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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Autoren: Karl May
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und –“
    Er hielt inne. Die zwei Laternen standen hart neben dem Verwundeten, zu welchem sich der König niederbeugte. Das Auge des Lehrers fiel auf die Züge des Monarchen.
    „Nun?“ fragte dieser. „Und was nachher?“
    „O bitte, darf ich vorher fragen, wie – wie Sie in die Mühle kommen?“
    „Der Herr hier?“ meinte die Barbara. „Das ist unser Herr Ludewigen, welcher bei uns wohnt. Er will im Wald herumlaufen, um denen Blomfaxen oder Fomplixen zu fangen.“
    „Bombyx“, verbesserte der König, welcher sehr wohl merkte, daß der Lehrer ihn erkannt habe. „Ich bin nämlich jetzt eine Art Forstbeamter.“
    Der Lehrer verbeugte sich diskret und fuhr sodann in seiner Beschreibung fort.
    Da brachte der Müller die Trage. Der Bauer, dessen Herz zwar schlug, der aber kein Lebenszeichen von sich gab, wurde darauf gelegt. Der Lehrer und der Müller griffen zu, um ihn nach dem Dorf zu tragen.
    „Soll ich mit?“ fragte der Heiner.
    „Nein“, antwortete der Müller. „Dich können wir nicht brauchen, und wir wollen dir halt auch gar nicht zumuten, mit nach dem Silberhof zu gehen. Bleib du also hier!“
    Sie schritten mit dem Verunglückten fort, dem Dorf zu. Als sie an dem Silberhof ankamen, trat ihnen vor dem Tor der Sepp entgegen.
    „Ist ein Bote fort?“ fragte der Lehrer.
    „Ja, sofort. Und ich hab nun auch in den Gasthof nach dem Silberfritz schickt, daß der heimkommen soll.“
    Das Gesinde eilte herbei. Es war ein Augenblick unbeschreiblicher Aufregung. Keiner ließ merken, was er eigentlich dachte und fühlte. Der Bauer wurde nach seiner Schlafstube gebracht und in das Bett gelegt. Da kam sein Sohn.
    „Ist's wahr?“ rief er bereits unter der Tür. „Der Alte ist tot?“
    „Nein, er lebt“, antwortete der Lehrer.
    „Na, die dumme Magd, die mich geholt hat, hat sagt, daß er bereits hinten rumi sei. Ja, der hat halt ein zähes Leben!“
    Das klang so roh und herzlos, daß es alle kalt überlief.
    „Es läßt sich nicht sagen, ob er nur noch Minuten lang leben wird“, sagte der Lehrer in strengem Ton. „Er ist ins Mühlrad gefallen und hat den einen Arm verloren.“
    Der Sohn beugte sich über das leichenfahle Gesicht des Vaters und meinte dann:
    „Na, wegen einem Arm geht's halt fort. Der blutet ja nicht mal. Nun kann er mit dem Finken-Heiner Kameradschaft spielen. Wie aber ist das denn zugangen?“
    „Das wird er Ihnen wohl später sagen.“
    „Ja, Sie brauch ich auch nicht dazu, verstanden! Jetzt aber möcht ich doch wissen, warum man mich aus dera Wirtschaften holt, und dera Martha sagt man nix davon. Wo ist sie?“
    „Sie ist nicht zu finden“, antwortete der Knecht.
    „Na, wo läuft sie wieder herum!“
    „Kein Mensch weiß es.“
    „Wie? Sie wissen nicht, wo sie ist?“ fragte Walther, höchst erstaunt.
    „Nein“, antwortete der Knecht.
    „Sie ist ja nach der Stadt!“
    „Nach der Stadt? Davon hat sie nix gesagt.“
    „Das muß ein Irrtum sein. Sie hat sich doch den Knecht mit dem Wagen bestellt, um nach der Stadt zu fahren.“
    „Wer hat denn diese Lügen derfunden?“ fragte der Silberfritz in höhnischem Ton.
    Der Lehrer überhörte geflissentlich diesen feindseligen Ton und antwortete:
    „Sie selbst hat es mir gesagt.“
    „Was! Sie selber?“
    „Ja.“
    „Wo denn und wann?“
    „Vor etwas über zwei Stunden. Ich traf sie unten am Ausgang des Dorfs. Dort stand sie mit einer Tasche in der Hand. Sie sagte mir, daß sie nach der Stadt wolle und auf den Knecht mit dem Wagen warte.“
    „Himmeldonnerwetter! So ist sie fort! So hat sie's doch wahr gemacht.“
    „Was?“
    „Sie hat sich mit dem Vater zankt und ihm sagt, daß er ihr Vater nimmer sein darf und daß sie fortgehen werd in die Fremden hinaus. Der Vater hat drüber lacht. Er hat nicht glauben wolln, daß sie grad wirklich so albern sein wird. Nun aber, wann sie eine Tasche habt hat, so hat sie den Vorsatz doch ausführt. Na, hat sie der Teuxel holt, so hab ich halt nix dagegen.“
    Es gab dem Lehrer einen Stich durch das Herz, nicht wegen dieser Gefühllosigkeit, sondern wegen etwas anderem. Sie hatte sich von ihrem Vater getrennt. Sie war fortgegangen, still und heimlich. Jetzt wußte er, warum sie vor seiner Wohnung gestanden hatte, und jetzt erst besann er sich, daß ihre Stimme so gepreßt geklungen hatte, als wenn sie nur mit Mühe das Weinen hätte unterdrücken können. Er nahm den Müller und den Sepp beim Arm und entfernte sich mit ihnen.
    „Kommen Sie!“ sagte er. „Hier kann unsers
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