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Abaton

Abaton

Titel: Abaton
Autoren: C Jeltsch
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sie es nicht verhindern? Vielleicht. Vielleicht sollten Simon und Edda Angst bekommen. Damit sie aus ihrem Versteck kamen. Sich stellten. Doch was würde dann passieren? Was wollten diese Fremden? Warum hatten sie diese seltsamen Waffen? Die zwar ein Zielfernrohr, aber keinen Lauf, sondern etwas auf der Schulterstütze montiert hatten, das wie eine Parabolantenne aussah.
    Was hatten Edda und Simon getan, dass man sie hier in dieser Nacht, an diesem unwirklichen Ort so in die Enge trieb?
    „Linus!“, flüsterte Edda plötzlich. „Die sind hinter Linus her. Nicht hinter uns!“
    Linus hatte sie mit seinem Navi vom Weg abgebracht und hierhergeführt. Absichtlich. Erst hier hatte er ihnen eröffnet, dass er unbedingt in den Untergrund der Stadt hinabsteigen musste, weil er dort Beweise finden wollte für den Mord an seinen Eltern.
    „Mord?“ Edda und Simon waren ungläubig und erschrocken gewesen.
    Maulfaul hatte Linus ihnen ein paar Fakten hingeworfen. Sodass sie wieder mal nicht wussten, ob er log oder fantasiegesteuert war, wie Edda es genannt hatte. Offiziell waren Linus’ Eltern bei einem Kurzaufenthalt in Berlin verschwunden.
    Doch Linus glaubte nicht daran. Er wusste, dass sie mit der U-Bahn zu einem ungeheuer wichtigen Termin unterwegs gewesen waren, und hatte währenddessen mit ihnen telefoniert. Doch bei diesem Termin waren die Eltern nie erschienen. Linus war fest davon überzeugt, dass ihnen im Untergrund von Berlin etwas zugestoßen war. Edda und Simon hatten sich angeguckt und sich gefragt, ob er sie noch alle hatte. Erst als Linus fast schon in der Schwärze des engen Einstiegs verschwunden war, hatte er noch schnell erwähnt, dass man ihm bereits auf den Fersen sei. Und dass es womöglich gefährlich werden könnte.
    „Jetzt haben wir diese Typen an der Hacke.“ Edda zitterte vor Angst und Wut.
    Warum nicht aus dem Versteck treten und diesen Männern verraten, wohin Linus verschwunden war?, dachte Edda. Noch war Zeit.
    „Wenn die uns erwischen, werden sie uns zwingen, Linus zu verraten“, sagte Simon, als hätte er Eddas Gedanken gelesen. Und der Klang seiner Stimme bedeutete ihr, dass Verrat auf keinen Fall zur Debatte stand. Dazu kannten sie Linus schon zu gut und schließlich gab es noch einen Ausweg. Dieses enge Loch in die Unterwelt ...
    Simon spürte, wie Edda zitterte.
    Er ergriff ihre Hand. Sie fühlte sich feucht und gleichzeitig warm an und so vertraut, als hätte er sie schon unzählige Male angefasst. Und Edda ließ es geschehen. Wie unmöglich das noch vor wenigen Stunden gewesen war.
    Weg mit diesem Gedanken. Er konnte sich doch jetzt unmöglich Gedanken über sich und dieses Mädchen neben sich gestatten! Es geht um Leben und Tod, hatte Linus als Letztes gesagt, bevor er verschwand. Die Männer waren da. Eine Entscheidung musste fallen. Jetzt. Sofort!
    [ 1102 ]
    Noch 48 Stunden zuvor war alles ganz normal erschienen. Aber das war es da auch schon längst nicht mehr. Nur wer hatte das schon wissen können?
    Mondlos und schweigend lag die Nacht über den Zelten des Ferienlagers am Rande von Berlin. Ein Abenteuer-Camp. Für ein paar Tage Spaß haben. Die 50 Teilnehmer waren Jugendliche zwischen 14 und 16. Die Gewinner, die an einem landesweiten Wettbewerb teilgenommen hatten, bei dem es darum ging, einen Aufsatz mit dem Titel »Meine, deine, unsere Zukunft« einzusenden. Sie schliefen tief und weder Jugendliche noch Betreuer schienen die sieben Männer zu hören, die mit ihren seltsamen Messinstrumenten durch die Zeltstadt schlichen. Schwarz gekleidet und mit Sturmhauben maskiert; dieselben Männer, die zwei Nächte später Edda und Simon verfolgen sollten.
    Nur das Plätschern der winzigen Wellen ans Ufer des Wannsees war zu hören und das Zirpen der Grillen, die verstummten, sobald ihnen die Eindringlinge zu nahe kamen.
    Die schwarzen Männer hatten sich im Lager verteilt und schritten es strategisch ab. Kein Geräusch, keine Hektik. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Vor jedem der Zelte blieben sie stehen und schauten auf die Anzeigen ihrer Geräte. Beim letzten Zelt, auf dessen Wimpel eine Fünf gemalt war, schlugen die Digitalanzeigen plötzlich heftig aus.
    „Kritische Masse!“, flüsterte einer und die Färbung seiner Stimme verriet, dass er aufgeregt war. Zwei andere kamen dazu und starrten auf die tiefrote Anzeige des Messgerätes. 17 Kreise! Einen solch hohen Wert hatten sie noch nie gesehen. Das konnte es nicht geben. Die gewöhnliche Skala reichte nur bis 15. Und auch
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