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2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges

2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges

Titel: 2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges
Autoren: Marc A. Herren
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leise. »Und Samburi Yura als eure Morgenschwester. Weshalb?«
    »Samburi Yura ist wie eine Schwester.« In der Stimme des Proto-Enthonen schwangen Wärme und

Zuneigung mit. »Aber sie ist höher, als wir es sind. Sie ist der Morgen.«
    Saedelaere glaubte zu verstehen. Die Proto-Enthonen besaßen kein Gefühl für Vergangenheit und

Zukunft, sie verstanden nur das Heute. In Samburi Yura sahen sie zwar ihre Verwandtschaft und

nannten sie deshalb »Schwester«, trotzdem stand sie außerhalb ihres Denkschemas.
    »Sie ist die Morgenschwester des Tagvolks«, sagte Alaska Saedelaere leise.
    »Und du bist der Mann mit dem Tabu.«
    Bevor der Maskenträger reagieren konnte, erhob sich der Alte. »Folge mir! Ich will dir etwas

zeigen.«
    Unwillkürlich blickte Saedelaere auf das gare Fleisch. Die Ränder waren leicht knusprig

gebraten. Zu gerne hätte er davon gekostet.
    Saedelaere schüttelte widerwillig den Kopf. Woher stammte diese plötzliche Lust auf

Fleisch?
    Abrupt wandte er sich ab. Er folgte dem Stammesältesten, dessen lilienweißer Oberkörper in der

Dunkelheit leuchtete. Der Proto-Enthone führte Saedelaere aus dem Dorf hinaus. Beide sprachen

kein Wort.
    Der Maskenträger sah sich um, konnte aber nur dunkle Umrisse erkennen. Sein Orientierungssinn

sagte ihm, dass sie in Richtung des Flusses gingen.
    Tatsächlich hörte er kurz darauf sanftes Gurgeln. Der Stammesälteste folgte einem engen Pfad

zum Flussbett.
    Schon von Weitem sah Alaska Saedelaere, dass in einer Kuhle am Rand des Flusses ein Baum

wuchs. Ein schwaches goldfarbenes Leuchten ging von ihm aus, erhellte knorrige Äste und zeichnete

einzelne Reflexe auf das träge fließende Wasser.
    Saedelaeres Magen zog sich zusammen, als er erkannte, was genau an diesem Baum

hing.
    Der Stammesälteste blieb davor stehen.
    »Und das hier, Fremder«, sagte der Proto-Enthone. »Ist unser Tabu.«
    Mit diesen Worten ließ der Stammesälteste den Maskenträger stehen und ging einfach davon.
    Alaska Saedelaere blickte auf den Anzug der Vernichtung, der an einem kargen Ast hing und

sachte hin und her schaukelte. Er leuchtete sanft und lockend.
    Saedelaere zögerte, dann streckte er eine Hand aus.
    Sie blieb auf halbem Weg in der Luft hängen.
    So gerne Alaska Saedelaere den Anzug der Vernichtung berührt hätte, so unendlich weit schien

der Abgrund zu sein, der sich zwischen ihm und dem mächtigen Kleidungsstück auftat.
    *
    Wie weit willst du gehen? Du hast durchgesetzt, dass du als Kommandant der

LEUCHTKRAFT anerkannt wirst, du weißt aber, dass du nur geduldet wirst, weil das Schiff gerade

keinen Geeigneteren findet.
    Nun hast du dir in den Kopf gesetzt, dass du den Anzug der Vernichtung brauchst, obwohl

weder DAN noch die Zwergandroiden dich als berechtigt und vor allem fähig einstufen, den

Anzug zu tragen. Es interessiert sie nicht, dass du ihn schon mehrmals verwendet hast, weil sie

dich schlicht nicht als kosmisches Wesen sehen.
    Und respektieren.
    Der Proto-Enthone sprach gar von einem Tabu.
    Welches Recht hast du, dich allen zu widersetzen, Mann mit der Maske?
    Wie weit willst du also gehen?
    *
    Saedelaere kniff die Augen zusammen. Plötzlich brannten sie wie Feuer.
    Der Magen rebellierte. Schluchzend fiel der Terraner auf die Knie, den rechten Arm immer noch

nach dem unerreichbaren Kosmokratenwerkzeug ausgestreckt.
    Ohne dass er es verhindern konnte, rannen dem Zellaktivatorträger Tränen über die Wangen,

sammelten sich im Kinnbereich der Maske und tropften zu Boden.
    Alaska Saedelaere wusste nicht, wie ihm geschah. Instinktiv fühlte er, dass etwas nicht

stimmte. Es kümmerte ihn nicht, weil etwas unendlich Gravierenderes geschehen war.
    Da hing der Anzug direkt vor ihm an dem Ast, und er, der vermeintlich kosmische Mensch, schaffte es nicht einmal, ihn zu berühren!
    So lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet.
    Der Anzug der Vernichtung hatte seine Gedanken nie ganz verlassen gehabt. Saedelaere hatte

darauf gebrannt, die Möglichkeiten auszuloten, die das mächtige Kleidungsstück seinem Träger

bot.
    Ein Rauschen erklang. Saedelaere blinzelte heftig, versuchte den Tränenschleier loszuwerden.

Was geschah um ihn herum?
    Endlich gelang es ihm, zu erkennen, dass ...
    Saedelaere erschrak. Waren es seine Tränen gewesen, die den Fluss hatten ansteigen lassen? Das

vormals träge Wasser hatte sich binnen kürzester Zeit in einen reißenden Strom verwandelt.
    Wie Klauenhände griff der Fluss nach Saedelaere,
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