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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin
Autoren: Mia Zorn
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einzelne Frau aus der Dunkelheit!
    So ganz und gar unwirklich sah sie aus mit ihren blonden Haaren, dem bleichen Gesicht und in ihren schneeweißen Kleidern. So unwirklich, dass Hrrney zunächst an seinen Sinnen zweifelte. Doch die Waffe in ihren Händen war so wirklich wie die juckende Narbe unter seinem Bauchfell. Rote Lichter blinkten im regelmäßigen Abstand an der Außenhaut des Feuerrohrs. Unter dem offenen Umhang lugte eine weitere, kleinere Waffe hervor. Sie steckte in einem nietenbesetzten Gürtel.
    Reglos stand die weiße Frau bei der Tunnelöffnung und starrte zu ihm herüber. Hrrney fühlte sich unwohl unter dem Blick ihrer smaragdgrünen Augen. Angst schien ihr fremd zu sein. Denn wie sonst war es zu erklären, dass sie sich alleine hierher wagte?
    Und zweifellos war sie allein: Im Tunnel in ihrem Rücken regte sich nichts mehr. Anscheinend war sie auch nicht auf Kampf aus, sonst hätte sie mit ihrem Mordwerkzeug längst die lauernde Taratzenmeute niedergemäht.
    Da sie keine Anstalten machte, sich zu erklären, richtete sich der Taratzenkönig auf den Hinterbeinen auf. »Wass willssst du?«
    »Ich suche den berühmten Taratzenkönig, von dem in Landán alle erzählen.«
    Hrrneys Schnauzhaare schnellten steil in die Luft. Berühmt? Geschmeichelt deutete er auf sich. »Du hasst ihn gefunden.«
    »Ich glaube nicht!« Eiszapfen schienen in der Stimme der Fremden zu hängen. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und der Lauf des Feuerrohrs war nun auf Hrrneys Schädel gerichtet. »Der, den ich meine, hat es kaum nötig, eine Wisaau auf harmlose Frauen zu hetzen.«
    Frauen? Harmlos? Hrrney verstand nicht.
    »Meine Begleiterin ist tot! Jetzt frage ich mich, ob ich vergeblich gekommen bin, um dem König meine Aufwartung zu machen und ihm einen lukrativen Vorschlag zu unterbreiten. Wenn ja, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Tod meiner Gefährtin zu rächen und dich und deine feige Taratzenbande zu Wisaaufutter zu verarbeiten. Was meinst du? Bin ich vergeblich gekommen?«
    Sekundenlang stierte der Taratzenkönig auf die weiße Amazone beim Tunnelloch. Die Schnurrhaare hingen von seiner Schnauze wie welkes Laub und sein Schwanz lag schlaff auf der Tischplatte. Er brauchte einige Zeit, bis sein tumber Verstand den Wortsinn der Fremden begriff.
    Währenddessen klopften seine Pelzröcke nervös mit den Schwänzen. Sie verstanden wenig von dem, was hier vor sich ging. Witterten nur die Gefahr, die von der weißen Frau ausging, und warteten auf die Befehle ihres Königs.
    Und der erteilte sie: Rückzug und abwarten. Nachdem die Anweisungen befolgt waren, verließ er den Tisch und stapfte zu der Fremden. »Wass für ein Vorschlag ssoll dasss ssein?«
    Die Amazone hielt das Feuerrohr nun locker vor ihrer Brust. Ein kaltes Lächeln lag in ihren Augen, als sie ihm antwortete. »Ich will ihm wieder zur Herrschaft verhelfen, wenn er mir einen Gefallen erweist…«
    ***
    Im Dorf der Lords
    Deprimiert hockte Paacival auf einem der dunklen Findlinge am Flussufer. Hier hatte vor vielen Tagen der Angriff der Kwöötschis stattgefunden, bei dem Frauen und Kinder ums Leben gekommen waren, darunter wahrscheinlich auch sein Neffe Steewens. Sicher konnte sich der Grandlord nicht sein, denn die Leiche war nicht gefunden worden. Gut möglich aber, dass der Fluss sie mittlerweile ins Meer getragen hatte.
    Die verfluchten Kerle, die den Auftrag gehabt hatten, die Kinder und Frauen zu bewachen, konnten auch keine Auskunft mehr geben. In seiner Rage hatte Paacival die beiden mit der Axt erschlagen, nachdem er sie besoffen und schlafend im hohen Ufergras gefunden hatte.
    Der neue Druud Djeyms schürte Paacivals Hoffnung. »Das Veeschwinden des Jungen ist die Auffoodeung dea Göttea, die Aabeiten am Boot schnellea voaanzutweiben«, hatte er ihm und den Leuten von Chelsea erklärt. »Sobald die Göttea haben, was sie wollen, wiad dea Junge wiedea auftauchen.«
    Seither arbeitete fast das gesamte Lordsvolk an dem Schiff. Nur die Verbannten aus dem Randgebiet des Ruinendorfes verweigerten sich. Littlelord Seimes kam regelmäßig vorbei, um die Leute gegen Paacival und Djeyms aufzuwiegeln. »Wia sind keine Zimmealeut, die Schiffe bauen. Wir sind Kwiegea!«, brüllte er jeden Tag von der Deichböschung. »Holen wia uns zuwück, was die Demokwaten uns genommen haben!« Doch keiner hier hörte auf ihn. Zu groß war der Respekt vor dem neuen Druud, in den angeblich der Geist des kopflosen Alizan gefahren war.
    Der Grandlord seufzte. Sein
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