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2313 - Das Goldene System

Titel: 2313 - Das Goldene System
Autoren: Unbekannt
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hinterher. Sie hatten die Zentrale gerade erst verlassen, da materialisierte Gucky.
    „Marc fühlt sich auf die Seite gedrängt", piepste der Ilt.
    „Kannst du neuerdings Gedanken lesen?"
    „Unsinn." Gucky schüttelte den Kopf.
    „Mit etwas gutem Willen spürt das jeder.
    Ich an seiner Stelle wäre ebenfalls enttäuscht. Er will uns helfen, Atlan."
    „Dazu wird er noch genügend Gelegenheit haben. Vorerst hilft er uns am besten, wenn er friedlich in Morpheus' Armen liegt."
    „Der Junge schläft jetzt!", meldete die Medostation. „Seine biometrischen Werte haben sich sehr schnell normalisiert."
    Atlan blickte die Medikerin fragend an.
    „Was soll ich sagen?" fuhr Dr. Nicole Saats fort. „Marc gab sich alle Mühe, äußerlich ruhig und gefasst zu erscheinen, trotzdem hätte ihn die innere Anspannung bald kollabieren lassen."
    „Das war von jeher ein Problem jugendlicher Ungeduld", bemerkte Atlan.
    „Eines ist hoffentlich klar: Wir brechen diese Mission eher ab, als dass ich zulasse, dass Marc Schäden davonträgt."
    „Die Überwachung seiner Körperfunktionen ist lückenlos", erwiderte Dr. Saats. „Aber weil du von jugendlicher Ungeduld gesprochen hast..."
    „Ja?", fragte Atlan nach, als die Ärztin verstummte.
    „Für mich ist diese Feststellung wieder ein Ausdruck der polarisierten Sichtweise aller potenziell Unsterblichen. Zeit spielt für euch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Aber Marc ist jung und will seine Vorstellungen möglichst sofort und gleichzeitig umsetzen - weil er fürchtet, dass ihm andernfalls die Zeit davonläuft."
    „Danke, Nicole." Atlan nickte knapp.
    „Leider stellt Marc für unsere Expedition derzeit eine größere Bedrohung dar, als er selbst wahrhaben will. Ich kann ihm vorerst den Tief schlaf nicht ersparen."
    Ein rascher Blick zur Panoramagalerie zeigte dem Arkoniden, dass die VE-RACRUZ im Begriff stand, den sicheren Bereich des Ijor-Systems zu verlassen.
    Die Maschinen des 1500 Meter durchmessenden Kugelraumers mit der Serienkennung EX-6 waren den Dolben der Charonii deutlich überlegen. Dennoch bedurfte das Schiff der schützenden Fähigkeiten der Strukturpiloten, um den Flug durch die Wolke zu überstehen.
    Die Biopositronik der VERACRUZ und der leistungsschwächere Rechner der DORYNA bildeten mittlerweile eine Einheit.
    Das Strukturgestöber der Charon-Wolke verdichtete sich rasch. Auf gewisse Weise erinnerte der freie Weltraum des Ijor-Systems an eine einsame Insel, gegen deren Küste der Ozean brandete.
    Die mentalen Kräfte der Charonii-Piloten bauten rings um die beiden ungleichen Raumschiffe eine geschützte Zone auf, während von außen die tödlichen Energien heranpeitschten. Lichteruptionen tobten. Vielleicht bildete das von den Charonii geschaffene Strukturauge sogar eine eigene Dimension, so genau war das nicht anzumessen.
    Atlan sah, dass im Bereich des Pilotenplatzes ein Teil der Hologramme erlosch, Major Anthos lehnte sich zurück und schüttelte benommen den Kopf. Kempo Doll'Arym hatte von der DORYNA aus wieder die Steuerung beider Schiffe übernommen.
    Die Beschleunigung stieg vorerst nicht über fünf Kilometer pro Sekundenquadrat - das war der Höchstwert, den die Strukturdolben auch aus eigener Kraft erreicht hätten.
    Das nahe Ijor-System verschwand aus der optischen Erfassung. Eine Zeit lang zeigte die Ortung stattdessen zumindest verwaschene Schemen, dann war da nichts mehr außer diesem wilden, an den Nerven zehrenden „Schneetreiben". Nur die Charonii erkannten in dieser Umgebung noch Strukturen: Wirbel, Regionen unterschiedlichster Dichte oder gar Einschlüsse von freiem Weltraum, das alles in steter Bewegung begriffen und sich gedankenschnell verändernd ... Die Strukturen gingen ineinander über, vereinten sich, flössen gischtend dahin und rissen beide Raumschiffe mit sich. Mit aller Kraft kämpfte die VERACRUZ gegen die Gewalten an.
    Wie eine Fähre inmitten eines reißenden Stromes ,.. Atlan stockte bei diesem Gedanken. Welchen Preis werden wir bezahlen müssen, damit wir unser Ziel erreichen?, fragte er sich, und das keineswegs zum ersten Mal.
    Narrt, tadelte sein Logiksektor. Dass diese Sternenwolke den Eigennamen Charon trägt, hat nichts mit barbarischen Kulten von Larsaf III zu tun, wie du selbst sehr wohl weißt!
    Doch längst erinnerte den Arkoniden der Name Charon an den Fährmann der griechischen Mythologie, der die Toten über den Fluss Styx zum Hades geleitet hatte. Es war üblich gewesen, den Verstorbenen vor der Bestattung
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