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2452 - Operation Kobaltblau

Titel: 2452 - Operation Kobaltblau
Autoren: Unbekannt
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gesprochen. Und was nützte diese Randinformation schon, die ihr eigentlich der Bordrechner in seiner rein auf Logik bezogenen Art präsentiert hatte?
    Curtiz’ Mund verzog sich, wurde immer größer und entließ eine mächtige, vierarmige Gestalt, während Curtiz selbst sich auflöste: Die Haut des weißen Haluters Blo Rakane glitzerte, und Mondra fragte sich, was ausgerechnet er in ihrer Phantasie zu suchen hatte. „Es ist ein Kobalt-Aluminium-Spinell. Kobalt(II)oxyd und Aluminiumoxyd. In der Farblehre ist zu bedenken, dass 0047AB hexadezimal ..."
    Der Haluter lachte, aber es war kein Haluterlachen, sondern ... kindlich. Ihr stockte der Atem, als sie das Glucksen erkannte. Ein Kind schob sich unter Rakanes rechtem Fuß hervor, hob den Giganten spielerisch leicht hoch, und dieser trieb wie eine Seifenblase davon.
    Delorian!, wollte Mondra schreien, aber die Stimme versagte ihr den Dienst. Delorian, ihr Sohn. Perrys Sohn. Delorian, der sie auf ewig hätte mit Perry Rhodan verbinden sollen.
    Und plötzlich war der Schmerz wieder da, als sie ihn gehen lassen musste, ohne ihn je kennengelernt zu haben, denn er war niemals ihr Sohn gewesen, sondern ...
    Die Liebe und die Erinnerung verscheuchten den grausamen Gedanken an die Pläne von ES und wählten ihren eigenen Weg. Das Baby schaute sie an, mit seinen Augen, in denen all die Weisheit der Ewigkeit glitzerte, und es schien seine Mutter auslachen zu wollen, weil sie sich mit lächerlichem Hintergrundwissen beschäftigte, statt der Realität in die Augen zu sehen.
    Tu es, vermeinte sie seine Gedanken zu hören, und lass dich nicht vom Gegenteil überzeugen.
    Delorian verschwand und wich einem Mann, dem Mondra keinen Namen geben konnte und dem sie doch – davon war sie überzeugt – viel verdankte. Wer wusste schon, welche verschlungenen Wege das Unterbewusstsein einschlug?
    Er trug dunkles, leicht gewelltes Haar, das von grauweißen Strähnen durchzogen und genau in der Mitte der Stirn gescheitelt war. Er lächelte, und das Oberlippenbärtchen ging in einen auf wenige Millimeter gestutzten Vollbart über. Die Augen strahlten, als hätten sie viele Geheimnisse des Kosmos und des Lebens gesehen und durchschaut.
    „Halt daran fest", sagte er, „denn die Idee ist von gewaltiger Bedeutung, auch wenn du sie gleich, wenn du endgültig erwacht bist, nicht mehr wirst greifen können."
    Halt daran fest.
    Und dann wurde es dunkel.
    Der Schlaf hatte letztlich gewonnen.
     
    *
     
    Mondra Diamond fuhr hoch.
    Sie trug momentan die Alleinverantwortung als Expeditionsleitung der gestrandeten JULES VERNE!
    „Licht", murmelte sie, während sie sich im Bett aufsetzte.
    Ihre letzten Erinnerungen waren merkwürdige, wirre Bilder. Gerade einmal eine halbe Stunde war es her, dass sie sich hingelegt hatte, verriet ihr die Zeitanzeige des Chronometers, kobaltblau und dreidimensional an die Decke projiziert: 03:16 Uhr Bordzeit.
    Kobaltblau ...
    Helligkeit vertrieb das Dunkel und stach wie mit tausend kleinen Nadeln in ihre Augen. Sämtliche Gelenke fühlten sich matt und schwer an.
    Perry und Icho Tolot waren mit den Yakonto auf Evolux unterwegs, dem Werftplaneten der Kosmokraten, auf dem die JULES VERNE inzwischen nicht mehr Gast, sondern gefangen war. Seit zehn Tagen, seit sie aus der Vergangenheit zurückgekehrt waren.
    Allmählich gewöhnte Mondra sich an die Helligkeit, in der die Zeiteinblendung verblasste.
    Das Licht bewirkte keine Schmerzen mehr, doch ihre Augen fühlten sich nach wie vor an, als wollten sie aus den Höhlen quellen. Sie rieb mit dem Handrücken darüber. Die Tränensäcke waren dick geschwollen.
    Sie schaute erst gar nicht in den Spiegel seitlich neben dem Bett – auf den Anblick des Mondra-Zombies, der sie übermüdet und mit Krähenfüßen um die Augen anstarren würde, konnte sie verzichten.
    Sie versuchte sich zu erinnern, was die Traumgesichter ihr gesagt hatten, aber Bilder und Worte verschwammen umso stärker, je mehr sie sich darauf konzentrieren wollte.
    Nur ein Gefühl blieb, der unendliche Schmerz und die Trauer um den verlorenen Sohn. Sie spürte die Tränen auf ihrer Wange erst, als sie sie instinktiv wegwischte.
    Sie hatte sich mit der Geschichte der Kobaltblauen Walzen beschäftigt.
    Die Kobaltblauen Walzen ...
    Diesen mächtigen Schiffen begegneten die Terraner schon seit Jahrhunderten immer wieder, wenn kosmische Ereignisse einem Höhepunkt entgegenstrebten. Sie waren mächtige Raumer, die ausschließlich von Dienern der Kosmokraten bemannt wurden
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