalb Jahrzehnte ihres Lebens immer um ihre Identität. Eine lern- und wissbegierige junge Frau, die von den Medien zum blonden Pin-up aufgeblasen und auf die Rolle der süßen Blondine reduziert wurde. Sie war eine Frau, deren Körper Sexualität pur ausstrahlte, die aber trotz zahlreicher Beziehungen nur
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