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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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keine Rolle mehr spielt, weil sie ja trotzdem hier ist.
    „Wo ziehst du denn hin?“
    „London.“
    Jetzt wünsche ich mir, es etwas spannender gemacht zu haben. Nicht sofort mit der Wahrheit rausrücken, sie noch etwas mehr quälen. Ungefähr vier Monate lang. Aber zu spät, es ist raus. Ihr ihr Gesicht verrät eine gewisse Überraschung.
    „Du gehst nach London?“
    Ich habe mir die letzten Wochen überlegt, ob London imposanter daherkommt als Barcelona. Immerhin ist es einer der Trendmetropolen. Irgendwo im Mülleimer liegt eine Liste mit Pros und Contras zwischen Barcelona und London. Ich will nicht kleiner dastehen, nur weil ich keinen sonnigen Strand in London habe. Sie hat mich aufgegeben und im wunderschönen Barcelona ein komplett neues Leben begonnen. Sie kümmert sich um ihren Bruder, ist bei ihrer Mutter, hat eine unverschämt bequeme Couch und bestimmt inzwischen einen tollen Job, der Lichtjahre von ihrem alten Gelderwerb entfernt ist. Ich gehe nach London, werde mir ein Jahresticket für die Tottenham Hotspur holen, in Clubs und Bars mit den Promis der Brit Pop-Szene rumhängen, mit der Tube zur Arbeit fahren und mir ein Brustwarzen-Piercing verpassen.
    Zugegeben, aus Letzterem werde ich mich bei gegebener Zeit noch rausreden, aber das muss ich ja nicht zugeben.
    „Wow. Ich wusste nicht ... also. Das ist ...“
    „Toll, ich weiß.“
    Alle sagen, dass es toll ist. Alle wünschen mir Glück. Alle sagen, sie werden mich vermissen. Maya wird mit ihren Glückwünschen in diesem Meer von Freunden untergehen. Hoffentlich weiß sie das auch.
    „Überraschend.“
    Ich zucke die Schultern. In der Zwischenzeit kostet es mich alle Energie, sie nicht fest in die Arme zu nehmen und laut anzuschreien. Ich denke, die Wut wird diesen Kampf im Inneren gewinnen. Links habe ich diesen blonden Engel, der mir mit süßlicher Stimme immer wieder ins Ohr flüstert wie toll sie aussieht, wie schön ihre Haut aussieht, wie sehr ich sie doch umarmen möchte – aber im Moment ist das Teufelchen auf der rechten Schulter lauter. Es schreit mir zu, wie schlecht ich mich gefühlt habe, was ich alles für sie getan habe und wie dann vor dem Museum ihres Herzens die wichtigste Frage einfach unbeantwortet blieb.
    „Es ist nicht wirklich überraschend. Ich habe in den letzten Monaten ziemlich gute Arbeit geleistet, das Angebot kam zur rechten Zeit.“
    Was ich sagen will: du warst nicht da, als sich in meinem Leben alles verändert hat. Da ist London gar nicht mehr so überraschend, wenn wir ehrlich sind.
    „Das freut mich für dich.“
    Es soll sie aber nicht freuen, Herrgott noch mal! Es soll sie traurig machen, weil ich weggehe und wir uns dann wirklich nicht mehr sehen. Sie hat keinen Grund, nach London zu kommen, oder doch? Stuttgart, hier hat sie noch andere Freunde, sie besucht vielleicht Jessie … Aber in London?
    „Danke.“
    Und dann diese unendliche Stille. Sie sieht mich an, ich schaue zurück. Zwischen uns liegen nur vier, vielleicht fünf Schritte. So nah war sie mir nicht mal mehr in meinen Träumen, und jetzt könnte ich sie so einfach berühren. Doch mein Körper ist wie erstarrt.
    „Willst du was trinken?“
    „Gerne.“
    Ich haste über den Flur in die Küche und finde eine angebrochene Flasche Cola, viel mehr lässt sich hier nicht mehr finden. Auf einem Karton stehen Pappbecher, die Patrick und ich während des Umzugs immer wieder benutzt haben und auf die ich jetzt wieder zurückgreifen muss.
    Maya steckt den Kopf durch die Tür.
    „Kunstbücher?“
    „Wie bitte?“
    „Der Karton. Hier steht Kunstbücher.“
    Ertappt. Verdammt!
    „Ja, ich habe mir ein paar Sachen angesehen.“
    „Ein paar Sachen? Das scheint ein ganzer Karton zu sein.“
    Sie beobachtet mich, ich muss schnell eine Erklärung finden, die nicht eine emotionale Zeitreise nach Barcelona bedeutet.
    „Berufliche Recherche.“
    Ich lüge, und sie weiß es. Sie weiß genau, wieso ich mir die Bücher gekauft habe. Sie kennt mich, und ich kenne sie. Es war meine Art, irgendwie ein Stück von ihr bei mir zu haben. Sie nickt, tut mir endlich den Gefallen und wechselt das Thema.
    „Ich weiß noch, wie sehr ich deine Wohnung gemocht habe. Schon beim ersten Mal. Ich mochte die Art und Weise, wie du sie eingerichtet hast.“
    Sie streicht mit dem Finger an der Wand entlang. An einer Stelle ist sie etwas ramponiert, und ich weiß noch ganz genau, wie ich wütend mein Glas dagegen geschleudert habe, als sie zu ihrer Arbeit gegangen ist und mich
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