Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
durch den Hyperorkan einwärts verschoben.
    Welch ein Monster, dachte Sheerdurn. Und ausgerechnet heute sind der Bengel, sein Mädchen und seine Eltern da draußen.
    Sogar er, mit den kläglichen Überresten der Gaben, spürte den Aufruhr im lebensfeindlichen Äther rings um die Enklave. Es hätte der Nachrichtensender nicht bedurft, die vom „stärksten Sturm seit Jahrzehnten" sprachen.
    Dutzende Strukturdolben kreuzten gemäß Flugplan in der betroffenen Region. Nach Schätzungen, die auf Erfahrungswerten beruhten, umfasste diese ein Gebiet von acht bis zehn Lichtjahren Durchmesser.
    Sheerdurn versuchte die Erinnerung an den Tag zu verdrängen, da er selbst Opfer eines solchen Phänomens geworden war.
    Vergeblich sträubte er sich gegen die grauenvollen Bilder. Gegen den Horror, Mitglieder seiner Besatzung dahinwelken, buchstäblich verdorren zu sehen ...
    Vermutlich spielten sich jetzt, in diesem Augenblick, an Bord der Schiffe da draußen ähnliche Szenen ab. Falls sie nicht bereits von den titanischen Kräften zerrieben worden waren, in Stücke gerissen, binnen Sekunden zermalmt.
    Sheerdurn betete zu Göttern, an die er nicht glaubte.
    Volle zwanzig Stunden tobte der Orkan. Die Bewohner der Pilotenstadt bangten um ihre Angehörigen, lange, nicht enden wollende Zeit.
    Dann trafen die ersten Dolben ein, schwer beschädigt, oft buchstäblich „auf den letzten Töpfen".
    Von einigen sollte man viele Wochen später erfahren, dass sie sich in andere bewohnte Systeme hatten retten können und dort repariert wurden. Doch mehr als ein Drittel der Schiffe kehrte nicht wieder heim.
    Darunter die CELOWEZ.
     
    *
     
    Ein halbes Jahr nach dem Struktursturm fand in der Ken’Karawan-Halle des Messegeländes eine Gedenkfeier für die Verschollenen statt. Entgegen seinen Gewohnheiten nahm Sheerdurn daran teil. Obwohl er große Ansammlungen von Personen hasste, überwand er sich. Er wollte Kempo, Auhara und den anderen die letzte Ehre erweisen.
    Ewig schade um den Bengel, dachte er, während der Chor eines der traditionellen, für die Nation Dubox typischen, getragenen Lieder intonierte. Also ist doch alles umsonst gewesen.
    Dabei hatte er so sehr gehofft, sein Schützling würde einmal das Weltbild der Charonii erweitern. Ihm, ihm allein hätte Sheerdurn zugetraut, den vorherrschenden, engstirnigen Isolationismus zu überwinden. „Wenn ich groß bin, fliege ich hinaus aus der Weltenwolke. Und dich, Alter, nehme ich mit." Tja. Daraus wurde nun wohl nichts.
    Der Strukturfolger hielt eine in ihrer Schlichtheit ergreifende Rede. Dann erschien auf dem Holoschirm das feiste Gesicht Khal Pif’Derans, der vom Planeten Bocyn zugeschaltet wurde.
    Wie immer salbaderte der Ratsherr endlos pathetisch. Liebe zur Heimat, gerade in Stunden des Leids, Stolz auf das Errungene und Dankbarkeit für die Opfer, niemals vergessen, für immer im Herzen bewahren ...
    Sheerdurn ballte die Hand in der Tasche. Er glaubte dem schleimigen Schwätzer kein Wort. Im Unterschied zu fast allen anderen Anwesenden wusste er, wozu Pif’Deran fähig war.
    Elender Intrigant, gewissenloser!
    Er wechselte einen Blick mit Kempos Tante Nedelja, die unweit von ihm am Rand der Menge stand. Sie schnitt eine Grimasse. Dann fasste sie sich ans linke Ohr, wo sie einen kleinen Funkempfänger trug.
    Ihr Gesicht verzog sich weiter. Zu ungläubigem Staunen ... und grenzenloser Freude. „Der Junge!", rief sie, lachend und weinend zugleich; ungeachtet der Leute, die sich, erbost über die Störung der Zeremonie, nach ihr umdrehten. „Kempo und Auhara – sie leben!"
     
    *
     
    So schnell es ihre alten Knochen erlaubten, rannten sie zum Pier.
    Eine Dolbe kam hereingeschwebt. Den Zeichen am Bug zufolge gehörte sie zur Nation Jil. „Sieh an. Jileenos", sagte Sheerdurn. „Seltene Gäste."
    Nedelja fand jenen Cousin, der am Raumhafen Dienst tat und sie verständigt hatte. „Ist es wahr? Sie sind an Bord und wohlauf?"
    „Die beiden, ja. Sreda hingegen hat’s erwischt. Und Danoit ..." Er wiegte traurig den Kopf. „Bitte entschuldige mich; muss meinen Pflichten nachkommen."
    Die Strukturdolbe legte an. Das Summen ihrer Motoren erstarb, dann entfaltete sich eine Treppe, und die Passagierluke ging auf.
    Kempo und Auhara schritten die Stufen herunter. Zwischen sich führten sie ein Wesen, das nur noch entfernte Ähnlichkeit mit Danoit Urt’Arym besaß.
    Halb schoben, halb trugen sie die verkrümmte, bibbernde, sabbernde Gestalt in der von Auswurf bekleckerten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher