Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2395 - Die Gen-Sammler

Titel: 2395 - Die Gen-Sammler
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Scheibe: ein „Auge der Sphero" oder, banal ausgedrückt, ein Transmitter. „Komm", sagte der Androide, „lass dich fortzwinkern."
    Levink verschwand in dem grellweißen Entmaterialisationsfeld. Immentri blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Er gelangte in eine Halle von ungefähr einem Kilometer Durchmesser. Hier arbeiteten Dutzende Androiden in dunkelblauen Anzügen. „Von hier aus steuern wir die Spektralen Inselstaaten", erläuterte Levink.
    Immentri Luz sah sich um. Die Halle gliederte sich in verschiedene Ebenen mit Tausenden unbenutzter Terminals.
    Den Aktivierungswächter zog es ins Zentrum der Hauptebene. Dort umfassten mehrere Ensembles aus Terminals und Schaltwänden einen freien Platz, eine Art Arena. Darin blähte sich ein mindestens zehn Meter durchmessendes Makrohologramm. Im Innern teilte es sich in kleinere Bildkugeln auf, die unter anderem die Steuerwelt Trixal und das Jiapho-Sternen-Duo, aber auch das KombiTrans-Geschwader abbildeten. Eine Kugel ganz vorn zeigte den Leerraum zwischen mehreren Sternsystemen, in dem sich Hunderte von Spektralen Amaranthen sammelten.
    Gegen diese Übermacht hatten die Schiffe der Galaktiker keine Chance. „Wir müssen die Amaranthe aufhalten", sagte er. „Es darf zu keinem Gefecht zwischen den Ani-Sferzon und den Galaktikern kommen."
    „Beschreib genauer, was du möchtest."
    „Erledige es nach eigenem Gutdünken. Ihr kennt alle Vorgänge hier, also könnt ihr mir auch am ehesten sagen, wie wir die Ani-Sferzon an ihrem Vorhaben hindern können."
    „Das ist ein Novum, wir werden etwas ausprobieren müssen. Vielleicht kann der Spektral-Inkub ..."
    „Halt. Diese Anlagen sind schon lange im Gebrauch?"
    Levink bejahte. „Dann kann ich euch zeigen, was ihr machen müsst."
    Immentri Luz konzentrierte seine Hypersinne auf die mentalen Schaltungen der Spektralen Aggregate. Seine Gedanken schwirrten an ihnen entlang, suchten jene Stellen, mit denen die Amaranthe aufzuhalten waren. Aber er war nicht alleine.
    Da war noch etwas anderes.
    Ein lauter Ruf.
    Ani-Sferzon, Ani-Sferzon Ein heftiger, schmerzhafter Stich folgte.
    Nicht jetzt ... nicht die ... Erinnerung ...
    Und dann ..
     
    2.
     
    Vergangenheit: Hoffnungsschimmer
     
    Jeden Abend stehen sie oben auf dem Dach des Spektralen Turms, ganz dicht an der unsichtbaren Sperre vor dem Abgrund, halten sich an der Hand und schauen gemeinsam in die untergehende Sonne.
    Jedes Mal sehen sie in ihrer Erinnerung das kleine Totenschiffchen aus Salzkristallen, wie es auf den Wellen schaukelt. Mit an Bord sind die Hoffnung und die Zukunft, die erst langsam, dann immer schneller in der Ferne entschwinden...
    Am liebsten hätte sich Morian Kinnaird in einem dunklen Winkel des Spektralen Turms verkrochen. Einsam ging er seiner Wege in den zahlreichen Etagen des Bauwerks, wandelte gedankenverloren durch das Gewirr aus Spektralen Aggregaten und Hypertech, nur aufgehalten von den. banalen Problemen des Alltags. Hier ein defekter Antigravprojektor, dort ein Ausfall der Beleuchtung, Kleinigkeiten nur, die allerdings eine Botschaft trugen: Der Spektrale Turm war alt, so wie die Inselstaaten selbst und das Volk der Sphero. Und das Alter brachte Probleme mit sich.
    Die meisten Sphero kümmerten solche Ausfälle nicht, sie übersahen die beinahe prophetische Klarheit, mit der ihnen eine unsichtbare Hand einen mehr als deutlichen Wink gab: So, wie die Technik versagen konnte und dann starb, so war es auch mit ihnen selbst. Morian sah die Zeichen.
    Wer sonst als er? Wer sonst musste diesen gewaltigen Verlust verarbeiten, den der Tod seines Kindes bedeutete?
    Wer sonst ...? Immer, wenn er so dachte, verfluchte er sich innerlich dafür Wer sonst! Seine geliebte Gefährtin natürlich, Erilyn Shirde. Die geniale Wissenschaftlerin litt mindestens so sehr wie er; sie vergrub sich in ihre Arbeit, versuchte den Gedanken und Gefühlen an das tot geborene Kind auf diese Weise zu entfliehen.
    Für Morian Kinnaird hingegen, den Transfermeister der Spektralen Inselstaaten, gab es keine Arbeit, keine Aufgaben, die ihm groß und wichtig genug erschienen wären. Er tat nichts anderes, als den Turm kennenzulernen, was er als Transfermeister auch musste, als oberster Lenker der mobilen Inselstaaten, die, zusammengehalten durch einen Schmiegeschirm, wie eine gewaltige leuchtende Blase aus 67 Sonnensystemen durch den Kosmos reisten, wie ein Schwarm von heimatlosen Zugvögeln.
    Zugvögeln auf der Flucht vor dem Winter, dem zu entkommen sie keine Chance
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher