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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Wolfgang Brenner
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Kaffee. Der Polizist klang so, als wollte er sie zu etwas überreden, was nicht gut für sie war. Wahrscheinlich konnte er besser mit ihr reden, wenn sie hilflos auf dem Sofa lag, mit der Dackeldecke um die Beine.
    Marie stand noch unsicher da. Aber es ging. Sie wollte ins Bad, um sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen.
    »Kann es sein, dass Johann sein Handy gar nicht dabei hat?«, fragte Fürbringer laut.
    Marie blieb stehen, als hätte ein Pfeil sie getroffen. »Ich habe gestern Abend mehrmals versucht, ihn zu erreichen. Er hat das Handy abgeschaltet«, wandte sie sich an Fürbringer.
    »Wir versuchen gerade, das Gerät zu orten. Das geht aber nur, wenn es auch eingeschaltet wird. Die Sache ist nicht ganz einfach. Wir senden in regelmäßigen Abständen eine sogenannte stille SMS . Die veranlasst das Handy ihres Sohnes, Kontakt mit der nächsten Funkzelle aufzunehmen. Dabei übermittelt das Gerät seinen Standort. Wir bekommen die Daten dann vom Netzbetreiber über eine spezielle Datenleitung übermittelt. Deshalb wäre es gut zu wissen, ob Johann sein Handy auch wirklich mitgenommen hat.«
    Der Mann hatte Sorgen. Johann war seit über zwölf Stunden verschwunden, und der Kommissar wollte das Handy nur zu orten versuchen, wenn Johann es auch wirklich mitgenommen hatte. »Ich bin mir sicher: Als er das Haus verließ, hat er es in die Tasche gesteckt.«
    »Haben Sie es gesehen?«, fragte Fürbringer.
    »Ja, ich habe es gesehen.« Marie betonte jedes Wort. Das tat sie immer, wenn sie log. Sie hatte nicht gesehen, dass Johann sein Handy in die Tasche gesteckt hatte. Dennoch wusste sie, dass er es dabeihatte. Sie kannte doch ihren Sohn.
    Fürbringer ging wieder hinaus zum Telefonieren. Marie verstand nur Wortfetzen. Es ging um das Handy. Als er zurückkam, sagte er: »Sobald Johann das Handy einschaltet, werden wir wissen, wo er sich befindet.« Er nickte Robert aufmunternd zu. Doch Robert sah nicht sehr zuversichtlich aus. Er versuchte immer noch sein Glück mit dem Messer und dem Brotlaib. Marie hatte nicht vor, ihm zu helfen.
    »Was ist, wenn Johann sein Handy nicht einschalten kann?«
    Fürbringer schaute sie an, als könnte er die Bedeutung dieses Satzes auch bei angestrengtem Nachdenken nicht verstehen. »Na ja, dann werden wir ihn auch nicht orten können.«
    Marie verlor die Geduld. »Ich meine, es muss etwas mehr geben. Sie können doch in so einem Fall nicht nur darauf warten, dass das Kind sein Handy einschaltet, oder?«
    Robert war an Marie herangetreten und hatte seine Hand auf ihren Unterarm gelegt. Sie zog den Arm weg.
    Fürbringer atmete tief durch. Das hatte er sicher auf einem Lehrgang gelernt – als Methode zur Beruhigung der Opfer von Verbrechen. »Wir warten nicht. Sie haben die Hubschrauber gesehen?«
    »Ja. Und wo sind die jetzt?« Das Brummen in der Luft war verschwunden. Seit Marie aus ihrer Ohnmacht erwacht war, hatte sie es nicht mehr gehört.
    Fürbringer zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich suchen sie in immer weiteren Kreisen. Glauben Sie mir: Das geht alles seinen Gang.«
    Marie wollte nicht, dass alles seinen Gang ging. Sie wollte, dass Johann endlich gefunden wurde. Langsam hatte sie keine Kraft mehr zu warten.
    Fürbringer nahm wieder Platz. Er hob die Sammeltasse an, um einen Schluck Kaffee zu trinken. Dann erst bemerkte er, dass die Tasse leer war. Robert schenkte nach. Fürbringer dankte ihm mit einem Nicken. Dann trank er gierig von dem schwarzen Kaffee – und verbrannte sich den Mund. Er stellte die Tasse ab, zog ein riesiges Stofftaschentuch aus der Jackentasche und tupfte die Lippen ab.
    Fürbringer sprach jetzt sehr langsam. »Während wir hier sitzen, kämmen immer noch zwei Hundertschaften Bereitschaftspolizei die Gegend durch. Sie weiten ihren Radius stündlich aus. Gleichzeitig überprüft mein Kollege Bäsch die bekannten Sexualtäter, die rein räumlich und von ihrer Opferstruktur her infrage kommen. Es wird untersucht, ob einer dieser Menschen sich gestern Abend hier in der Nähe aufgehalten hat. Wir beobachten diese Leute genau. Wenn einer von ihnen etwas mit Johanns Verschwinden zu tun hat, werden wir es herausbekommen. So etwas braucht natürlich seine Zeit. Aber alles wird getan.«
    Marie musste sich setzen. Sexualtäter. Gab es in ihrer Gegend Sexualtäter? Sie konnte sich nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben, dass es in Bubach oder in einem der umliegenden Dörfer zu einem Sexualverbrechen an Kindern gekommen war. Einmal hatte ein Betrunkener eine
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