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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig
Autoren: Karl May
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gesammelt?“
    „Sie vermuten richtig. Ich werde Ihnen diese Indizien nicht vorenthalten. Zunächst gebe ich Ihnen die Möglichkeit an die Hand, Seidelmann als den Mörder des Grenzoffiziers, welcher am Freitag erschossen wurde, anzuklagen.“
    „Herrgott! Ist's möglich?“
    „Ja. Wir haben einen Zipfel von Seidelmanns Bettuch auf dem Tatort gefunden, und ich kann nachweisen, daß der Waldkönig, also Seidelmann, sich bei seinen nächtlichen Ausgängen stets eines Bettuches bedient.“
    Er erzählte jetzt, daß er mit dem Förster nach den drei Tannen gegangen sei, um den Ort des Verbrechens zu untersuchen, und trug ihm dann seine Erklärungen vor. Der Anwalt hörte ihm in größter Spannung zu und sagte am Ende des Berichts:
    „Gewiß, Sie sind ein polizeiliches Genie, Herr Arndt. Woran keiner von uns gedacht hat, daran denken Sie zuerst, und dann tragen Sie das in einer Weise vor, daß man nicht nur vollständig überzeugt wird, sondern sich auch noch wundert, daß man nicht sogleich darauf gekommen ist.“
    Arndt erzählte weiter. Als er so weit gekommen war, daß er mit Hauser bei der Eiche gelegen hatte, sprang der Anwalt auf und sagte:
    „Nein, nein! Völlig unbegreiflich! Warum ist denn keiner von uns auf diesen Gedanken gekommen? Also dieser Bormann befand sich dort?“
    „Ja.“
    „Und wir haben ihn überall gesucht, nur gerade dort nicht. Haben Sie die Schrift in dem Kästchen enträtseln können?“
    „Gewiß. Eduard Hauser hat mitgeholfen. Es hieß, daß man Auskunft bei Laube auf dem Schacht erhalten könne.“
    „Wer ist dieser Laube?“
    „Der Nachtwächter.“
    Und Arndt erzählte immer weiter. Der Anwalt schien vor Erstaunen die Sprache zu verlieren. Erst als Arndt schwieg, weil er nun nichts mehr mitzuteilen hatte, sagte er:
    „Lassen Sie mir einen Augenblick Zeit! Was ich da höre, das ist so wichtig und kommt so unerwartet, daß ich mich erst zu fassen habe.“
    Er begann seine Wanderung durch das Zimmer wieder. Endlich nahm er abermals auf dem Stuhl Platz und sagte:
    „Herr Arndt, ich darf nicht fragen, wer Sie sind –“
    „Ich würde es Ihnen auch nicht sagen.“
    „Aber ich hoffe, daß die Zeit einmal kommt, in welcher ich es erfahren werde. Seien Sie, wer Sie wollen, das ist gewiß, daß man Ihnen großen Dank schulden wird. Das, was wir trotz aller Anstrengung nicht erreichten, das bringen Sie uns geradezu auf dem Präsentierteller herbeigetragen. Ich bin mir in allem klargeworden und weiß, was ich zu tun habe. Vorher noch einige Fragen!“
    „Ich stehe zur Verfügung.“
    „Sie wissen nicht, wohin der Bormann ist?“
    „Nein.“
    „Der Nachtwächter Laube ist also wirklich eingeweiht?“
    „Ja.“
    „Sie haben den frommen Schuster gewiß erkannt?“
    „Ganz gewiß.“
    „Und heute auch seinen Bruder?“
    „Vernehmen Sie den Pfarrer und den Gendarmen.“
    „Also der Wächter gibt das Zeichen mit einer Glocke?“
    „Er muß viermal klingeln, hatte aber die Anweisung, es heute fünfmal zu tun.“
    „Wie aber kommen die Seidelmanns auf den Schacht?“
    „Vielleicht durch einen unterirdischen Gang.“
    „Sollte es einen Stollen geben, der ihr Haus mit dem Schacht verbindet? Das ist doch kaum anzunehmen.“
    „Vielleicht existiert ein solcher Stollen von einem früheren, aufgelassenen Werk.“
    „Möglich. Wir haben alte Zeichnungen und Situationspläne in Masse daliegen. Ich werde einmal nachschlagen. Wann soll jener Coup ausgeführt werden?“
    „Zwei Uhr nach Mitternacht am diesseitigen Ausgang des Haingrunds.“
    „Ah! Wir werden dieses Mal diese Kerle ganz sicherlich ergreifen!“
    „Wenn sie Ihnen entkommen, sind Sie selbst schuld.“
    „Wollen Sie sich nicht beteiligen?“
    „Vielleicht. Ich habe einen Ausflug nach Schloß Hirschenau vor. Kehre ich zur rechten Zeit zurück, so werde ich mich Ihnen gern anschließen.“
    „Ich würde mich natürlich sehr freuen, Sie zu sehen. Aber, da fällt mir ja ein, daß ich bereits am Vormittag zu den Seidelmanns wollte!“
    „Der Spitzen wegen?“
    „Ja. Das werde ich nun freilich unterlassen müssen.“
    „Warum?“
    „Um keine Sorge bei ihnen zu erwecken.“
    „Ganz recht. Wenn Sie nach den Spitzen und dem Zwirn suchen, so muß Seidelmann natürlich auf den Gedanken kommen, daß er sich in Gefahr befindet. Es läßt sich vermuten, daß er dann den Paschercoup für die Nacht unterläßt.“
    „Gewiß. Ich werde also nicht zu ihm gehen.“
    „Aber nachdem Sie die Schmuggler im Haingrund aufgerieben haben,
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