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Abbau Ost

Titel: Abbau Ost
Autoren: Olaf Baale
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positiv und die des anderen mit jenem superkritischen
     Blick dargestellt, den sie sich selbst nicht zumuten mochten. Der Westen, schreibt der Geschichtsforscher Konrad H. Jarausch,
     habe von sich selbst ein geradezu heroisches Geschichtsverständnis entwickelt, »eine quasi-religiöse Parabel von steilem Aufstieg,
     grausiger Verblendung, folgender Bestrafung, Läuterung durch Teilung und endlicher Erlösung, die nur selten so schematisch,
     aber doch oft mit ähnlich moralisierendem Unterton erzählt wird.« Das in der DDR verbreitete Geschichtsbild war eine nicht
     weniger einseitige, die Wirklichkeit verklärende Parabel auf die deutsche Arbeiterbewegung. Es soll an dieser Stelle nicht
     weiter auf die beiden sehr konträren Geschichtsinterpretationen |293| eingegangen werden, die an Mauer und innerdeutscher Grenze aufeinanderprallten. Glücklicherweise ist es mit der gewaltsamen
     Teilung vorbei. Damit eröffnet sich die Chance, dass die Deutschen noch einmal ihre historischen Dokumente zur Hand nehmen
     und von sich selbst ein Geschichtsverständnis entwickeln, das sich vom Angriffsvokabular des Kalten Krieges befreit und der
     Wirklichkeit möglichst nahe kommt. Erst eine »integrierte Nachkriegsgeschichte« ermöglicht nach Auffassung des Historikers
     Konrad H. Jarausch die innere Einheit der Deutschen und die Fähigkeit der Zusammenarbeit in Europa. »Schulen, politische Bildung
     und Öffentlichkeit verlangen nach einer plausiblen Geschichte des eigenen Landes, der erweiterten Bundesrepublik.« Nur mit
     einer gesamtdeutschen und nicht einseitig westlich geprägten Geschichtsauffassung kann es den Deutschen gelingen, »die eigenen
     Lebensläufe in größere Zusammenhänge einzubetten, um ihre Brüche zu verstehen«. Vor allem aber müsse die deutsche Geschichte
     »über Systemwechsel hinweg abgestimmt werden, um Ereignisse wie den Mauerbau, den 17. Juni oder das Kriegsende in einer pluralen
     Gesellschaft angemessen begehen zu können«, und »um ohne dauernde Konflikte zurückblicken zu können«.

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Deutsche Irrtümer
    Im Bewusstsein seiner Verantwortung für Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu
wahren und als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa
dem Frieden der Welt zu dienen, hat das Deutsche Volk in den Ländern
Baden, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden
und Württemberg-Hohenzollern, um dem staatlichen
Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben,
kraft seiner verfassunggebenden Gewalt dieses Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland beschlossen.
    |294|
Es hat auch für jene Deutschen gehandelt, denen mitzuwirken versagt
war. Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier
Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden
.
     
    Präambel des Grundgesetzes (1949)
    Im Bewusstsein seiner Verantwortung für Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten
Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche
Volk kraft seiner verfassunggebenden Gewalt dieses Grundgesetz
gegeben.
    Die Deutschen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin,
Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern
, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland
, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen
haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands
vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte
Deutsche Volk.
     
    Präambel des Grundgesetzes (1990)
    Als das Buch des Regensburger Politikwissenschaftlers Jens Hacker erschien, da frohlockte sein Kollege Hans-Peter Schwarz,
     »die durchaus gebotene westdeutsche Vergangenheitsbewältigung hat mit Hackers Buch begonnen«. Tatsächlich brachte die 615
     Seiten starke Zitatensammlung ›Deutsche Irrtümer. Schönfärber und Helfershelfer der SED-Diktatur im Westen‹, Berlin 1992,
     so manchen westdeutschen Politiker, Gewerkschafter, Kirchenfunktionär und Wissenschaftler in Erklärungsnot. All jene, die
     nach der Wende so taten, als hätten sie es schon immer gewusst, wurden plötzlich daran erinnert, wie nah sie dem politischen
     System der DDR einmal standen. Bei seiner aufwendigen Recherche konnte der inzwischen verstorbene Jens Hacker überhaupt nur
     wenige westdeutsche Repräsentanten finden, die sich auf ostdeutschem Boden etwas anderes
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