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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
Autoren: Michael Robotham
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ihre Löcher, Gürtel ihre Schlaufen, und ich kann sogar einen Windsor-Knoten binden. An schlechten Tagen wie diesem ist es eine andere Geschichte. Der Mann, den ich im Spiegel sehe, braucht zwei Hände, um sich zu rasieren, und erscheint mit kleinen Toilettenpapierfetzen an Kinn und Hals zum Frühstück. An solchen Vormittagen sagt Julianne zu mir: »Du hast einen funkelnagelneuen elektrischen Rasierapparat im Bad.«
    »Ich mag keine elektrischen Rasierer.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Rasierseife mag.«
    »Was gibt es an Rasierseife zu mögen ?«
    »Das Einseifen. Allein das Wort klingt wunderbar, findest du nicht? Ziemlich sexy – einseifen. Es ist dekadent.«
    Sie kichert jetzt, versucht jedoch weiter, verärgert auszusehen.
    »Die Leute seifen sich ein; sie seifen ihre Körper mit Duschgel ein. Ich finde, wir sollten unsere Scones mit Sahne und Marmelade einseifen . Und im Sommer könnten wir uns mit Sonnenöl einseifen … wenn es je einen Sommer gibt.«
    »Du bist albern, Daddy«, sagt Charlie und blickt von ihren Cornflakes auf.
    »Danke, mein Turteltäubchen.«
    »Ein komisches Genie«, sagt Julianne und knibbelt das Klopapier aus meinem Gesicht.
    Ich setze mich an den Tisch, gebe einen Löffel Zucker in meinen Kaffee und fange an zu rühren. Julianne beobachtet mich. Der Löffel stockt in der Tasse. Ich konzentriere mich und befehle meiner linken Hand, sich zu rühren, doch keine noch so
große Willenskraft kann sie bewegen. Elegant wechsele ich den Löffel in die rechte Hand.
    »Wann siehst du Jock?«, fragt sie.
    »Am Freitag.« Bitte keine weiteren Fragen.
    »Hat er dann die Ergebnisse der Tests?«
    »Er wird mir sagen, was wir schon wissen.«
    »Aber ich dachte – «
    »Das hat er mir nicht gesagt!« Ich hasse die Schärfe in meiner Stimme.
    Julianne zuckt nicht einmal mit der Wimper. »Jetzt habe ich dich wütend gemacht. Albern gefällst du mir besser.«
    »Ich bin albern. Das weiß jeder.«
    Ich kann sie durchschauen. Sie denkt, dass ich machomäßig versuche, meine Gefühle zu verbergen oder gnadenlos optimistisch zu sein, während ich in Wirklichkeit zusammenbreche. Meine Mutter ist genauso – sie ist eine verdammte Hobbypsychologin geworden. Warum überlassen sie es nicht den Experten, sich zu irren?
    Julianne hat mir den Rücken zugewandt und zerkrümelt trockenes Brot, um es draußen für die Vögel auszustreuen. Mitgefühl ist ihre Lieblingsbeschäftigung.
    In ihrem grauen Jogginganzug, den Turnschuhen und der Baseballkappe über dem kurzen dunklen Haar sieht sie aus wie siebenundzwanzig, nicht wie siebenunddreißig. Anstatt dass wir in Würde gemeinsam alt werden, hat sie das Geheimnis ewiger Jugend entdeckt, während ich zwei Anläufe brauche, um vom Sofa aufzustehen. Bei ihr hat sogar das Gebären leicht ausgesehen, obwohl ich ihr das nie sagen würde, es sei denn, ich entwickelte eine Todessehnsucht.
    Wir sind seit sechzehn Jahren verheiratet, und wenn die Leute mich fragen, warum ich Psychologe geworden bin, sage ich: »Wegen Julianne. Ich wollte wissen , was sie wirklich denkt.«
    Es hat nicht funktioniert. Ich habe noch immer keine Ahnung.
Normalerweise ist Sonntagmorgen meine Zeit. Ich vergrabe mich unter dem vereinten Gewicht von vier Zeitungen und trinke Kaffee, bis meine Zunge sich pelzig anfühlt. Nach den gestrigen Ereignissen werde ich die Titelzeilen überschlagen, obwohl Charlie darauf besteht, dass wir die Artikel ausschneiden und in ein Notizbuch kleben. Vermutlich ist es ziemlich cool, ausnahmsweise mal »cool« zu sein. Bis gestern fand sie meinen Job langweiliger als Kricket.
    Charlie ist ausgehfertig in Jeans, Pulli und Skijacke, weil ich versprochen habe, dass sie heute mitkommen darf. Seit sie ihr Frühstück heruntergeschlungen hat, beobachtet sie mich ungeduldig – und findet, dass ich meinen Kaffee zu langsam trinke.
    Als es Zeit ist, den Wagen voll zu packen, tragen wir die Pappkartons aus dem Gartenschuppen und stellen sie neben meinen alten Metro. Julianne sitzt mit einer Tasse Kaffee auf den Knien auf der Treppe vor dem Haus. »Ihr seid beide verrückt, wisst ihr das?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Man wird euch verhaften.«
    »Und du bist schuld.«
    »Wieso bin ich schuld?«
    »Weil du nicht mitkommen willst. Wir brauchen einen Fluchtfahrer. «
    Charlie stimmt mit ein. »Komm, Mum. Dad hat gesagt, dass du früher auch mitgekommen bist.«
    »Da war ich noch jung und dumm und keine Elternvertreterin an deiner Schule.«
    »Wusstest du, Charlie, dass deine Mutter
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