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Adam - Die letzte Chance der Menschheit: Band 1 (German Edition)

Adam - Die letzte Chance der Menschheit: Band 1 (German Edition)

Titel: Adam - Die letzte Chance der Menschheit: Band 1 (German Edition)
Autoren: Raimon Weber
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lachten sie und machten kehrt. Einer von ihnen hatte uns sogar zugewinkt. Das war meine einzige Begegnung mit den Indianern gewesen. Im Nachhinein musste ich mir eingestehen, dass sie alles andere als wild und feindlich gewirkt hatten.
    Unmittelbar vor der Farm ließ uns Tyler absteigen. Wir machten die Pferde an einem Zaun fest.
    »Jacob!«, rief er. »Jacob Bukman!«
    Keine Antwort. Nur der misstönende Warnruf eines Eichelhähers hallte vom Wald herüber.
    Die Haustür war lediglich angelehnt.
    »Lassen Sie mich vorgehen, Sir.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schob sich Cox am Bürgermeister vorbei und stieß mit dem Gewehrlauf die Tür auf.
    Unmittelbar hinter dem Haus begann der Wald. Die Bäume standen so dicht, dass kein Tageslicht bis zum Boden drang. Dort herrschte ein ewiges Halbdunkel.
    Ich glaubte, am Waldrand eine Bewegung auszumachen. Vielleicht ein Tier. Als ich angestrengt ins Unterholz starrte, war ich davon überzeugt, beobachtet zu werden. Ich konnte nicht das Geringste erkennen, doch ein seltsames Unbehagen blieb.
    Ich wusste nicht, ob ich die Männer darauf aufmerksam machen sollte. Vielleicht würden sie mich verspotten. Dennoch, ich konnte meine Augen einfach nicht von der Stelle zwischen zwei hohen Büschen lassen. Und in dem Moment stieß Cox einen Schrei aus.
    Ich sah, wie der Schmied rückwärts aus dem Hauseingang stolperte. Er wandte sich zu uns um, und sein Gesicht spiegelte nacktes Entsetzen wider. Er öffnete den Mund, schaffte es aber nicht, ein Wort über seine Lippen zu bringen.
    Tyler drängte den stämmigen Mann zur Seite und eilte mit der Waffe im Anschlag ins Gebäude. Ich wollte ihm folgen. Meinen Begleitern zeigen, dass ich keine Furcht kannte. Dr. Christopher versuchte, mich zurückzuhalten, doch ich entwand mich seinem Griff.
    Im Innern des Hauses erfasste mich sofort ein seltsames Gefühl. Es ließ meine Haut kribbeln, der Magen krampfte sich zusammen, und ich spürte, wie sich die feinen Härchen in meinem Nacken aufstellten. Es war, als wäre das Gebäude mit … Bosheit erfüllt. Wie der Geruch eines wilden Tieres, das sich noch vor kurzer Zeit hier aufgehalten hatte.
    Zuerst erblickte ich nur Tylers Rücken. Der Bürgermeister stand regungslos im Raum. Den Lauf seines Gewehrs hielt er gesenkt.
    »Geh raus, junger Jack«, hörte ich ihn mit seltsam heiserer Stimme sagen.
    Direkt vor Tyler hing ein Körper von der Decke.
    ***
    Die Rückkehr aus der Erinnerung des Wesens vollzog sich mit Wucht. Quinton und die Hexe taumelten auf einmal und stürzten zu Boden. Casablanca schnappte nach Luft, Blut tropfte aus ihrer Nase. Der Medizinmann versuchte sich aufzurichten, schaffte es aber nur mit Adams Hilfe. Seine Augen waren so gerötet, als seien in ihnen nahezu alle Äderchen geplatzt.
    Adam brachte beide in den Aufenthaltsraum, verriegelte gewissenhaft die Tür der Arrestzelle und kehrte zu ihnen zurück.
    »So etwas habe ich noch nie erlebt.« Casablanca schüttete Wein in ein Glas und bot es Quinton an, der aber ächzend abwinkte. Die Hexe nahm einen tiefen Schluck und erzählte Adam, was sie in der Vergangenheit gesehen hatten.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Adam, nachdem sie ihren Bericht beendet hatte. »War dieses Ding früher etwa ein ganz normaler Junge?«
    »Wohl kaum«, antwortete Quinton. Er kühlte sein Gesicht mit einem feuchten Lappen. »Ich nehme an, dass unser Freund in der Arrestzelle die Welt durch die Augen des Jungen gesehen hat. Er hat sich also in dessen Geist eingenistet, ohne dass der junge Jack davon etwas mitbekommen hat. Ein absolut perfektes Ausspionieren des menschlichen Geistes. Überaus interessant ist allerdings, dass die Erinnerung aus dem Jahr 1816 stammt.«
    »Dann ist das Wesen weit über zweihundert Jahre alt«, staunte Adam.
    »Richtig«, bestätigte der Medizinmann. »Das Jahr 1816 bezeichnet man auch als das Jahr ohne Sommer. Der Mount Tambora in Indonesien hat schon einmal unendlich viel Unheil angerichtet, bevor er die Erde vor zehn Jahren fast endgültig zerstört hat. Auch damals wurden ungeheure Mengen von Staub und Gasen in die Atmosphäre geschleudert. Sie zogen um den Erdball und verminderten für Jahre die Sonneneinstrahlung. Das bedeutete Schneestürme im Sommer, Missernten und Hunger. Besonders Nordamerika und Europa waren davon betroffen. Heute allerdings ist alles noch viel schlimmer.«
    »Etwas ist merkwürdig«, sagte Casablanca. »Bisher konnte ich immer den Zeitpunkt bestimmen, zu dem ich in die Erinnerungen der
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