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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Autoren: Karl May
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dümmer sein können. Kommt uns ja nicht mit solchen Dingen! Damit blamiert Ihr Euch nur!“
    Jetzt hörte man den Schritt des Gastes draußen auf dem Korridor. Dann trat er ein. Er sah Steinbach nicht sogleich, weil dieser sich in die Ecke gestellt hatte. Wilkins bewillkommnete ihn. Aber er hatte noch nicht ausgesprochen, so trat der Förster Rothe herzu und rief im Ton des allerhöchsten Erstaunens:
    „Heiliger Himmel! Sehe ich recht?“
    Der Fremde blickte den Förster an, fuhr ebenso erstaunt zurück und antwortete:
    „Rothe! Du, wirklich du! Hier!“
    „Ja! Aber das ist noch gar kein solches Wunder als dasjenige, daß du in Amerika bist.“
    Der andere war plötzlich blaß geworden. Anscheinend ärgerte er sich entsetzlich, daß er sich von seinem Erstaunen hatte zu einer solchen Unvorsichtigkeit hinreißen lassen. Nun aber war es einmal geschehen. Er konnte seine Bekanntschaft mit dem Förster nicht leugnen. Darum faßte er sich und antwortete:
    „Es ist jedenfalls beides wunderbar.“
    „Du aus der Türkei!“
    „Und du aus Sachsen!“
    „Und nennst dich Newton. Woher kommt das?“
    „Es hat auch seinen Grund, wie so manches hier in Amerika seinen Grund hat, der da drüben nicht gelten würde.“
    „Na, wie soll ich dich nennen? Newton oder Florin, wie früher?“
    „Sage Newton. Ich habe mir einmal vorgenommen, hier so zu heißen.“
    „Schön. Da ist meine Frau. Kennst du sie noch?“
    „Natürlich, obgleich wir uns seit zwanzig Jahren nicht gesehen haben. Ist das dein Sohn?“
    „Ja, und hier meine Schwägerin. Du findest hier überhaupt noch mehr Deutsche. Da ist Sam Barth und auch Master Steinbach, beide aus Herlasgrün in Sachsen.“
    Newton-Florin gab allen, die ihm jetzt genannt worden waren, die Hand, auch dem dicken Sam. Zuletzt drehte er sich in die Ecke nach Steinbach herum. Da wurden seine Augen starr und groß; er streckte beide Arme von sich und schrie:
    „Allah 'l Allah! Steinbach Effendi!“
    Steinbach aber zuckte mit keiner Miene seines Gesichtes. Er hielt ihm freundlich die Hand entgegen und sagte im Ton des Befremdens:
    „Sind das nicht russische oder chinesische Worte? Die verstehe ich nicht.“
    Die Augen Newtons weiteten sich noch mehr. Er trat zurück und fragte:
    „Kennen Sie mich?“
    „Nein. Ich entsinne mich nicht, Sie jemals irgendwo gesehen zu haben.“
    „Nicht in der Türkei?“
    „Nein.“
    „Und nicht in Tunis?“
    „Auch nicht.“
    „Sie waren nicht dort? Wirklich nicht?“
    „Nein. Wie könnte ein armer Teufel aus Herlasgrün nach der Türkei oder gar nach Tunis kommen! Waren Sie denn dort?“
    Newton konnte nun nach den Fragen, die er gestellt hatte, die Wahrheit nicht verleugnen. Er antwortete:
    „Ja.“
    „Als was denn?“
    „Als Diener. Aber ich habe doch gehört, daß Sie Steinbach heißen!“
    „So heiße ich freilich.“
    „Und der, den ich meine, hieß auch Steinbach.“
    Newton forschte mit sichtbar angstvollem Blick in den Zügen des Genannten, jedoch dieser antwortete ruhig:
    „Das ist wohl nur ein Zufall.“
    „O nein. Er war auch ein Deutscher und sah Ihnen so ähnlich wie ein Bogen Papier dem anderen.“
    „Hm. Zwei solche Zufälle sind freilich nicht gut denkbar. Aber ich habe die Türkei noch nie gesehen. Hm. Er hieß Steinbach und war mir ähnlich? Da fällt mir etwas ein. Vielleicht kann ich Ihnen die Sache sehr einfach erklären. War er auch so groß und stark gebaut wie ich?“
    „Genauso.“
    „Trug er am rechten Stiefel einen sehr hohen Absatz? Er geht nämlich lahm, weil das rechte Bein ein wenig kürzer ist als das linke. Der hohe Absatz muß das verstecken.“
    „Ich habe den Absatz nicht gesehen. Lahm ging der Mann nicht.“
    „Was war er?“
    „Diplomat, wie es scheint.“
    „Sapperment, es ist so, wie ich denke“, lachte Steinbach. „Es ist mein Milchbruder.“
    „Wer ist das?“
    „Ein Baron von Rollenau. Seine Eltern wohnten in Herlasgrün. Seine Mutter konnte ihn nicht nähren, und die meinige wurde die Amme. So haben wir von einer Mutter getrunken, sind beide sehr wohl gediehen und groß und stark geworden. Wir sehen uns sehr ähnlich. Ich glaube gehört zu haben, daß er von der Regierung nach der Türkei geschickt worden ist.“
    Da holte Newton tief Atem, als ob er sich erleichtert fühlte, und fragte:
    „Ist das auch wirklich so?“
    „Natürlich.“
    „Sie machen mir nichts weis?“
    „Sapperment! Zu welchem Zweck sollte ich Ihnen denn ein Märchen aufbinden?“
    „Ja, er sagt die Wahrheit“,
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