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Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Titel: Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Kannste dann mal deine Flossen von meinem Shirt nehmen?«
    Flossen? Shirt? Hä? Ich musterte ihn erstaunt. Aber dann machte es endlich klick.
    »Ach so … ja klar … sorry …«, stammelte ich und ließ ihn los.
    Während Vladi sich sein T-Shirt zurechtzog, ließ er mich nicht einen Moment aus den Augen. So, als ob er sich innerlich auf den nächsten Angriff vorbereitete. Das Ganze war einfach nur oberaffenblamabel.
    »Tut mir leid, Vladi. Echt!« Ich wandte mich um und wollte mich vom Acker machen … da hörte ich sie. Nelly!
    »Rick, warte!«, rief sie mir hinterher.
    Wie von einer Horde wahnsinniger Hornissen gestochen, zuckte ich zusammen und starrte in Nellys strahlendes Gesicht.
    »Schön, dass du doch gekommen bist«, sagte sie.
    Ich schwieg. Stand nur da und starrte Nelly an. Ihre funkelnden Augen, ihre roten Locken, ihre kleinen Sommersprossen auf der Nase, ihr Lächeln … und … und …
    »Ich geh rein«, brummte Vladi und zog ab.
    »Ähm … ja … ey … a-alles … k-klar …« Ich hüpfte nervös von einem Bein aufs andere und stotterte wie ein altersschwacher Traktor.
    »Neulich in der Schule, das war echt süß von dir«, meinte Nelly plötzlich.
    Ich sah sie verwirrt an. »Was denn?«
    »Na ja, als du gesagt hast, dass du mich hübsch findest.«
    »Das hab ich gesagt?« Meine Stimme klang total bescheuert. Spätestens jetzt musste Nelly merken, dass ich mindestens ’nen Vollknall hatte.
    Aber Nelly merkte nichts. Sie lächelte nur und nickte.
    Und was machte ich? Ich nahm ihre Hand und quetschte sie. So stark, dass sich Nellys glückliches Lächeln in einschmerzvolles verwandelte und sie leise wimmerte: »Rick, nicht so doll …«
    »Oh«, rief ich erschrocken und ließ ihre Hand los, als ob sie in Flammen stünde. »Ich … also, das tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich … ach, keine Ahnung …«
    Zu allem Überfluss lief ich tomatenrot an. Und alles, was mir einfiel, um Nelly von meiner Feuerbirne abzulenken, war, sie mit ein paar coolen Moves zu überspielen.
    Nelly kicherte. »Rick, was machst du da?«
    »Yeah!«, hörte ich mich zu meinem eigenen Entsetzen rufen. »Coole Moves.«
    Na ja,
cool
war das ganz und gar nicht. Eher ziemlich peinlich, wenn ich ehrlich war, aber ich konnte beim besten Willen nichts dagegen tun. Ich war wie ferngesteuert, slidete vor Nelly hin und her und grinste dabei enddämlich.
    Als Nelly laut zu lachen anfing, gewann ich endlich die Kontrolle zurück. Ruckartig blieb ich stehen, starrte auf meine Füße und schämte mich in Grund und Boden.
    »Rick, das war echt abgefahren. Ich wusste gar nicht, dass du so toll tanzen kannst.«
    Heilige Yetikralle! Ich sollte
toll tanzen
können – das nahm ich Nelly nicht ab. Nie und nimmer.
    Ich wagte nicht hochzusehen. Doch Nelly trat ganz nah an mich heran und legte ihre Hand unter mein Kinn, sodass ich sie anschauen musste. Dann beugte sie sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Du bist toll, Rick!«
    Ich starrte sie an. Fassungslos. Verblüfft. Völlig durch den Wind, weil ihr Mund ein Loch in meine Haut gebrannthatte. Ich war noch nicht einmal mehr in der Lage zu atmen.
    Irgendwann war schließlich kein Sauerstoff mehr in meiner Lunge und ich erwachte aus meiner Erstarrung. Japsend schüttelte ich den Kopf, drehte mich um und rannte hakenschlagend wie ein Hase, der vor dem Fuchs flieht, davon.
    Als nichts, aber auch rein gar nichts mehr vom Pferdeturm zu sehen war, ließ ich mich mit dem Rücken gegen eine Hauswand sinken und ging langsam in die Hocke.
    Dort blieb ich sitzen und schämte mich. Ich schämte mich fast eine Stunde lang. So lange, bis das Loch in meiner Wange wieder zugewachsen war. Dann schlich ich mit hängendem Kopf und tierischen Schmerzen in der Brust nach Hause.
    Leise öffnete ich die Küchentür und entdeckte Wutz, der mit verschränkten Armen vorm Tresen stand und seine Bierflasche anstarrte, als ob sie gerade zu ihm gesprochen hätte.
    »Hi«, murmelte ich.
    Wutz schaute nur kurz auf und fixierte dann wieder seine Flasche. »Schon zurück?«
    »Ist was passiert?«
    »
Noch
nicht«, knurrte er.
    Autsch. Das hörte sich übelst nach Ärger an. Wahrscheinlich war er wieder in Bulldoggengrütze getreten. Besser, ich fragte gar nicht nach den Details.
    »Okay«, sagte ich gedehnt und wandte mich zum Gehen.
    »Und bei dir?«, hielt er mich zurück. »Wolltest du dich nicht mit deiner
Freundin
treffen?«
    Mierda! Mierda! Mierda!
    »Ähm … ja …« Ach, verflixt! Wutz konnte ich
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