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Äon

Äon

Titel: Äon
Autoren: Greg Bear
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einem Punkt völlig geirrt. Das Auftauchen des Steins läutete streng genommen nicht die Ankunft von Aliens ein.
    Er nahm zwei Tafeln und einen Prozessor in die Hand. »Sonst noch was?« fragte er, neben Blakelys Tisch stehend.
    »Das ging rein und raus«, sagte sie und reichte ihm einen Würfel mit Mitteilungen.
    Es wehte immer ein leichter, kühler Wind vom fast senkrechten Abhang der Kappe herunter. Manchmal fiel Schnee und schichtete sich in Wächten an der Nickeleisenwand auf. Der Aufzugeingang, ein vollkommen halbkreisförmiger Bogen, war wie alle Tunnels, Wartungsschächte und Bohrlöcher aus dem Asteroidenmaterial herausgeschmolzen worden. Die Seiten des kurzen Gangs waren glattpoliert und mit eingeätzten, wunderbar dreieckigen Widmanstätten-Mustern versehen.
    Der Aufzug war zylindrisch, hatte einen Durchmesser von zehn Metern und war fünf Meter hoch; der diente sowohl für Personen als auch für Lasten. An den Seiten waren ringsum Handgriffe angebracht und in den Boden Ösen zum Anbinden eingelassen. Wenn der Aufzug sich nach oben bewegte, nahm die Winkelgeschwindigkeit mit dem Schwächerwerden der Zentrifugalkraft des rotierenden Steins ab. Hatte er sich erst dem Bohrloch genähert, brachte die Drehung nur noch ein Zehntel Prozent g zustande.
    Die Fahrt dauerte zehn Minuten. Der Aufzug wurde langsamer und kam sachte zum Stillstand, als die gegenüberliegende Tür in gleicher Höhe wie der unter Druck stehende Tunnel lag, der zu den Landebereichen führte.
    In einer elektrischen Lore – einer von den zwei Dutzenden oder so, die von der Erde heraufgebracht worden waren – legte Lanier den größten Teil des restlichen Weges entlang einer Magnetschiene zurück.
    Die Lore kam quietschend zum Stillstand, und Lanier überwand das letzte Stück Weges, indem er sich an Führungsseilen vorwärtszog.
    Die ersten Landungen im Bohrloch waren schwierig gewesen. Damals waren die rotierenden Anlegestellen ohne Energieversorgung und nur spärlich beleuchtet gewesen. Mal um Mal hatten die OTV-Piloten ihr Geschick unter Beweis stellen müssen. Die ersten Pioniere im Raumanzug hatten großen Mut gezeigt und ihr Fahrzeug verlassen, um sich den Wänden des Bohrlochs zu nähern, die mit zirka einem Dreiviertel Meter pro Sekunde rotierten. Nachdem das technische Gerät von Landedock und Aufbauten überholt und wieder in Gang gesetzt war, gestaltete sich der Transfer viel einfacher.
    Die drei Anlegestellen, einfache, gediegene Vorrichtungen, funktionierten. Die Anlage bestand jeweils aus einem Zylinder im Loch, der rotierte, um die Drehbewegung des Steins auszugleichen, und wie der Rotor in einem riesigen Elektromotor beschleunigt wurde. Ein Techniker in einer Kabine unter der ersten Anlegestelle steuerte alle Landedocks, öffnete und schloß Luken und koordinierte das Entladen von Lasten und Passagieren.
    Die Landebereiche waren von den technischen Teams gründlich umgestaltet und mit Werkstätten versehen worden, die auf die so gut wie fehlende Schwerkraft eingerichtet waren. Hier wurden die massigen Lasten gelöscht, umgepackt und entweder über die Aufzüge zum Talboden geschafft oder entlang der Achse weiter zu einem der nächsten Löcher oder in die anderen Kammern geflogen.
    Der Leiter des technischen Teams, Lawrence Heineman, unterhielt sich gerade im ersten Landebereich mit einer schlanken, dunkelhaarigen jungen Dame, als Lanier hinzukam. Sie standen, die Hände an Führungsseilen, in einem breiten Lichtoval und verfolgten, wie sich große Vakuumtüren aufschoben und den Blick freigaben auf die kokonverpackte Ladung im OTV, die auf Trägern ruhte. Die Ladung ließ sie zwergenhaft erscheinen.
    Heineman, ein kleiner, kurzhaariger, muskulöser Luft- und Raumfahrttechniker aus Florida, lächelte breit und erklärte der jungen Dame etwas mit fuchtelnden Händen. Als Lanier hinzukam, wandte sich Heineman um, streckte ihm die Hand entgegen und nickte in seine Richtung. »Patricia, das ist Garry Lanier, unser durchaus ziviler Boß. Garry, Miss Patricia Luisa Vasquez.« Er schüttelte den Kopf und stieß prustend ein begeistertes »Wau!« aus.
    Lanier gab Vasquez die Hand. Sie war klein, zart und hübsch. Ovales Gesicht, seidiges dunkelbraunes Haar, schlanke Arme und Beine, etwas breite Hüften für ihre Größe: eine durch und durch unpraktisch wirkende Frau, sagte er sich. Hinter weiten, länglichen Augen, dunkel wie die seinen, und einer kurzen, spitzen Nase und dem verkniffenen Mund war Angst zu erkennen.
    »Erfreut«,
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