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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean
Autoren: Karl May
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du hier schön', gut', tapfer Quimbo? Du hab nehm fangen Quimbo, und arm Quimbo muß hab viel schlecht Hunger bei dir. Nun du selbst bin fangen und werd hab Hunger. Du bin schlecht Mensch, schlecht Kerl und miserabel Halunk!“
    „Pack dich fort, Kröte!“ schrie der Chinese. „Ich sehe, daß du an allem schuld bist. Hätte ich das geahnt, so ständest du jetzt nicht lebendig hier!“
    Ich ging hinter die Palisaden, um dem Panther das Fell zu nehmen; es sollte eine Erinnerung an das heutige Abenteuer sein. Ob ich das Recht hatte, es als mein Eigentum zu betrachten, danach fragte ich nicht. Quimbo erklärte sich bereit, es für mich auf kaffrische Art zu gerben und zuzurichten.
    Nun galt es, zu besprechen, was mit den Gefangenen geschehen sollte. Der hiesigen Behörde war nicht zu trauen. Wenigstens stand sehr wahrscheinlich ein großer Teil der Einwohner mit Ling-tao im Bunde. Darum schlug ich vor, ihn und seine Spießgesellen nach der Hauptstadt zu schaffen und dort dem Gouverneur zu übergeben; dieser würde gewiß eine sehr strenge Untersuchung verfügen und ein Exempel statuieren. Die andern erklärten sich einverstanden.
    Was mit den Gebäuden an der Tigerbrücke und ihrem Inhalt geschah, das konnte uns gleichgültig sein. Wir vergriffen uns nicht daran und ruderten bald mit unseren Gefangenen von dieser Stätte des Verbrechens fort. Von uns allen der froheste war Mynheer Bontwerker, der seinen treuen Quimbo kaum aus den Augen ließ, denn diesem hatte er es ja doch zu verdanken, daß sein Schicksal heut einen so glücklichen Umschwung genommen hatte.
    Als wir auf dem Schiff ankamen, wurde sofort Feuer unter dem Kessel gemacht. Aber noch ehe wir den Anker lichten konnten, waren wir von einer Unzahl von Booten umgeben, deren Insassen an Bord wollten, um Näheres von uns zu erfahren. Am lautesten waren die Organe der hiesigen Behörde, welche zuletzt gar unter Drohungen, die Auslieferung der Gefangenen verlangten. Wir hörten nicht darauf, und als sie gar mit Gewalt das Schiff ersteigen wollten, hatten wir gerade Dampf genug, uns in Bewegung zu setzen; da mußten sie von uns ablassen.
    Padang, die Hauptstadt des Gouverneurs der Westküste, ist ein wohlgebauter, hübscher Ort mit reger Schiffahrt und bedeutendem Handel, da die Ausfuhr der reichen Produkte der westlichen Hälfte von Sumatra hauptsächlich über diese Stadt erfolgte. Sie hatte damals schon über zwanzigtausend Einwohner und dabei so geordnete Rechtsverhältnisse, daß wir über die gerechte Bestrafung des Chinesen und seiner Rotte nicht im Zweifel sein konnten.
    Man hatte von dort aus schon längere Zeit auf die Seeräuber gefahndet, doch war alle Mühe vergeblich gewesen, und es läßt sich also denken, wie willkommen wir waren, als wir kamen, um unsere sauberen Unterdecksgäste abzuliefern. Die gerichtliche Untersuchung wurde schon am nächsten Morgen eröffnet, wo wir als Zeugen vernommen wurden. Man behandelte uns außerordentlich entgegenkommend, und als Mynheer Bontwerker die Summe angab, die ihm geraubt worden war, zeigte man sich sofort bereit, das zu konfiszierende Vermögen der beiden Brüder zum Ersatz heranzuziehen, denn Hi-ßen, der Bruder des Chinesen, war natürlich auch arretiert worden, und eine ganze Anzahl von Bewohnern von Padang erlitt das gleiche Schicksal.
    Glücklicherweise war die Summe, die dem Mynheer bei dem Überfall abgenommen worden war, nur ein kleiner Teil dessen gewesen, was er von seinem Bruder in Tjelatjap geerbt hatte; der größere Teil war einen andern, sicheren Weg gegangen.
    Wir blieben zwei Wochen in Padang und brachten den Mynheer dann nach Colombo, von wo aus er mit einer andern Gelegenheit nach der Kapstadt gehen wollte. Da er sich entschlossen hatte, seinen treuen Quimbo für immer bei sich zu behalten, so sah dieser sich gezwungen, von uns Abschied zu nehmen. Er tat dies in seiner drastischen Weise, die aber diesmal nicht von uns belächelt wurde. Mir reichte er zuletzt die Hand.
    „Weiß lieb', gut' Deutschland noch, wie find schön', tapfer Quimbo unten in Sand von Schiff?“ fragte er mich.
    „Ich weiß es gar wohl“, antwortete ich, „du warst für ein Gespenst gehalten worden.“
    „Oh, Quimbo bin nicht Gespenst, sondern Quimbo bin schön', tapfer Quimbo. Aber wenn gut Deutschland nicht find Quimbo in Dschunke, so werd Quimbo auch aufhangen als Seeräuber, obgleich bin sehr unschuldig. Darum Quimbo niemals vergeß' sein Mynheer Deutschland und sprech aus jetzt eine Frag.“
    „Nun, was
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