Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Augenwinkeln sah sie, wie die beiden Legionäre weitergingen. »Ein schönes Stück«, sagte sie mit der Hand auf dem Kampfstock, um vom Thema abzulenken. »Danke, dass du mir bei der Auswahl des Holzes und beim Bau geholfen hast. Er ersetzt meine alte Waffe in jeder Hinsicht.«
    »Keine Ursache.« Merle griff nach einer Karaffe mit Wasser und einem Tuch. Sie hielt Xij beides entgegen.
    Xij trank und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wir sollten das am Abend wiederholen«, schlug sie vor. »Falls du eine Revanche willst.«
    »Du vergisst die Moskitoos. Sie würden uns bei lebendigem Leib auffressen.« Merle lächelte bereits wieder. Sie war eine gute Verliererin. »Wie wäre es morgen Vormittag, mit stumpfen Eskabaas?« Ihre Hand legte sich auf einen gekrümmten Dolch, den sie am Gürtel in einer ledernen Scheide trug. Der Eskabaa war die traditionelle Waffe einiger Dschungelstämme.
    Xij zögerte. »Ich muss zuerst zu Chevalier. Vielleicht beginnt die Expedition schon morgen.« Sie gab Merle die halb volle Karaffe und bewunderte die Disziplin, mit der ihre Trainingspartnerin trank. Merle nahm nur kleine Schlucke, obwohl sie nach dem Kampf sicher ebenso durstig war wie Xij.
    Mit einer anmutigen Geste wischte sich Merle über den Mund. Sie sah Xij intensiv an. »Wenn Capitaine Chevalier eine Expedition unternimmt, werde ich mitkommen. Einem weiteren Trainingskampf steht nichts im Weg. Wir können ihn unterwegs austragen.«
    Xij spürte, wie sie unter Merles Blick unruhig wurde. Die dunkelbraunen Augen des Halbbluts betrachteten sie eine Spur zu intensiv. Merle machte kein Geheimnis daraus, dass sie Xij interessant fand. Sicher war sie für mehr zu haben als nur für einen Kampf.
    Mit einem Grinsen dachte Xij an die beiden Legionäre, die weitergegangen waren. Bestimmt würden sie das gerne sehen: Merle und mich beim Schlammcatchen. Ob der Anblick auch Matt aufheitern würde? Ich habe ihn schon lange nicht mehr lachen hören.
    Matthew Drax’ Heilung ging nur langsam voran. Das machte ihn unleidlich. Bei einem Überfall auf den Raumhafen vor einer Woche hatte ihn eine geflügelte Schlange gebissen. Trotz medikamentöser Behandlung hatte sich die Wunde entzündet. [1]
    »Gut«, sagte Xij knapp. Sie wollte zu Chevalier. Der Gedanke an Matts schlechten Zustand ließ Zorn in ihr aufsteigen. Noch immer war unklar, wer hinter dem Anschlag gesteckt hatte. Sicher war nur, dass die Indios gefiederte Reptilien um den Hals getragen und auf Waffen aus gewesen waren. Und sich jetzt auf dem offenen Meer befanden, auf dem Rückweg in ihre Heimat – wo immer die lag. Miki Takeo hatte ihnen einen Peilsender untergejubelt. Sie würde ihnen mit dem Shuttle folgen, sobald sie irgendwo an Land gingen. Bis dahin konnte es aber noch einige Tage dauern. Um der Langeweile zu entkommen, hatte Xij sich für eine Exkursion ins Landesinnere gemeldet, die Capitaine Chevalier leiten würde.
    Xij marschierte in Richtung der Lagerhallen, bei denen sie Chevalier vermutete. Mit langen Schritten ging sie an einem Gebüsch vorbei, als ein Knacken sie aufschreckte. Sie blieb stehen und starrte auf das grüne Dickicht, die Finger um den Stab gekrampft. Nichts regte sich in den Blättern. Langsam ließ Xij den Arm sinken. Vielleicht hatte ein Vogel an den Macuuja-Früchten gefressen.
    Sie drehte sich um und setzte ihren Weg fort.
    ***
    Hunapee schob die Blätter des Macuuja-Strauchs beiseite. Er sah zu, wie die beiden Frauen ihren Kampf beendeten. Kleine Staubfahnen wehten über den Platz, die Morgensonne ließ einzelne Sandkörner funkeln.
    Hunapee war zufrieden. Die Nachricht hatte sich als wahr erwiesen. Als man seinem Stamm Kunde von der Sonnenköpfigen brachte, konnte Kuxetlan es kaum glauben. Der Medizinmann hatte Hunapee losgeschickt, um es zu überprüfen.
    Einige daumengroße Feuchtfleggen, unbeeindruckt von der morgendlichen Kühle, umschwirrten Hunapee. Er verjagte sie mit einer unwirschen Handbewegung. Erregt beobachtete er, wie die Sonnenköpfige den Kampfplatz verließ.
    Da plötzlich knackte es links von ihm im Gebüsch.
    Hunapee duckte sich. Die Sonnenköpfige blieb stehen und starrte herüber. Der Kundschafter wagte kaum zu atmen. Wenn sie ihn entdeckte, war alles aus; Kuxetlan würde ihn hart bestrafen.
    Aber sie ging weiter. Hunapee suchte mit Blicken den Buschwald ab. Woher war das Geräusch gekommen? Vor seinen Augen surrten Moskitoos, ein Legguan streckte seinen Kopf aus dem Farn. Weiter konnte Hunapee nichts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher