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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau
Autoren: John D. MacDonald
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Vierer.
    Die Vierer standen den Achtern gegenüber, und ich saß in der Mitte und wettete den Höchsteinsatz, sechshundert. Das Pärchen Achter saß da und überlegte zu lang. Er kam zu dem Schluß, daß ich nicht versuchen würde, eine Karte zu kaufen, weil das angesichts meiner finanziellen Lage zu plump und zu riskant gewesen wäre. Er kam zu dem Schluß, daß ich nur so tun würde, als ob ich eine kaufen wollte, um das große Spiel mit einem Flush zu machen, mit Herz As oder König verdeckt. Glücklicherweise war bisher keine der beiden Karten in diesem Spiel aufgetaucht.
    Er packte ein. Der mit dem Viererpärchen hatte in Wirklichkeit zwei Pärchen. Er kam widerstrebend zu demselben Schluß. Ich zog den Pott ein, legte mein Siegerblatt zusammen und warf es dem Kartengeber hin, aber die verdeckte Karte blieb irgendwie an meinem Finger hängen und drehte sich um. Eine schwarze Zwei. Von diesem Augenblick an wußte ich, daß sie sich an den kaputten Flush erinnern und von jetzt an bezahlen würden, was ich für meine guten Blätter verlangen würde. Und das taten sie auch die nächsten zwanzig Stunden lang. Es gab eine ganze Reihe großer Spiele, und in der kleinen Gruppe saß jede Menge altes Geld. In den letzten paar Stunden lieh ich dem großen Verlierer zehntausend gegen dieses Hausboot, und als die weg waren, lieh ich ihm noch mal zehn, und als die auch verspielt waren, lieh ich ihm die letzten zehn, und das Schiff gehörte mir. Als er noch mal zehn haben wollte und seine kleine brasilianische Mätresse zur Sicherheit anbot, nahmen ihn seine Freunde beiseite und beruhigten ihn, und das Spiel war zu Ende. Und ich taufte das Hausboot zu Ehren des Blattes, das meine Glückssträhne eingeleitet hatte, und verkaufte die alte Prowler, auf der ich damals in sehr beengten Verhältnissen lebte.
    Nach der körperlichen Arbeit belohnte ich mich mit einem lauwarmen Bad und einer eisgekühlten Flasche Dos Equis, jenem unvergleichlichen, schwarzen mexikanischen Bier, und zog mich an, passend für das Nachtleben im Sommer. Genau bei Sonnenuntergang kam Molly Bea herüber mit einem Cocktailglas in der Hand, leicht beschwipst, krebsrot von der Sonne verbrannt, und brachte eine dunkelhäutige, strahlende Kichererbse mit, um ihr mein reizendes kleines, altes Boot zu zeigen. Die Kichererbse hieß Conny und stammte nicht aus Texas, sondern aus New Orleans, aber sie war von ähnlichem Kaliber, für jeden Blödsinn zu haben, stellte sich mädchenhaft verspielt und gab mir mit Blicken und Körpersprache zu verstehen, daß sie sich bei Molly Bea genau nach mir erkundigt und danach Streichhölzer gezogen und mich gewonnen hatte. Sie war darauf eingerichtet, bei mir zu bleiben und Molly Bea zu dem Tiger zurückzuschicken. Nach der Besichtigungstour wimmelte ich sie beide ab, schloß die Tür ab und ging in ein Altstadtlokal, das Touristensteaks zu einheimischen Preisen anbot, dann machte ich mich auf den Weg zum Bahama Ballsaal im Mile O’Beach und Conferencier Joey Mirris, auf dessen großem Sommersaisonprogramm als besondere Attraktionen die wehmütigen Balladen von Sheilagh Morraine sowie Chookie McCall und ihre Inseltanztruppe angezeigt waren. Montags geschlossen.
    Joey Mirris war ein geschmackloser, angeberischer Lieferant von halbseidenen Witzen und schlüpfrigen Gags. Eine zusammengewürfelte Band spielte sehr laut und sehr lustlos vor sich hin. Sheilagh Morraine hatte eine süße, reine, ganz gewöhnliche dünne Stimme, eine hölzern wirkende Gestik und Mimik, aber eine hinreißende Figur mit den Maßen 106-63-96, in Bühnenkleider gehüllt, die aus nassen Spinnfäden gewebt schienen. Aber Chook und ihr Sechserpack waren gut. Sie hatte die Kostüme entworfen, die Beleuchtung, die Arrangements, die Abläufe, sie hatte die Mädchen sorgfältig ausgesucht und gnadenlos trainiert. Es gab drei Vorstellungen am Abend, und es waren die Tänzerinnen, die das Geld hereinbrachten, und das wußte Adam Teabolt, der Besitzer und Geschäftsführer.
    Der Saal faßt so um die zweihundertfünfundzwanzig, und für die Vorstellung um acht Uhr waren etwa siebzig da. Ich fand einen Hocker am Ende der erhöhten Bar, versuchte, nicht auf Mirris und Morraine zu achten, und schenkte meine volle Aufmerksamkeit der sogenannten Inseltanztruppe. Die Garderobe für alle sieben hätte man in einem einzigen Derbyhut einsammeln können. Unter blauem Scheinwerferlicht sah ich, wie Cathy Kerr in völligem Gleichklang mit der Gruppe arbeitete, ein kleines,
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