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2391 - Die Schwarze Zeit

Titel: 2391 - Die Schwarze Zeit
Autoren: Unbekannt
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Arkonidischen Reiches.
    Wir reiben uns aneinander auf, ärgerte sich Tifflor in Gedanken, als er aus dem Shuttle sprang, drei, vier Sätze durch den tosenden Regen machte und den Photon-Tower betrat. Wir machen uns lächerlich. Und wegen dieses Unsinns muss ich eine Sitzung mit dem Siedlerrat verlassen!
    Aktakul hatte diesen Turm zur Residenz gewählt, wahrscheinlich, weil es in der Stadt an Trichtergebäuden mangelte. Das Rohmaterial der rasend schnell errichteten und wachsenden Stadt bestand vor allem aus Einzelmodulen von LFTBOXEN. Die Stadt war eher ein Provisorium, ein überdimensionales Flüchtlingscamp als ein architektonisches Juwel.
    Immer noch brodelte es in Tifflor.
    Der Zorn ist ein schlechter Ratgeber, besann er sich auf seine Fähigkeiten als Shan. Vor Jahrhunderten hatte er die Upanishad studiert, jene Philosophie und Kampfkunst, die in der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU entwickelt worden war.
    Gegenwärtig, lange nach dem Kult der Ewigen Krieger, lange nach Monos, war er einer der letzten Shans der Milchstraße.
    Vielleicht der letzte.
    Er hatte selbst lange nicht mehr an die Upanishad gedacht. Aber seit er in die Charon-Wolke gezogen war, hatte er sich wieder auf diese Fähigkeiten besonnen.
    Warum? Stress? Weil der Krieg, den sie führten, Krieger brauchte?
    Kurz bevor er Aktakuls Büro betrat, meditierte er Charlashad, die achte Stufe der Upanishad. Charlashad bedeutete über das Selbst hinaus und befähigte jeden Shan, sämtlichen Verlockungen und sexuellen Bedürfnissen zu widerstehen.
    Zwar stellte Aktakul keine Versuchung erotischer Art für ihn da. Gelegentlich stellte er sich aber vor, wie der kompakte, kahlköpfige Arkonide ihm die Rückseite präsentierte und er, Tifflor, ausholte zu einem wohltuenden, befreienden Tritt.
    Charlashad Für den Bruchteil eines Augenblicks blitzte die Erinnerung an Tschomolungma auf, die erste Upanishad-Schule der Milchstraße, in der er zum Upanishad-Schüler und später zum Shan des Kriegerkultes ausgebildet worden war. Das stählerne Märchenschloss auf dem Mount Everest.
    Die Dashid-Kammer. Die Statue des Attar Panish Panishas ... fast ein Jahrtausend her Ich lebe in den Stromschnellen der Zeit...
    Tifflor betrat das Büro und nickte Aktakul kurz zu. „Was liegt an? Ich habe eine Nachricht erhalten, dass die Ladung der AROCYS ..."
    „Die AROCYS ist ein Schiff des Kristallimperiums!", unterbrach ihn Aktakul. „Damit untersteht es meinem Befehl! Als Ka'Marentis des Imperiums ..." Aktakul da Urengoll stockte und rieb über die Tätowierung, die er an der rechten Schläfenseite trug. Das Tattoo in blau lumineszierender Farbe stellte einen Raubvogel dar.
    Tifflor lächelte. „Fahr nur fort", bat er.
    Der Eisregen prasselte lautlos an das Glassitfenster, eine Botschaft vom Rauen Ozean. Das Tief hatte sich vom Foror-Golf aus ins Innere des Kontinents Intario vorgearbeitet und über Photon-City gelegt.
    Es hatte die Temperatur in der Stadt binnen weniger Minuten unter den Gefrierpunkt stürzen lassen.
    Die Temperatur in Photon-City konnte mehrmals am Tag zwischen 30 Grad plus und 15 Grad minus schwanken; kaum ein Neu-Siedler bewegte sich ohne Klimaanzug in der Stadt. Nur einige Oxtorner und Ertruser genossen das hiesige Wetter.
    Die Eisgraupen, die an das Glassit schlugen, waren beinahe faustgroß. Ganz Ol-Sholom war in Finsternis getaucht; Tifflor war sicher, dass sich kein Neu-Siedler mehr auf der Straße befand. Nur die Shuttles aus Panzertroplon glitten durch die Wetternacht wie mattgoldene Mammut-Würmer.
    In einem Prallfeldterrarium summte eine Echoschnecke vor sich hin. Echoschnecken stammten von der Südküste des Kontinents Presor; einige Biologen hatten sie von einer Exkursion nach Intario gebracht, züchteten und handelten mit ihnen.
    Tifflor lauschte einen Moment. Die Stimme der Schnecke klang hoch und dünn, aber die Melodie ihres Liedes war unverkennbar: Die Schnecke sang den Marsch der Imperatoren, die pompöse Staatshymne des Arkonidischen Imperiums. „Sehr patriotisches Tier", lobte Tifflor. „Sie weiß nicht, was sie singt", gab Aktakul zu. „Sie plappert nur die Worte nach."
    „Das ist doch die beste Voraussetzung für Patriotismus", murmelte Tifflor.
    Trotz des Eisregens über der Stadt war es innerhalb des Büros - innerhalb Aktakuls Thronsaales - so heiß, dass Aktakul in kurzen Hosen auf dem Sessel saß. Tifflor schwitzte. Der Klimagenerator erzeugte über dreißig Grad Celsius, Bedingungen wie auf der
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