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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane
Autoren: Karl May
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Belohnung für sich und seine Leute. Er nahm herzlichen Abschied von seinen Verbündeten und kehrte befriedigt in die Heimat zurück.
    Das Geschwader fuhr dann flußabwärts nach der berüchtigten Seribah Abu el Mots. Dieser mußte dabeistehen, als man die Schläuche ausgrub und ihren Inhalt so verteilte, daß jeder mit seinem Betrag neidlos zufrieden war.
    Nun ging es an das eigentliche Scheiden. Die Gebrüder Schwarz und ihr Freund Pfotenhauer mußten mit den Niam-niam wieder südwärts. Sie wollten weiter forschen und sammeln, Emin Paschas Gebiet aufsuchen und dann über Sansibar in die Heimat gehen. Die andern fuhren nach Norden.
    Abu und Abd el Mot wurden dem Elefantenjäger als dem sichersten und strengsten Hüter übergeben. Er wollte mit der Dahabiëh bis Faschodah fahren und dort Abu el Mot nebst dem Feldwebel und dessen Leuten an den ‚Vater der fünfhundert‘ ausliefern. Von Abd el Mot aber erklärte er: „Den nehme ich mit nach Kenadem. Dort hat er meinen Sohn geraubt, und dort soll ihn auch die Strafe Allahs treffen. Seit ich mein Kind wiedergefunden habe, ist mein Herz weich geworden; dieser Satan aber soll erkennen, daß ich gegen ihn noch derjenige sein kann, der ich früher war, nämlich ‚Barak der Strenge‘, vor welchem jeder Ungehorsame erzittert.“
    Emil Schwarz schrieb ihm seine Adresse auf und bat ihn, ihm einmal zu schreiben, wenn die Gelegenheit eine passende Verbindung biete. So war nun alles geordnet, und der Wadscha el Wida (Schmerz des Abschieds) mußte getrunken werden. Der Slowak und der ‚Vater des Gelächters‘ hatten gebeten, bei den Deutschen bleiben zu dürfen, und die Erlaubnis gern erhalten. Am schmerzlichsten war das Scheiden für den ‚Sohn des Geheimnisses‘ und den ‚Sohn der Treue‘, doch ging auch das vorüber; dann segelten die Schiffe nach Norden, während die Ruderer der Niam-niam ihre Boote gen Süden trieben. Die Sklavenkarawane war vernichtet; die Sieger gingen nach verschiedenen Richtungen auseinander, und jeder nahm die Überzeugung mit, seine Pflicht getan und dem Sklavenhandel, wenigstens in dieser Gegend, eine schwere Wunde beigebracht zu haben. Nur Hasab Murat dachte im stillen anders. Er hatte in Abu el Mot einen ihm gefährlichen Konkurrenten vernichten helfen und nahm sich vor, zwar bei dem einträglichen Geschäft zu bleiben, es aber schlauer zu betreiben als bisher und dabei mehr Menschlichkeit walten zu lassen. Die erlebten Szenen waren nicht ohne Eindruck selbst auf ihn geblieben. – – –
    Wer in einer der bekannten süddeutschen Universitätsstädte das Adreßbuch in die Hand nimmt und die erste Rubrik, also A aufschlägt, dem fällt sofort ein ungewöhnlich langer Name auf. Dieser lautet: Hadschi Ali Ben Hadschi Ishak al Faresi Ibn Hadschi Otaiba Abu l' Ascher Ben Hadschi Marwan Omar el Gandesi Hafid Jacub Abdallah el Sandschaki. Hinter diesem Namen steht die Auskunft: Händler in Orientalien, Gartenstraße 6 parterre.
    Wer durch diese Adresse veranlaßt wird, ein Fläschchen Rosenöl, einen türkischen Tschibuk oder sonst dergleichen zu kaufen, und sich nach dem betreffenden Haus begibt, der sieht in dieser Nummer 6 ein großes, palastähnliches Gebäude, dessen linke Parterrehälfte der erwähnte Laden mit den daran stoßenden Wohnräumen einnimmt. Das über demselben angebrachte Schild trägt in goldener Schrift die etwas falsche Bezeichnung ‚Hadschi Ali, Orientalist‘.
    Ferner kann man im hohen, schön gemalten Hausflur auf einer Tafel lesen: Uszkar Istvan, Hausmann, Sprachlehrer und ornithologischer Autor, parterre rechts – Professor Dr. Emil Schwarz, I. Etage – Professor Dr. Joseph Schwarz, II. Etage – Professor Dr. Ignatius Pfotenhauer; III. Etage. Und wer zur richtigen Zeit vorübergeht und nach der dritten Etage emporblickt, kann da ein Fenster offen sehen, aus welchem unter einem roten Fes eine riesige Nase schaut, die sich über dem vorgestreckten Rohr einer Tabakspfeife lebhaft hin und her bewegt, um sich ja von dem, was unten auf der Straße geschieht, nichts entgehen zu lassen.
    Unten aber, am Fenster rechts neben der Tür, sitzt in allen seinen Mußestunden ein kleines, dünnbärtiges Kerlchen, emsig beschäftigt mit der soundsovielten Umarbeitung eines dicken Manuskriptes, welches den vielversprechenden Titel führt ‚Warum die Vögel Federn haben‘. Dieser der Ornithologie Beflissene ist natürlich kein andrer als der ‚Vater der elf Haare‘. Seit er mit seinen drei Herren und dem ‚Vater des
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