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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch
Autoren: Unbekannt
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eine Handspanne größer als ich. Zwei unterschiedliche Wesen waren nahezu in der Mitte auseinander geschnitten und zu dieser Chimäre zusammengesetzt worden. Daran änderte die an einen altertümlichen Taucheranzug erinnernde dunkelblaue Kleidung herzlich wenig, die den Körper straff umspannte.
    Die rechte Hälfte war ein Mor'Daer: starr blickende Schlangenaugen, deren Sichtfeld von den beiden seitlichen Spiegelklappen stark erweitert wurde, dazu die massigere Hälfte des verschoben wirkenden Brustkorbs, ein sehr muskulöser Arm und ein noch deutlich kräftigeres Bein.
    Die linke Körperseite. der vogelähnliche Ganschkare, wirkte auf mich deplatziert, ein eher dürres Anhängsel, dessen kleinere Proportionen es nötig gemacht hatten, den Stiefel mit einem hohen Absatz zu versehen.
    Der Vogelkopf mit der übergroßen randlosen Brille auf dem Schnabelansatz wandte sich wieder mir zu.
    Ein scharfer Befehl des Ganschkaren, die Mor'Daer schoben mich weiter. Sekunden später sezierten mich erneut beide Augenpaare - und ich reagierte immer aufgewühlter. Es erschien mir, als versuchte mein Gegenüber, mich zu beeinflussen. Dass er an der Mentalstabilisierung scheiterte, war kein Anlass, erleichtert zu reagieren. ,Trotzdem schwang Zynismus in meinen Gedanken mit. Leg dich besser nicht mit Terranern an; eines Tages wirst du es bereuen. „Du!" Seine dürre linke Hand zeigte auf mich. „Wer bist du?"
    „Du hast dich mir auch nicht vorgestellt."
    Den Überlegenen nicht provozieren, unauffällig bleiben - ich schlug alle Regeln in den Wind. Weil mich der hautnahe Anblick des Dualen Kapitäns bis ins Mark aufwühlte. Diese zusammengesetzte Kreatur empfand ich als Sinnbild lebensverachtender Mentalität. Wie oft hatte Bully über den unglaublichen Zwiespalt geschimpft, den die ersten Genversuche einst auf Terra ausgelöst hatten, weil skrupellose Geschäftemacher für ihren Profit bereit gewesen waren, jede Ethik über Bord zu werfen. Aber was mit dem Dualen Kapitän geschehen war und mit vermutlich ungezählten anderen bedauernswerten Intelligenzen ebenso, das war für mich einfach nur mehr pervers. „Dein Name? Sag ihn mir!"
    Fürchterlich verrenkt beugte sich mein Gegenüber nach vorne. Der Mor'Daer-Schädel war plötzlich so nahe, dass ich seinen Atem im Gesicht spürte, und seine Finger verkrampften sich um meine Schulter. Oh ja, er konnte mir Schmerzen zufügen, diese Kreatur hatte eine ungeahnte Kraft. „Anson ...", brachte ich hervor. „Anson Argyris."
    Der Griff löste sich, und das Monstrum wich auf erträgliche Distanz zurück. Für einige Sekunden durfte ich sogar glauben, dass der Duale Kapitän den Namen akzeptierte. So tief in der Vergangenheit hatten die Dunklen Ermittler bestimmt nicht nachgeforscht, sie wussten nichts von einem Vario-500 und seinen vielfältigen Kokonmasken. „Michael Reginald Rhodan ...", sagte der Mor'Daer. „Oder Roi Danton", fügte der Ganschkare mit seiner unleidlich klingenden Stimme hinzu. „Einer der potenziell Unsterblichen dieser Ressourcen-Galaxis. Mir liegt eine umfangreiche Datensammlung vor."
    Die kröpfende Bewegung des Vogelähnlichen war zweifellos als Aufforderung gedacht.
    Ich schwieg und registrierte, dass meine Gefährten ebenso wenig reagierten. Wir hatten damit rechnen müssen, dass wir den Gegnern in die Hände fielen. Ebenso, dass ich identifiziert wurde.
    Die Kolonne war in der Tat, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, sehr gut informiert. Unsere Antwort darauf konnte nur sein, möglichst schnell alle wichtigen Aktivitäten sozusagen in den Untergrund zu verlagern. Diese Erkenntnis war nicht neu, und letztlich war Gelegenheit dazu, solange das Gros der Kolonnen-Forts und Chaos-Geschwader die Milchstraße nicht erreicht hatte. „Wenn du nicht antworten willst, spielt das keine Rolle", sagte die Mor'Daer-Hälfte des Dualen Kapitäns. „Mir ist bekannt, dass dir mit Zwang keine Informationen zu entlocken sein werden. Wahrscheinlich auch deinen Begleitern nicht."
    Ich schwieg beharrlich. „Du würdest also lieber sterben, als die Geheimnisse dieser Galaxis zu verraten?"
    Der Duale Kapitän herrschte mich im selben Atemzug an: „Wo befindet sich der Stützpunkt der USO? - Quinto-Center wird über kurz oder lang ohnehin von den Traitanks vereinnahmt werden. Also?"
    „Wie du schon sagtest, Kapitän: Die Koordinaten, selbst wenn sie mir bekannt wären, nähme ich lieber mit ins Grab."
    Sekundenlang schienen sich die beiden Köpfe anzuschauen. Das konnte ebenso eine
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