Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2322 - Die Schläfer von Terra

Titel: 2322 - Die Schläfer von Terra
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
das Unvermeidliche so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Wenn Daellian ihm seinen Urlaub vermasselte, hatte er einen Todfeind.
    Sunday betrat den Hangar, in dem bereits mehrere Offiziere warteten. Er trat zu ihnen, grüßte respektvoll und versuchte, so entspannt wie möglich auszusehen.
    Doch sein Lächeln gefror, als er die weibliche Gestalt sah, die sich plötzlich zu ihm umdrehte. Er hatte sie nur von hinten gesehen, das Rot der Haare konnte Zufall sein. Aber nun blickte er in die grünen Augen von Shawnette Corks, Kommunikations-Offizier wie er. Sie hatte ihre beste Uniform an, das wilde Lockenhaar mit einer Spange gebändigt, und trug eine Mappe unter den linken Arm geklemmt. „Du auch?", fragte sie flüsternd, als er neben ihr stand. „Sollten wir zwei etwa den gleichen Spezialauftrag haben?"
    Verdammter Mist!, dachte Arlsson nur, als er all seine Felle davonschwimmen sah.
    Und das nur wegen diesem alten Ekel Daellian!
    Der Rest waren pure Mordgedanken.
    Monterey, Kalifornien, Amerika Die Nacht war bereits kühl. Das ehemalige Fischernest an der kalifornischen Pazifikküste lag still unter der glimmenden Glocke, die seit drei Tagen an die Stelle des funkelnden Sternenhimmels getreten war. Der Schein des Kristallschirms spiegelte sich auf den anrollenden Wellen des Ozeans. Der Sand, durch den Fiona Arlings und Gerd Herwald schritten, glitzerte rötlich, und Fiona kam es so vor, als wateten sie durch Blut, wenn ihre nackten Füße von Wasser umspült wurden.
    Die beiden Menschen gingen auf ein Feuer zu, das in einiger Entfernung brannte.
    Hinter ihnen, weiter oben am Strand bei den Häusern der Fischer und den Türmen der Touristenhotels, war Herwalds Gleiter geparkt. Es war nicht der einzige. „Eines will mir nicht einleuchten",, sagte Fiona. „Wenn dieser Nukleus uns unsere Kinder zurückgebracht hat, wenn sie in ihm weiterexistieren, wie wir glauben sollen - weshalb berichten die Medien dann überhaupt offen darüber? Ich meine, können die sich denn nicht vorstellen, dass wir unsere Kinder wiedersehen wollen?"
    „Wie meinst du das?", fragte er. „Niemand hat sich bisher mit uns in Verbindung gesetzt", schnaubte die Rancherin. „Niemand scheint sich Gedanken darüber zu machen, dass dieser >Nukleus< viele tausend Einzelschicksale beherbergt und dass mit jedem davon andere Schicksale verknüpft sind. Deins beispielsweise und meins. Für die Regierung und die Systemöffentlichkeit waren es früher nur >die Monochrom-Mutanten< und ist es heute >der Nukleus<.
    Nie sieht man Gesichter, hört Namen.
    Niemand spricht von unseren Söhnen und Töchtern, niemand hat sich je um uns, ihre Eltern, geschert. Alles, was wir bekamen, war eine Nachricht mit dem Bedauern der Ministerin für Mutantenfragen - schöne, erhabene Worte. So einfach."
    „Du magst sie nicht besonders", meinte der Mann, dessen Gesicht niemals den traurigen Ausdruck zu verlieren schien. „Ich habe verdammt keinen Grund dazu", sagte Fiona verbittert und schnippte ihre Kippe weg. „Mein Kind ist fort, und alles, was ich bekam, war Bedauern. Heute aber sind unsere Kinder zurück, und sie könnte etwas tun. Diese Ministerin könnte uns Eltern nach Galapagos fliegen lassen, auf LFT Kosten, um sie noch einmal sehen zu können. Aber was tut sie? Nichts!"
    „Na, zumindest hindert sie uns auch nicht daran", wandte Gerd ein. „Soll sie's ruhig versuchen!"
    „Es wäre nicht so abwegig - vom Nukleus hängt sehr viel ab, vielleicht unsere gesamte Existenz. Da will die Regierung ihn doch sicher schützen." Er bemerkte ihren betroffenen Gesichtsausdruck. „Was ist?"
    „Du ... du hast es auch schon gesagt: der Nukleus. Sogar du erkennst dein eigen Fleisch und Blut nicht mehr."
    Fiona wandte sich ab und stolperte allein den Strand entlang.
    Gerd Hellweg blieb stehen und sah ihr nach, bis sie verschwunden war. Dann folgte er ihr.
     
    *
     
    „Meine Tochter Hella", sagte Gerd Herwald, als er Fiona erreichte, „war gerade erst fünfzehn."
    Fiona hustete nervös. „George zwei Jahre älter. Jetzt wäre er beinahe sechzig. Er ... wollte immer Pilot werden und die großen Schiffe fliegen."
    Zwei Minuten lang gingen sie schweigend nebeneinanderher, während die Dunkelheit tiefer wurde. „Wie viele?", fragte sie. „Wie viele sind wir?"
    „Warte es ab."
    Sie waren jetzt nahe. Lichter tauchten auf.
    Fiona kniff die Augen zusammen und konnte Gestalten erkennen, die um,das Feuer herumsaßen oder -standen. Sie konnte es prasseln hören, dann die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher