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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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Herzen lag. Und falls nicht, kann sie es ja nachlesen in dem kurzen Brief, den ich ihr dagelassen habe.
    „Ich denke, ich bin gegen Mitternacht wieder daheim.“
    „Fahr vorsichtig.“
    Damit legen wir auf und ich schaue noch mal zum Haus. Vielleicht ist es besser so, versuche ich mich zu belügen, während ich in den Sprinter steige und den Motor anlasse. Es hilft alles nichts, ich muss hier weg.
    Die freundliche Navigationsfrau erfragt mein Ziel, und ich gebe meine Heimat ein: Stuttgart.
     
    Ich lasse das Radio aus, weil mich jedes Lied vermutlich an sie erinnern würde, und fahre stur über die Autobahn zurück in mein vertrautes Leben. Vielleicht kann ich irgendwie doch noch mit meinen Auftraggebern sprechen, einen Notfall in der Familie vortäuschen und so weiter. Vielleicht verschieben sie die Deadline doch noch mal, und dann kann ich langsam aber sicher wieder zurück in die Normalität finden.
    Mit jedem Kilometer versuche ich, die Gedanken zu sortieren, sie in kleine Schubladen zu stecken. Einen ganzen Schrank voller Gedanken räume ich ein. Schöne nach links, schlechte nach rechts. Private nach ganz unten.
    Ich will vergessen, wie sie sich anfühlt. Wie sie riecht. Wie ihre Stimme klingt. Natürlich will ich es nicht sofort vergessen, denn noch fühlt es sich ganz gut an, zu wissen, wie nah ich ihr war. Aber mit der Zeit muss es aufhören zu brennen, wenn ich an sie denke.
    Während ich die Erinnerungen alle einzeln und chronologisch durchgehe, ertappe ich mich oft mit einem Lächeln im Rückspiegel. Vielleicht soll das so sein. Vielleicht tun manche Erinnerungen weh, und andere werden ein Leben lang ein Lächeln hervorrufen. Vielleicht werde ich in unzähligen Jahren an diese Zeit mit Maya denken, dann ist der Schmerz weg, nur das Lächeln bleibt, weil das Leben mich weise gemacht hat. Hören wir das nicht immer, wenn wir mit Liebeskummer nach Hause kommen und die Durchhalteparole gesprochen wird: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Aber heilt sie auch ein zerfetztes Herz? Wenn Maya jetzt die Schachtel mit meinem Herzen bekommen würde – sie fände im Inneren nur einen kaputten, blutigen Klumpen. Würde sie dann begreifen, wie sehr sie mir wehgetan hat?
    Ich will nur noch nach Hause und dort sehen, wie es weitergeht.
    Alle fünf bis zehn Kilometer werfe ich einen Blick auf mein Handy. Kein Anruf, keine SMS. Nicht, dass ich erwarte, ein Lebenszeichen von ihr zu bekommen. Doch. Okay. Ja natürlich! Es gibt nichts Schlimmeres, als auf eine Nachricht zu warten und so langsam zu verstehen, es wird keine kommen.
    Ich vermisse Maya. Die Jelly Beans. Den Kampf ums Radio. Der Platz neben mir ist leer. Ebenso die Ladefläche des Sprinters.
    An einer Tankstelle im spanischen Nirgendwo kaufe ich mir einen Kaffee und ein belegtes Brötchen und schaue ein letztes Mal auf mein Handy. Ich bin nicht am Geschwindigkeitslimit gefahren. Vielleicht würde sie mich anrufen, dann würde ich die nächste Ausfahrt nehmen, würde umdrehen und in ihre weit ausgebreiteten Arme fallen, sie küssen. Sie würde mir ihre Liebe gestehen, mich bitten, nicht mehr aus ihrem Leben zu verschwinden. Aber jetzt sind fast drei Stunden vergangen und sie meldet sich nicht. Die Enttäuschung und Traurigkeit in meinem Magen mischt sich mit dem Milchkaffee und wird zu einer explosiven Mischung aus Wut und Ärger.
    Mit einem weit ausholenden Wurf landet mein Handy irgendwo in einem Feld und wird ab jetzt dort sein Dasein fristen, falls es den Aufprall überlebt hat. Ich kenne Mayas Telefonnummer nicht auswendig. Ich weiß nicht, wie ich sie jetzt noch erreichen kann. Ob sie meine Festnetz-Nummer kennt? Ich denke nicht. Einen kurzen Moment verfluche ich meinen Tatendrang, aber nichts geschieht ja ohne Grund, nicht wahr? Ist jetzt auch zu spät, denn ich denke nicht, dass ich auf der Suche nach meinem Handy durch ein spanisches Feld robben kann, ohne mich zum deutschen Vollidioten zu machen. Schulterzuckend nehme ich vollends Abschied davon, von meiner Couch, meiner Zeit in Spanien und meinem Herzen.
    Nach Spanien folgt Frankreich und endlich Deutschland. Stuttgart empfängt mich schließlich mit allen verfügbaren Lichtern. Ich sehe den Fernsehturm, spüre das Gefühl von Heimat überall, und obwohl sich an meiner Situation in den letzten Stunden rein gar nichts verändert hat, fühle ich mich etwas besser. Vorbei am Schattenring und dann in Richtung Westen, zurück nach Hause. Ich bin so müde, habe nur noch ein paar Straßen vor mir, und als ich
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