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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes
Autoren: Karl May
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wie der Skorpion, der von seinem eigenem Gift lebt.“
    „Beste Baronin, Sie haben Fürchterliches ausgestanden; aber dennoch kann ich Sie nicht begreifen. Ein Verbrecher soll er sein?“
    „Ja, ja und tausendmal ja!“
    „Sie sprechen doch von Ihrem Gemahl?“
    „Von wem sonst?“
    „Vom Baron Franz von Helfenstein?“
    „Bei allen Göttern und Teufeln, ja; ihn meine ich, ihn, ihn und keinen anderen!“
    „Und ein Verbrecher soll er sein? Hm!“
    „Ihre Worte klingen wie kaltes Wasserplätschern, während in mir ein glühender Lavastrom wühlt. Ich werde Ihnen alles sagen, alles. Und dann sollen Sie hingehen, um ihn zu verderben. Sie allein sind der Mann dazu; einen anderen würde er verderben. Selbst den Minister, den König würde er morden, um sich zu retten. Sie aber sind ihm überlegen. Sie werden ihm den Stoß geben, ohne daß er ahnt, von wem er kommt!“
    „Das klingt so, als ob er der größte Bösewicht sei.“
    „Das ist er auch. Ich werde Ihnen alle seine Verbrechen aufdecken. Dann handeln Sie!“
    „Sie verderben sich ja selbst dabei!“
    „Das will ich ja! Ach, ich hatte auch ein Herz; ich fühlte, ich liebte, ich hoffte. Sein Gift hat mir das Herz erstarrt. Ich war tot, und ich will wieder sterben. Vorher aber will ich ihn verderben!“
    „Wüten Sie nicht gegen sich selbst.“
    „Schweigen Sie! Ich sage Ihnen ja, daß ich sterben will. Mir gilt das Leben nichts; denn, wissen Sie, ich habe sie gesehen, sie – sie –“
    Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab.
    „Wen?“ fragte er.
    Da verzerrten sich ihre Züge, und sie antwortete:
    „Die Verdammten, ja, die Verdammten im ewigen Feuer! Ich lag jetzt monatelang, aber ich konnte nicht schlafen – oh, wissen Sie, was das heißt, nicht schlafen können! Das machte meine Seele glühend wie flüssiges Blei, und in dieser Glut tauchte meine Vergangenheit auf, voller Haß, Rache, Lüge, Verrat, Meineid und Blut, ja, Blut, Blut, Blut! Es klebt hier an diesen meinen Händen, so weiß und schön sie auch zu sein scheinen. Ich wollte Baronin sein, und ich bin es auch geworden; aber ich gab mein Gewissen und meine Seligkeit dafür hin. Jetzt nun will ich beichten; vielleicht hat Gott dann Erbarmen!“
    Sie legte das Gesicht in die Hände, als ob sie weinen wolle; aber ihrem glühenden Innern konnte keine lindernde Träne entfließen.
    „Jetzt hören Sie!“ sagte sie dann. „Merken Sie wohl, daß ich jetzt ruhig und leidenschaftslos reden werde. Ich spreche von Tatsachen, nicht von Hirngespinsten, und da fließen die Worte unerregt dahin. Wollen Sie mich anhören?“
    „Wenn es Sie erleichtern kann, ja.“
    „Gut! Also zunächst ist der Baron ein Mörder!“
    „Unmöglich!“
    „Oh, sogar ein Doppelmörder. Er hat seinen Cousin, den Grafen Otto von Helfenstein und sodann den Hauptmann von Hellenbach während einer Nacht und des darauf folgenden Morgens ermordet.“
    „Gnädige Frau, bedenken Sie wohl, was Sie sagen!“
    „Ich sage die Wahrheit, Durchlaucht! Sie wissen wohl, daß ich einst die Zofe der Baronesse Alma von Helfenstein war?“
    „Man sprach davon.“
    „Sie glaubten es wohl nicht?“
    „Ich achtete gar nicht darauf.“
    „Nun, es verkehrte auf dem Schloß ein Försterssohn namens Gustav Brandt. Ich liebte ihn, er aber stieß mich von sich. Ich liebe ihn noch heute, aber ich beschloß, mich zu rächen. Und die Gelegenheit kam.“
    Sie erzählte nun alles, was an jenem fürchterlichen Abend geschehen war. Und sie erzählte es in so ruhiger, monotoner Weise, als ob sie es aus einem Buch ablese. Dann berichtete sie auch von dem Mord des Hauptmanns von Hellenbach.
    „Aber“, fragte er, „wie wollen Sie denn hier beweisen, daß der Baron und nicht Brandt der Mörder gewesen ist? Sie waren nicht dabei.“
    „Erstens hat er es mir selbst gestehen müssen, und zweitens gibt es zwei Zeugen, welche es gesehen haben.“
    „Wer sind diese?“
    „Der Schmied Wolf und sein Sohn. Sie haben hinter den Bäumen gesteckt. Sie waren Pascher, und Brandt war ja gekommen, der Schmuggelei ein Ende zu machen. Darum verrieten sie den wahren Mörder nicht.“
    „Und sie schworen vor Gericht falsch?“
    „Ja. Ich ging vor der Verhandlung zum Baron und drohte, ihn zu verraten. Da ging er mit mir zum Pfarrer und verlobte sich mit mir.“
    „Entsetzlich!“
    „Oh, es kommt noch mehr!“
    „Was noch?“
    „Baron Franz war arm und hatte Schulden. Sein Cousin war nun tot; aber der kleine Robert lebte noch. Er ließ ihn
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