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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition)
Autoren: Arno Strobel
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und ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen.
    »Was soll denn der Quatsch?« Ralf tippte sich an die Stirn. »Erst über meinen Namen ablästern und dann zu feige, den eigenen zu nennen? Na, das ist ja wahre Größe.«
    »Verpiss dich«, war die knappe Antwort, dann drehte der Junge sich mit dem Gesicht zur Wand.
    Ralf starrte ihn ungläubig an, gab es dann aber offensichtlich auf und strahlte zu Tim hinüber. »Habt ihr eigentlich schon mitbekommen, was gegenüber los ist? Da sind die Mädels untergebracht.«
    Tim hatte bereits gesehen, dass in die beiden Hütten auf der anderen Seite des Schotterwegs Mädchen ihres Alters eingezogen waren.
    »Was haltet ihr davon, wenn wir ihnen mal einen kleinen Besuch abstatten?« Ralf sah sich Beifall heischend um. Dabei fiel sein Blick auf das Bett über dem Schwarzhaarigen. »He, ist das Bett da etwa noch frei?«
    »Noch, ja, aber da kommt sicher noch jemand«, sagte Tim. Er hatte nicht die geringste Lust, sich Ralfs Gerede auch noch nachts anzuhören. Doch Ralf wiegelte ab: »Das kläre ich. Falls niemand mehr kommt, ziehe ich bei euch ein. Die da drüben sind mir zu langweilig.«
    Tim wunderte sich nicht darüber, dass Ralf gar nicht erst auf den Gedanken kam, sie zu fragen, ob es ihnen recht wäre, wenn er sich bei ihnen breitmachte.
    Sie einigten sich darauf, sich die Mädchen bei der Infoveranstaltung auf der Wiese anzuschauen, und vertrieben sich die Zeit bis dahin mit Spekulationen darüber, was sie in den kommenden Tagen wohl alles erleben würden.
    Die Wiese war schon gut gefüllt, als sie um kurz vor drei dort ankamen. Die jüngeren Teilnehmer standen auf einer Seite in Grüppchen zusammen oder rannten wild schreiend umher. Tim blieb einen Moment stehen und beobachtete sie. Er wunderte sich darüber, wie jung manche von ihnen noch waren. Seine Eltern hätten ihn mit zehn oder elf Jahren sicher nicht allein in ein Bergcamp gelassen. Aber seine Eltern waren immer übervorsichtig gewesen, als er in diesem Alter gewesen war. Er kannte ja auch den Grund dafür …
    Ralf war mit den anderen im Schlepptau zielstrebig auf eine Gruppe von vier Mädchen zugesteuert und stellte sich ihnen gerade vor, als Tim sie erreichte. Die Mädchen waren etwa im gleichen Alter wie sie selbst und schienen sich zu freuen, gleich zu Anfang Kontakt zu knüpfen.
    Tim betrachtete sie der Reihe nach, bis sein Blick an einer von ihnen hängen blieb. Sie war nur wenig kleiner als er und wirkte sehr sportlich. Die glatten schwarzen Haare waren in der Mitte gescheitelt und fielen ihr bis über die Schultern. Ihr Gesicht strahlte eine natürliche Fröhlichkeit aus, der sich Tim nicht entziehen konnte. Als sie den Kopf etwas zur Seite neigte und lächelnd sagte: »Hallo, ich bin Lena«, fühlte er sich ertappt, weil er sie so unverhohlen angestarrt hatte.
    »Ähm … Tim«, stotterte er und spürte dieses Prickeln auf den Wangen und der Stirn. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass sein Gesicht sich gerade dunkelrot verfärbte. Er hätte sich ohrfeigen können, weil Lena ihn jetzt für einen schüchternen Trottel halten musste.
    »Hey, unser Timmi wird ja richtig rot«, sagte Ralf zu allem Überfluss und verschlimmerte die Lage noch. Er schien es zu genießen. Tim stierte ihn wütend an. »Ich hab’s dir eben schon gesagt: Hör gefälligst auf damit, mich Timmi zu nennen. Mein Name ist Tim, okay?«
    Ralf hob grinsend beide Hände. »Ist ja gut, kein Grund, gleich miese Stimmung zu verbreiten.« Er klatschte in die Hände und wandte sich wieder den Mädchen zu. »Erzählt doch mal, hat eine von euch schon Klettererfahrung?«
    Alle verneinten. Während Ralf sofort damit begann, sich als erfahrenen Bergsteiger anzupreisen, gesellte sich ein weiterer, etwa sechzehnjähriger Junge zu ihnen. Seine dunkelroten Haare, die ähnlich wie bei Ralf bis in die Augen hingen, bildeten einen starken Kontrast zu der kalkweißen Haut. Er hatte mindestens fünfzehn Kilo Übergewicht und wirkte insgesamt plump und unsportlich.
    »Ah, da ist ja auch Lucas«, sagte Ralf, als er auf ihn aufmerksam wurde. Tim fand, dass es abfällig klang. »Er kommt auch aus München, sein Vater arbeitet als Hausmeister in unserer Klinik. Der liebe Lucas hat sich sofort dazu entschlossen, ebenfalls hier mitzumachen, als er hörte, dass ich ein paar Tage in diesem Camp verbringe. Er ist eben mit dem Zug angekommen.«
    Während Tim sich fragte, warum Lucas nicht mit Ralf zusammen angereist war, nickte Lucas ihm und den anderen zu. An den
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