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2352 - Griff nach Drorah

Titel: 2352 - Griff nach Drorah
Autoren: Unbekannt
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Komponente, so als zöge sich ein vager Schatten in einen finsteren Mittelpunkt zurück. In Wirklichkeit veränderte sich das Tageslicht nicht. Jere tan Baloy zog den Ärmel bis unter die Achsel hoch, murmelte eine vierstellige Zahl und betätigte die ersten.
    Schaltungen des Signalgebers. „Was sie auch vorhaben, diese verdammten Eroberer - wir werden es sabotieren!", sagte er zwischen halb geöffneten Lippen. „Und zwar jetzt gleich."
    „Ratspalast?" Eniva hob den Kopf. Jere nickte langsam. „Im Palast hält sich kein einziger Akone mehr auf. Wahrscheinlich ist er voller Mor'Daer und anderer Kreaturen", sagte er und wiederholte leise die Kodezahlen. „Und wenn der Palast in die Luft geht, wird auch der Obelisk zerfetzt. Zum ersten Mal vertraue ich auf die Gründlichkeit des E-Kom."
    Er starrte auf die Tastatur und tippte die Zündformel. Als er die letzte Ziffer berührt hatte, hob er den Kopf und starrte schweigend zur Finsternis-Kuppel hinüber.
     
    *
     
    Die Zeit spielte keine Rolle mehr.
    Es war gleichgültig, wie lang die einzelnen Sekunden sich dehnten oder ob die zehn Stunden bald oder in einer Ewigkeit vorüber waren. Schrill zitterte eine Überlegung durch den noch unversehrten Teil von Dorn Tevomors Verstand. Er spürte am Rand dieses Bewusstseinssplitters, dass sein Fuß und das Handgelenk von einer unsichtbaren Kraft gehalten und vom Körper weggespreizt wurden. Noch war er nicht frei, noch gab es keine vorstellbare Chance, dem Wahnsinn davonzulaufen.
    Falls sich außer ihm im Bannkreis des Dunklen Obelisken noch ein anderes Lebewesen befunden hatte, war es längst in wilder Panik geflüchtet.
    Die Zone aus furchtbarem schwarzem Licht, die den Obelisken umgab und deren Ausstrahlung schauerlichen mentalen Druck erzeugte, schien ein von Gestalten und Strukturen erfülltes Eigenleben entwickelt zu haben. Wie die brennenden und rauchenden Gase der Ako-Pa-Oberfläche, in denen die Optiken der Fernsteuerung mitunter vage Gestalten erkennen ließen, die sich wanden und ineinander verschlangen, brodelte und rankte es um die Basis des Obelisken.
    Der Galakto-Psychologe sah und spürte es und glaubte zugleich, etwas in diesem Obelisken zöge ihn mit magischer Kraft und hypnotischer Eindringlichkeit zu sich heran. Er hörte sich stammeln und stöhnen; die Schmerzen in seinem Kopf trieben ihm die Tränen in die Augen.
    Gab es eine Erklärung? War er überhaupt noch fähig, streckenweise klar zu denken und eine Erklärung zu finden? Jeder Gedanke wurde unter dem Ansturm fremder Energien, aus welch abwegiger Dimension auch immer, pulverisiert. Die Finsternis war voller blitzkurzer Schrecken. Visionen suchten Dorn heim.
    Er fühlte körperlich eine Reihe albtraumhafter Sequenzen, die aus Abgründen seiner Seele und seines Verstandes kamen. Erinnerungen wurden zu Schreckensbildnissen verzerrt.
    Unendlich tiefe Verzweiflung schüttelte ihn, der Drang, aufzuspringen und sich zu den Dämonen zu gesellen, die einen flirrenden, spiraligen Tanz um den Obelisken ausführten, zerrte an ihm und ließ seine Absicht schwanken.
    Schwärze kämpfte gegen andere Schwärze.
    Irgendwann rissen die Fesseln, und Tevomor kämpfte sich in die Höhe.
    Schmerzen und Übelkeit rasten durch seinen Körper, als würde der dröhnende Pulsschlag Nadel, Metallfetzen und Glasscherben durch die Adern pumpen.
    Dorn registrierte, dass er aufrecht stand. „Flucht!", schrie etwas in ihm. „Renn um dein Leben! Nur fort von hier!"
    Er machte einen Schritt, einen zweiten. Die Gestalten, bisher nur dunkle Schemen in größerer Dunkelheit, wurden deutlicher.
    Sie ähnelten Akonen, deren Gliedmaßen und Köpfe keine Muskeln besaßen und die Kreaturen zwangen, in obszönen schlangengleichen Reigen um den Fuß des Fremdkörpers zu kriechen. Ein anderer Impuls diktierte Dorns nächste Stolperschritte.
    Er wollte zu ihnen gehören und an ihrer Ekstase teilnehmen. „Du musst fliehen!"
    „Nur dort erfährst du, was wirklich ist."
    „Geh hin! Rasch!"
    Er nahm im Grunde nicht wahr, dass er langsam einen Fuß vor den anderen setzte und sich in einer Parabel den kriechenden Tänzern näherte. Aber er begriff, dass er sich bewegte. Die Erleichterung darüber, frei zu sein, durchströmte ihn und ließ ihn für lange Momente die Schmerzen und die Krallen des Wahnsinns vergessen, der nach ihm griff.
    Völlig gedankenlos ließ er sich von den verzerrten Körpern anziehen, näherte sich jenen missgestalteten Akonen-Kreaturen, die sich zu den Klängen einer
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