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AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

Titel: AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
Autoren: Michael Klein
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zum Sieg geschaffen – der Sieg war seine Bestimmung. Und wenn er Erfolg haben würde (woran kein Zweifel bestand), würde man ihm eine noch größere Flotte schenken, und er würde weitere Kriege führen, weitere Siegesgefühle in seinen Adern spüren.
    Er war der General des zweiten Lebens, und das zweite Leben war der Sieg.
    Einen ersten Sieg hatte er bereits an sich gerissen: Das Obelisk der Macht, das Zentrum des feindlichen Imperiums, war gefallen. Und sein Plan war aufgegangen – die Mischung aus militärischer Stärke und Infiltration hatte zum Erfolg geführt. Über Jahre hinweg war dieser Schachzug vorbereitet worden, waren Spione in die Galaxis eingeschleust worden, hatte Zwietracht gesät, Versprechungen an den richtigen Stellen vorgebracht, Unzufriedenheit mit dem Imperium erzeugt.
    Dann der erste Angriff – ein weiterer glorreicher Sieg für ihn. Wie konnten andere Stimmen in den eigenen Reihen behaupten, dieser Angriff wäre eine Niederlage gewesen? War der Obelisk nicht gefallen unter dem Ansturm seiner Truppen? Dass seiner Position und seinen Erfolgen Neid und Missgunst entgegengebracht wurden, war klar – dies war die Erklärung für die böswilligen Behauptungen, der Kampf wäre zu Gunsten des Imperiums ausgegangen. Er hatte den Obelisken doch in die Knie gezwungen, und dass daran ein Verräter auf imperialer Seite Schuld gewesen sei, war schlichtweg gelogen – eine infame Lüge, um ihn, den General des zweiten Lebens, zu stürzen.
    Er würde die bösen Stimmen einfach ignorieren, denn er wusste selbst am besten, wie genial er war und dass er zum Sieg bestimmt, zum Siegen geschaffen war. Und wenn er mitbekam, dass er angeblich versagt habe und man nun einen Inquisitor zu ihm schicken würde, so lachte er innerlich und griff äußerlich hart durch: Ein solcher Lügner, der die Moral der Truppen untergrub, durfte nicht länger leben.
    Denn der Sieg war nahe, und Fehler waren tödlich, sie würden zur Niederlage führen.
    Und Niederlagen waren nicht akzeptabel.
    Niederlagen waren schlecht.
    Niederlagen waren nicht sein Schicksal.

    *

    Der gleiche Knoten, ein anderer Faden:
    Der General des zweiten Lebens hatte versagt.
    Man hatte ihm eine große Zahl an Schiffen zur Verfügung gestellt und ihn mit allen nur erdenklichen Machtmitteln ausgestattet, und dennoch hatte er versagt – kläglich. Offensichtlich war der Mann nicht dazu bestimmt, zu siegen. Es war ein Fehler gewesen, dem blinden Hass in seinem Innern zu vertrauen, und der Kosmische Prinz entschloss sich, keinem zornigen Mann mehr zu vertrauen.
    Leider war Zeit kein Fluss, den er nach Belieben umleiten konnte.
    Die Niederlage des Generals war ärgerlich und hatte Zeit gekostet. Wäre der Gegner beim ersten Angriff gefallen, hätte er seine Reise in die Zielgalaxis ohne Hast und ohne Druck hinter sich bringen und den Schattenstern erobern können – so musste er trotz der eigenen Überlegenheit mit Widerstand rechnen. Noch schlimmer: Der Schattenstern würde bereits in den Händen des Verräters sein, wenn er die Galaxis erreichte.
    Zorn und Wut waren Gefühle, die er zwar kannte, aber nicht benutzte – sie schwächten ihn nur. Auch den General des zweiten Lebens hatten sie geschwächt, und diese Schwäche hatte zur Niederlage geführt.
    Auch Trauer war ihm unbekannt, dennoch bedauerte er, dass er noch so weit weg war von der Galaxis, die den Schattenstern und den Verräter verbarg. Es würde noch eine gewisse Zeit dauern, bis er ankommen und selbst in das Geschehen eingreifen würde. So lange musste er sich mit Handlangern, Boten und eben dem gescheiterten General begnügen müssen. Doch gerade letzterer war unhaltbar geworden, insofern war es – trotz des entstehenden Vakuums in der Vorhut, die bereits in der Zielgalaxis operierte – richtig gewesen, einen Inquisitor loszuschicken, der den General entmachtete. Zwar konnte er im Notfall auf diesen Teil der Flotte verzichten, doch erschienen ihm Verschwendung und Verschleiß dieser Art schlicht und ergreifend unnötig. Immerhin war das Leben ein Faktor, der sicherlich im Plan seines Meisters einen hohen Stellenwert besaß – wenngleich er diesen Plan nicht kannte: Nur die drei Brüder wussten, was ihr Meister vorhatte, denn er selbst war mit einem anderen Auftrag betraut worden – er sollte den Verräter fangen und bestrafen. Und damit er sich nur diesem Ziel widmete, hatte er freiwillig auf das Wissen über den Plan des Meisters verzichtet. Erst, wenn seine Aufgabe erfüllt war,
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