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4 ½ Freunde und der Spion im Blümchenkleid (German Edition)

4 ½ Freunde und der Spion im Blümchenkleid (German Edition)

Titel: 4 ½ Freunde und der Spion im Blümchenkleid (German Edition)
Autoren: Joachim Friedrich
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für einen Moment inne, holte nochmals Luft und fuhr fort. Zu ihrer Überraschung hörte sie die Stimmen der anderen einsetzen, zunächst nur murmelnd, aber dann immer lauter.
     
»Von einem dunklen und kalten Schatten,
so ist bekannt,
fällt er herab, der Mähteorit, aufs flache Land.
Und nur die kleine Schar der edlen Rassen
weiß, welchen Entschluss es gilt zu fassen.«
     
    Die Schafe blickten sich unbehaglich an. Waren etwa sie damit gemeint? Sie fuhren fort.
     
»Denn ohne des Mähteorits magische Strahlen
droht dem Großen Widder ein Tod mit Qualen.
Nur die kleine auserwählte Schar kennt die List,
um sein Leben zu retten und die Welt
vor Leid und Zwist.
Krieger müssen sie sein, kühn und wahr!
Kriegerschafe mit Haut und Haar!«
     
    Die Stimmen, die in Sallys Vortrag eingestimmt hatten, verhallten. Die Schafe starrten auf den kleinen silbernen Gegenstand, der vor ihnen im Gras lag. Linx ergriff als Erster das Wort.
    »Also, willst du damit sagen …«, fragte er langsam, »dass dieses Ding echt der silberne Mähteorit von dem Goldhorn-Checker ist? Von Aries, dem Schafsdaddy von allen?«
    Sally blickte ihn fest an.
    »Ja.«
    Linx wich ein Stückchen zurück. Alle wichen ein Stückchen zurück, respektvoll und mit einem Mal furchtsam. Sogar Will kamen Zweifel. Der Gegenstand sah immer noch aus wie ein Mobiltelefon. Allerdings kannte er sich zwar mit menschlichen Dingen und Lebensgewohnheiten ein bisschen aus, doch er wusste sehr viel weniger über Schafsprophezeiungen.
    »Brüder und Schwestern des Vlieses!«, rief Sally aus. »Man hat uns gerufen. In ebendiesem Moment irrt Lord Aries über die Erde und wird von Stunde zu Stunde schwächer. Wir müssen ihn finden und ihm den Mähteorit zurückbringen! Sollten wir scheitern, ist die Zukunft der Schafheit … futsch!«
    Das Wort »futsch« stand nicht in der Ballade vom Vlies , aber dies war ein entscheidender Moment und es war wichtig, dass die anderen Schafe die Tragweite der Mission begriffen.
    »Falls Lambad den Mähteorit in die Hufe bekommt, wird er seine Kraft gegen alle Träger des Vlieses, also des Schafspelzes, einsetzen. Er wird uns aus purem Vergnügen mit dem unkratzbaren Juckreiz foltern und unsere Weiden in Staub verwandeln. Dann wird er alle, die sich weigern, ihm zu gehorchen, den Hunden vorwerfen!«
    Jasmine wimmerte.
    »Also …«, fuhr Sally fort und hob den Kopf, »wir müssen Lord Aries finden. Und bis dahin müssen wir den Mähteorit mit unserem Leben verteidigen … Wir müssen Krieger sein, kühn und wahr!«
    Es herrschte einen Moment lang Stille. Die Schafe blickten einander an, während allen der Gedanke durch den Kopf ging, dass Blumenkohltag war. Der Menschenjunge, Todd, würde jeden Augenblick auftauchen und ihnen eine Schubkarrenladung voll zum Abendessen bringen.
    »Sind wir Schafe oder sind wir keine Schafe?«, fragte Sally.
    Die anderen blinzelten verlegen.
    »Dann breche ich eben allein auf!«, rief sie und trottete in Richtung Zaun, wobei ihr dickes Hinterteil leicht hin- und herschwankte.
    »Warte!« Oxo, Linx und Jasmine trappelten hinter ihr her. Am Zaun angelangt, drehten sie sich alle nach Will um.
    »Will?«
    »Natürlich komme ich mit«, erklärte er, »aber werden wir nicht den Mähteorit brauchen?«
    Er nahm ihn zwischen die Zähne und rannte los, um sich den anderen anzuschließen.
    Oxo stand vor dem Zaun und scharrte mit einem Huf. »Alles klar«, sagte er, »dann machen wir uns mal vom Acker. Attacke!«
    Er krachte in den Zaun, schlug einen Salto und landete mit dem Rücken auf dem platt gedrückten Draht.
    »So ist es einfacher für euch«, rief er, um die Peinlichkeit zu überspielen.
    »Nee, klar«, sagte Linx.
    Nacheinander traten die Schafe über Oxos Bauch, als sie sich durch die Lücke zwängten, die er geschaffen hatte.
    Sie trabten recht kühn in den goldenen Abend, doch schon nach wenigen Minuten verfielen sie in Schrittgeschwindigkeit. Am anderen Ende des Felds, auf dem sie sich jetzt befanden, gab es keine Hecke und ohne eine solche fühlten sie sich nicht sicher.
    »Ich denke, wir müssen einen Kriegerbund bilden«, verkündete Sally.
    »Einen was?«, fragte Oxo und wich zurück.
    »Brüder und Schwestern des Vlieses!«, rief Sally unvermittelt. »Reiht euch ein, Kopf an Kopf! Einer für fünf und fünf für einen!«
    Sie senkte die Schnauze und dann, als sich niemand sonst rührte, drehte sie den Kopf zur Seite und starrte Oxo von unten eindringlich an, bis dieser ebenfalls den Kopf senkte.
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